Hollerich: LGBTQ-Menschen nicht aus Synoden-Dokument „hinausgeworfen“
Das Dokument entspreche in diesem Punkt nicht den vielen Tischdiskussionen und Wortmeldungen in den Plenarsitzungen der Synode, in denen die Thematik wiederholt aufgetaucht sei und sehr unterschiedliche Ansichten zutage gebracht habe, so der Geistliche. Im Abschlussdokument finden sich zwei Stellen, die auf unterschiedliche Ansichten der Synodalen zu Fragen der Sexualität hinweisen. So hielt die Versammlung fest, dass einige Themen, wie die Frage der Geschlechtsidentität und der sexuellen Orientierung nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche umstritten seien, weil sie neue Fragen aufwerfen würden.
An anderer Stelle heißt es „Auf unterschiedliche Weise bitten auch Menschen, die sich aufgrund ihrer Ehesituation, Identität und Sexualität an den Rand gedrängt oder von der Kirche ausgeschlossen fühlen, darum, gehört und begleitet zu werden und dass ihre Würde verteidigt wird.“ Die Synode habe ein tiefes Gefühl der Liebe, der Barmherzigkeit und des Mitgefühls für Menschen, die von der Kirche verletzt oder vernachlässigt werden oder sich vernachlässigt fühlen.
Als Generalrelator sei er gemeinsam mit dem Sekretär der Synode, Kardinal Mario Grech, nicht nur für die gesamte Vorbereitung der Synode, sondern letztlich auch für Schlussdokument verantwortlich, betonte Kardinal Hollerich. In diesem Zusammenhang gelte es, „keine Angst vor Spannungen“ zu haben, „sie sind normal und hilfreich“, zeigte er sich überzeugt. „Spannungen helfen, das Eigene zu relativieren, Bescheidenheit zu erfahren und ins Leben zu bringen. Sie gehören zur Kirche dazu.“
Bei der Versammlung sei es darum gegangen, im gegenseitigen Zuhören in die Richtung zu gehen, die der Geist der Kirche zeigt. Hollerich ist überzeugt, dass das auch funktionierte: „Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben sich in ihren Positionen bewegt - auch das ist ein Indiz dafür. Sie hatten am Ende nicht mehr die exakt gleiche Meinung wie vorher, sie bewegten sich aufeinander zu.“ Das sei eine Frucht des Heiligen Geistes gewesen, so der Luxemburger Kardinal.
Zweiter Synoden-Teil wird theologischer
Bei der zweiten Session der Synode im kommenden Herbst werde es „theologischer werden“ und mehr um das Thema Synodalität gehen, kündigte der Generalrelator an. „Es ist keine Synode über Homosexualität oder Frauen, auch wenn das wichtige Themen sind.“ So werden auch Professoren des Kirchenrechts stark eingebunden sein, „die bereits ausloten können, wie das Kirchenrecht verändert werden muss“, so Hollerich. „Das kann der Kirche einen neuen Frühling bringen. Es geht um dasselbe Kirchenrecht, mit einigen Punkten, die anders sind.“
Zum Kontext, in dem sich diese weltkirchlichen Prozesse ereignen, sagte Hollerich: „Die Welt, wie wir sie kennen, wird verschwinden.“ Die vielen technologischen und sozialen Transformationsprozesse würden „unser ganzes Leben vom Alltag bis zum Menschenbild radikal verändern“. Als Kirche sei man darauf nicht vorbereitet, was zwangsläufig Probleme mit sich bringe. „Die Kirche muss fähig sein, in dieser Neuen Welt von morgen das Evangelium zu verkünden“, schloss Hollerich.
(kap - cs)
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