Kardinal Becciu Kardinal Becciu  Leitartikel

Ein Prozess, der die Rechte aller garantierte

Anmerkungen am Rande zum Urteil über den Verkauf der Immobilie in der „Sloane Avenue“ in London

Andrea Tornielli

Es ist sicherlich falsch, von einem „Jahrhundertprozess“ zu sprechen, auch wenn das, was an diesem Samstagabend in der Mehrzweckhalle der Vatikanischen Museen zu Ende gegangen ist, zweifelsohne ein wichtiger Prozess war. Es war der erste Prozess dieses Ausmaßes, seit es den Staat der Vatikanstadt gibt, also seit den Lateranverträgen von 1929. Es war ein langer und mühsamer Prozess, der in das „lebendige Fleisch“ der Finanzverwaltung des Heiligen Stuhls geschnitten hat und sowohl die Art und Weise, wie in einigen Fällen Gelder verwaltet wurden, als auch die Versuche einiger externer Akteure, sich kirchliche Ressourcen anzueignen, öffentlich gemacht hat. Angesichts der vorgebrachten Beschwerden und der Elemente, die während der Ermittlungs- und Vorverhandlungsphase zutage traten, setzte man im Vatikan auf den transparenten und notwendigen Weg eines regulären Strafprozesses.

„Der Papst hat die Justiz ihren normalen, institutionellen Weg gehen lassen“

Wie man im Vatikan mit Geld umgeht, das ist seit mehr als einem halben Jahrhundert Gegenstand von journalistischen und manchmal sogar gerichtlichen Untersuchungen. Es war Benedikt XVI., der mutig einen Weg der Transparenz eingeschlagen hat; dieser wurde mit den Reformen von Franziskus entschlossen fortgesetzt. Angesichts von Unregelmäßigkeiten, die den Justizbehörden (nicht von der Justiz anderer Länder, sondern von Stellen innerhalb des Heiligen Stuhls) gemeldet wurden, hat der Papst die Justiz ihren normalen, institutionellen Weg gehen lassen. Jenseits der von einigen gezeichneten Karikaturen war das Verfahren rund um die Investitionen in das Gebäude in der „Sloane Avenue“ und die damit zusammenhängenden Stränge ein fairer Prozess, der sich vollständig in der Verhandlung abspielte und bei dem die Garantien der Angeklagten in vollem Umfang beachtet wurden.

Das Ergebnis dieses Prozesses zeigt uns aber auch, dass die Richter des Gerichts, wie sich das ja auch gehört, mit voller Unabhängigkeit auf der Grundlage des Beweismaterials und der vernommenen Zeugen und nicht etwa auf der Basis vorgefertigter Theorien argumentiert haben. Und sie ließen der Anhörung viel Raum. Das Urteil fiel also unter Wahrung aller Rechte der Angeklagten und unter gebührender Berücksichtigung der Anträge ihrer Verteidiger, ohne dass die Regeln jemals den Wünschen der Staatsanwaltschaft angepasst wurden. Dies zeigte sich beispielsweise in der Entscheidung des Gerichts, die Aussagen von Gianluigi Torzi, die er während seines Verhörs bei der Gendarmerie des Vatikans gemacht hat, als unbrauchbar einzustufen. Aussagen, die andere Angeklagte belasteten, die aber nicht zugelassen wurden, da Torzi nicht selbst vor Gericht erschien, um sie zu wiederholen und zu bestätigen.

„Der Heilige Stuhl und der Vatikanstaat verfügen über die „Antikörper“, um Missbräuche oder Fehlverhalten aufzudecken“

Papst Franziskus sagte im vergangenen Februar bei der Eröffnung des vatikanischen Justizjahres: „Hier müssen wir klar sein und das Risiko vermeiden, sozusagen den Finger mit dem Mond zu verwechseln: Das Problem sind nicht die Prozesse, sondern die Tatsachen und Verhaltensweisen, die sie schmerzlich notwendig machen". Die Vorschriften zur Transparenz, die strenge Kontrolle der Verwaltung der Gelder (auch durch externe Verwalter) und das Bewusstsein, dass es keine Freiräume gibt, werden auf die Dauer dazu beitragen, dass sich eine Verwaltung des kirchlichen Vermögens durchsetzt, die immer mehr der umsichtigen Verwaltung eines guten Familienvaters gleicht. Das Zustandekommen des Prozesses hat gezeigt, dass der Heilige Stuhl und der Vatikanstaat über die notwendigen „Antikörper“ verfügen, um Missbräuche oder Fehlverhalten aufzudecken. Das Verfahren hat gezeigt, dass die vatikanische Justiz ohne Abkürzungen, unter Einhaltung der Verfahrensordnung, unter Wahrung der Rechte jedes Einzelnen und der Unschuldsvermutung vorgeht.

(vatican news)
 

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16. Dezember 2023, 18:16