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Paolo Ruffini, Präfekt des vatikanischen Kommunikations-Dikasteriums, bei einem Synoden-Briefing im Vatikan Paolo Ruffini, Präfekt des vatikanischen Kommunikations-Dikasteriums, bei einem Synoden-Briefing im Vatikan 

Synode: Debatten über Krieg und Frieden

Bei der Weltbischofssynode, die sich aktuell im Vatikan trifft, geht es viel um das Thema Frieden - nicht nur im Heiligen Land, sondern weltweit. Das hat der Präfekt des vatikanischen Kommunikationsdikasteriums, Paolo Ruffini, betont. Am Synoden-Briefing im vatikanischen Presseamt diesen Donnerstag nahm auch die aus Israel stammende Präsidentin der Fokolarbewegung Margaret Karram teil, die am Morgen bei der Synode ein Gebet für Frieden in Israel und Palästina gesprochen hatte.

Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Das Friedensgebet am Morgen mit allen Synodenteilnehmern habe sie sehr bewegt, sagte Karram beim Pressebriefing am Donnerstagnachmittag: „Es war ein sehr eindringlicher Moment für mich, denn seit der Krieg ausgebrochen ist, ist mein Herz zerissen, in tiefem Schmerz. Ich habe mich gefragt, was ich hier mache und ob ich nicht mehr tun kann für den Frieden. Und dann war das erste, sich dem Gebet anzuschließen, zu dem Papst Franziskus aufgerufen hat", erklärte sie. Karram ist arabische Christin, sie wurde in der israelischen Stadt Haifa geboren.

„Es gibt viele Schritte für Frieden, aber ich glaube auch an die Kraft des Gebets“

Es sei sehr schön, dass bei der Synode so viele Menschen aus aller Welt versammelt sein. Am Morgen einen kurzen gemeinsamen Gebetsmoment für den Frieden zu halten, sei sehr wichtig gewesen: „Es gibt viele Schritte für Frieden, aber ich glaube auch an die Kraft des Gebets", betonte sie. Auch das Tagesevangelium habe ihr diesbezüglich Mut gemacht, wo es heißt „Bittet, so wird euch gegeben". 

Frau Karram
Frau Karram
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Synodalität kann zu Friede beitragen

Nun bei der Synode zu sein, stehe auch nicht im Gegensatz zu ihrem Einsatz für Frieden. Die Erfahrung der vergangenen Tage habe gelehrt, was gemeinsames Vorangehen heiße. Dialog sei zwar nicht immer so einfach. Aber die Synode zur Synodalität mache ihr große Hoffnung. Denn wenn bei der Synode, bei der es darum gehe, aufeinander zu hören, in Respekt, trotz unterschiedlicher Ansichten, „in diesem aufeinander Hören, miteinander Gehen, nicht nur eine Methode gefunden wird, sondern ein Lebensstil der Kirche, der sich auf andere Bereiche ausweiten lässt, dann kann das auch zum Bau von Brücken des Friedens beitragen", so die Präsidentin der Fokolarbewegung, Margaret Karram. 

Sie rief zudem die ganze internationale Gemeinschaft auf, sich für Verhandlungen im Nahen Osten einzusetzen. Auch arabische Länder sollten dies tun. Es dürfe nicht um persönliche Interessen gehen, sondern um Frieden und das Wohl der Menschen. Sie mahnte zudem Respekt der Menschenrechte aller Völker sowie Versöhnung zwischen allen an. Die Präsidentin der Fokolarbewegung berichtete auch von internationalen Friedensintitativen. Berührt hätten sie auch viele Nachrichten hebräischer Freunde, die sich aufgrund der Lage in Gaza sorgten. 

„Anderen mit Respekt zuhören - auch wenn es unterschiedliche Meinungen gibt - das kann auch zum Bau von Brücken des Friedens beitragen“

Synodensprecherin Sheila Leocádia Pires sagte, das Thema Friede und Dialog sei auch bei den Synoden-Beratungen am Mittwochnachmittag Thema gewesen, bei denen 334 Teilnehmende anwesend waren und 36 Vorträge gehört wurden. Es wurde weiter das Arbeitsdokument zur Synode bearbeitet, mit den Punkten B1-B1.5.  Interreligiöser und interkultureller Dialog sei ein bedeutendes Thema gewesen. Es sei zu mehr Dialog und Versöhnung aufgerufen worden, konkret etwa auch mit Indigenen; auch um Kolonialismus und seine Auswirkungen sei es gegangen. Es sei betont worden, dass alle Menschen Sünder seien und Versöhnung und Vergebung wichtig.

