Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem hält Generalversammlung in Rom
Leonardo Visconti di Modrone, Generalgouverneur des Ritterordens, sprach von einem „kontinuierlichen Fluss“ an Zuwendungen für das Heilige Land in diesen Tagen. Er könne die Höhe der Beiträge nicht beziffern, aber alleine heute morgen habe ihn die Nachricht über gesammelte Gelder in der Höhe von 100.000 Euro aus Kanada erreicht. Die Spenden gingen direkt an das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, das die Bedürfnisse vor Ort am besten kenne. In die katholische Pfarrei von Gaza hätten sich rund 500 Menschen geflüchtet, man stehe in täglichem Austausch über die Lage mit dem Patriarchat.
„Der Orden unterstützt permanent die Mutterkirche Jerusalems, das Lateinische Patriarchat“, sagte der Großmeister des Ritterordens, Kardinal Fernando Filoni. Dabei gehe es nicht nur um die materiellen und pastoralen Werke, sondern auch um die Unterstützung der „grundsätzlichen Sendung des Patriarchats: inmitten einer Realität zu leben, die aus der jüdischen und der muslimischen Welt besteht.“ Die kleine christliche Minderheit hätte dabei den Auftrag, „ein Instrument des Zusammenlebens und des Friedens“ zu sein, betonte der langjährige Diplomat des Heiligen Stuhles.
Kardinal Filoni gegen einseitige Parteinahme pro Israel oder pro Palästina
Christen und Christinnen seien „Brücken zwischen verschiedenen Realitäten, weil wir sie in unsere Realitäten einbeziehen“, fuhr der Kardinal fort. Er wandte sich ausdrücklich gegen einseitige Parteinahmen. Auch im gegenwärtigen Moment extremer Spannung „kann man nicht denken, dass Israel nicht das Recht hat, zu leben, zu existieren und zu sein. Dasselbe gilt für das palästinensische Volk. Es sind zwei Rechte, und das eine ist dem anderen nicht überlegen.“ Wenn eine solche Logik der Spaltung fortdauere, werde es schwer, aus der gegenwärtigen dramatischen Situation im Heiligen Land herauszukommen, so Filoni, der Jahrzehnte seines Lebens als päpstlicher Diplomat im Nahen Osten zugebracht hat, unter anderem im Iran, im Irak und in Jordanien.
Hintergrund
Der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist ein in 40 Ländern vertretener päpstlicher Orden. Er entstand 1868 als römisch-katholischer Laienorden zur Unterstützung des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem. Heute gehören ihm rund 30.000 Priester und Laien, Männer und Frauen an.
Nach seinem inneren Reformprozess der vergangenen Jahre will der Orden vermehrt auf die spirituelle Fortbildung seiner Mitglieder zählen, sagte Visconti di Modrone. Deshalb seien dieses Jahr erstmals bei einer Generalversammlung („Konsulta“) die etwa 60 Großpriore des Ordens eingeladen, Priester, die in der Vereinigung als geistliche Begleiter dienen. „Die Verbindung zwischen Laien und Geweihten muss bestärkt werden“, begründete der Generalgouverneur die Innovation. Aus der besonders geistlichen Bildung erwachse das Engagement des Ritters und der Dame, sich im Orden zu engagieren. Es gehe nicht nur um die Ausbildung der Novizen, sondern um eine laufende Formation.
Die bevorstehende Generalversammlung ist die erste nach der Genehmigung der neuen Ordensstatuten durch Papst Franziskus 2020. Der Orden hat sich inzwischen auch eine neue Allgemeine Ordnung gegeben und ein neues Rituale für die Zelebrationen erarbeitet. Der rechtliche Sitz des Ordens ist im Vatikan, Verwaltungssitz der Kirchenkomplex Sant'Onofrio auf dem Gianicolo-Hügel und der repräsentative Hauptsitzseine ist im Palazzo della Rovere, einem mittelalterlichen Gebäude auf der Via della Conciliazione. Ein Teil des Palazzos ist an eine Luxus-Hotelkette vermietet, die Einnahmen decken nach Angaben Visconti di Modrones die laufenden Kosten des Großmagisteriums.
(vatican news – gs)
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