Vatikanische Museen: Neue Nekropole öffentlich zugänglich
Paolo Ondarza und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt
Die Nekropole ist ein außergewöhnliches Beispiel einer römischen Gräberanlage und war bisher nur Forschern zugänglich, berichtet die Direktorin der Vatikanischen Museen, Barbara Jatta im Interview mit uns:
„Ganz neu ist, dass der Zugang direkt bei der Piazza Risorgimento nun für alle Besucher offen ist. Die Vatikanischen Museen haben ihr Führungsangebot entsprechend erweitert: So ist es möglich, einen unglaublichen, wunderbaren und bisher kaum bekannten Ort zu entdecken."
Da es das römische Gesetz aus Gründen der Sicherheit und der Hygiene verbot, Verstorbene innerhalb der Stadtmauern einzuäschern und zu bestatten, lagen die Gräberanlagen außerhalb des Stadtzentrums. Die Nekropole an der Via Triumphalis wurde bereits Ende der 1950er Jahre entdeckt. Der ausgezeichnete Zustand der Fundstücke macht diese archäologische Stätte laut Jatta einzigartig - und hilft, nicht nur mehr über Tod und Bestattung, sondern auch über das Leben im antiken Rom zu erfahren:
„Gerade weil die hier gefundenen archäologischen Ausgrabungen so besonders sind, soll sie nun jeder sehen können. In vielen Fällen hat man auch mit Inschriften versehene Grabstelen gefunden, die nicht nur über die Namen der Verstorbenen Aufschluss geben – oft Angehörige der Mittel- und Unterschicht des kaiserzeitlichen Rom – sondern auch über deren Geschichte, über den Tod aber auch vor allem auch über das Leben der Römer, über ihre Traditionen und die Gesellschaft. Und alles ist außergewöhnlich gut erhalten, weil es wohl um das 4. Jahrhundert herum einen Erdrutsch gab, der alles verschüttet und sozuzsagen versiegelt hat, so dass diese Grabstätte an der Via Triumphalis beim Vatikan perfekt erhalten ist und uns heute von ganz vielen Jahrhunderten berichtet."
Bei der Besichtigung wechseln sich fein geschnitzte Sarkophage mit Statuen, Stuckarbeiten, Mosaiken, Fresken und Flachreliefs mit Inschriften ab. Die Artefakte geben einen Einblick in das tägliche Leben derjenigen, die damals außerhalb der Stadtmauern begraben wurden, wie es das römische Gesetz vorschrieb.
„Es ist wirklich eine einzigartige Ausgrabungsstätte, die wir nicht nur für Forscher und Gruppen zugänglich gemacht haben, sondern auch für Einzelpersonen. Jeder, der interessiert ist, wie die Menschen Jahrhunderte vor uns gelebt haben, wie die Gesellschaft war, kann kommen. Es gibt auch Touchscreens und Erklärungen, so dass man auch ohne Führung die Nekropole erkunden kann. Mit Hilfe unserer Förderer Patrons of the Arts, verschiedener Spezialisten, unseren eigenen Archäologen und vieler weiterer Forscher haben wir alles auch didaktisch aufbereitet, um die ganze Geschichte ans Licht zu bringen", erklärt Museumdirektorin Jatta im Interview mit Radio Vatikan.
Online-Anmeldung nötig
Wer die Nekropole der Via Triumphalis besichtigen will, hat dazu nun immer freitags und samstags Gelegenheit. Tickets können online über die offizielle Internetseite der Vatikanischen Museen (tickets-museivaticani.va) gebucht werden. Einzelpersonen zahlen für die Führung, die bisher auf English verfügbar ist, mit Eintritt und Vorverkaufsgebühr 20 Euro; ermäßigt 19 Euro. Die Führung dauert etwa 1,5 Stunden und ist nicht für Leute mit Gehbehinderung geeignet. Kinder unter 13 Jahren müssen von Erwachsenen begleitet werden, zudem ist festes Schuhwerk nötig. Wer nicht in Rom ist oder geh-beeinträchtigt: Über die Internetseite www.museivaticani.va ist auch ein virtueller Rundgang möglich.
Die Nekropole an der Via Triumphalis wurde auch mit Blick auf das Heilige Jahr 2025 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, berichtet Museumsdirektorin Jatta. Die Vatikanischen Museen erweitern ihr Angebot angesichts des erwarteten Besucherstroms:
„Wir verstärken auch unsere Besuchsangebote für Castel Gandolfo, zum Heiligen Jahr wird es aber auch verlängerte Öffnungszeiten geben. Die Tickets sind alle namentlich, um gegen einen inoffiziellen Weiterverkauf vorzugehen, den es manchmal im Tourismus auch gibt. Wir wollen einen Besuch anbieten, der kulturell, künstlerisch aber auch spirituell ist."
(vatican news - sst)
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