Die katholische Kirche solle zudem eine Willkommenskultur leben. Es sei um aus der Kirche Ausgeschlossene oder an den Rand Gedrängte gegangen sowie um die Rolle von Frauen. Auch der Umgang mit Aidskranken sei angesprochen worden. Ein weiteres Thema sei der christliche Glaube in der westlichen Welt gewesen, wo weniger junge Leute am Christentum und katholischen Lehren interessiert seien. Auch die Bedeutung des Zuhörens wurde erneut betont. Es gab auch Vorschläge, wie die Kultur des Zuhörens besser in der katholischen Kirche verankert werden kann, etwa durch Workshops oder Zuhör-Veranstaltungen. 

Der Präfekt des vatikanischen Kommunikationsdikasteriums, Paolo Ruffini, gab bekannt, das 2. Modul (Sektion B des Arbeitsdokuments) sei abgeschlossen worden, und die 35 Arbeitsgruppen hätten ihre Berichte dem Synodensekretariat übergeben. 

„Betet für Frieden, Friede ist möglich!“

Erzbischof Andrew Nkea Fuanya aus Kamerun, Präsident der Bischofskonferenz von Kamerun, betonte beim Briefing gleichfalls die Bedeutung der Synode für Frieden. „Wir müssen alle für Frieden eintreten, als eine Kirche, gemeinsam. (...) Betet für Frieden, Friede ist möglich!", so sein Appell. 

Mit Blick auf seinen Kontinent erklärte er, die Synode sei ein „Trost für Afrika", das sich oft alleingelassen und vergessen fühle. Die Synode sei eine Chance, dass die Stimme Afrikas gehört werde. Zudem könne die Synode auch Vorbild sein; Synodalität werde in Afrika schon gelebt. Alle seien wie große Familien. Die Basisgemeinden würden einbezogen und immer als erste gehört. Erst danach gehe es auf weitere Ebenen und erst ganz am Ende zur Diözesanleitung: „Die afrikanische Kultur hilft dabei, synodal zu sein."

Lage im Irak

Schwester Caroline Jarjis von der Kontinentalversammlung Nahost ist Ärztin und auch im Bereich Frauenförderung sowie Bildung aktiv. Sie kommt aus Bagdad im Irak. Sie sagte beim Pressebriefing: „Ich komme aus einem Kriegsland, hier sind Christen in der Minderheit, es gibt viel Leid.

„Hier sind Christen in Minderheit, es gibt viel Leid“

Aber ich habe die Hoffnung, dass unsere Kirche auch als Minderheit eine ,reiche` Kirche ist. Die Märtyrer und ihr Blut geben uns Kraft, weiterzumachen. Ich bringe diese Kraft mit und gehe mit noch mehr Kraft weiter, weil ich merke, dass die Kraft der ganzen Weltkiche da ist.  (...) Wir sind eine Familie. Beim Ergebnis der Synode geht es um mehr als ein Dokument, das am Ende herauskommt - es geht um ein Gefühl der Gemeinschaft, um Teilen des Leids."

„Mehr als ein Dokument, was am Ende raus kommt, es geht um ein Gefühl der Gemeinschaft, Teilen des Leids“

Mit Blick auf die Lage von Kardinal Louis Raphael Sako, Patriarch der chaldäischen Kirche, betonte sie, Sako habe Grund gehabt,  Bagdad zu verlassen. Es müsse möglich sein, im Land in Würde leben zu können. Die Lage in Bagdad für sie und die Christen sei gut, aber sie müssten auch die Anerkennung der Würde Sakos fordern, und sie seien vereint mit ihm. Es gebe noch keine Lösung in dem Konflikt um den Patriarchen. Sie betonte, Minderheiten dürften nicht als Bürger zweiter Klasse behandelt werden.

Junge Leute einbeziehen, Evangelisierung stärken

Bei den Beratungen der Synode und beim Pressebriefing ging es auch um das Thema Jugend und Ausbildung sowie Evangelisierung. Es sei wichtig, junge Menschen einzubeziehen, und es müsse neben den Sakramenten auch um soziales und gesellschaftliches Engagement und Präsenz der Kirche gehen, hieß es. Karram betonte, Bildung sei für die ganze Kirche immer wichtig. Der Weltjugendtag habe gezeigt, es gebe „Durst, in der Begegnung mit Jesus gestärkt zu werden". Immer müsse Jesus im Zentrum stehen und auch im Leben bezeugt werden.

Der vatikanische Kommunikationschef Ruffini verwies auch auf die Bedeutung des Pilgerwegs der Synodenteilnehmer am Donnerstagnachmittag zu den Katakomben in Rom. Dies sei „ein bedeutender Bestandteil des synodalen Prozesses."   

(vatican news - sst) 

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12. Oktober 2023, 15:37