Parolin: Gegen Menschenhandel hilft internationale Kooperation
Jean-Charles Putzolu – Vatikanstadt
Sexuelle Ausbeutung, Zwangsarbeit und Sklaverei betreffen jedes Jahr weltweit Millionen von Menschen. Nach Angaben der Vereinten Nationen handelt es sich um die drittprofitabelste kriminelle Aktivität. Ende letzten Jahres schätzte das Büro des UNO-Hochkommissars für Menschenrechte, dass 50 Millionen Menschen täglich Opfer von Menschenhandel sind. Viele von ihnen sind Migranten.
Wir sprachen darüber mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, und zwar am Rand eines Empfangs in der Botschaft Marokkos beim Heiligen Stuhl. Parolin ist von König Mohammed VI. zum Mitglied der Königlichen Akademie Marokkos ernannt worden.
Interview
RV: Wie kann die vatikanische Diplomatie, aber auch die Diplomatie im Allgemeinen, dem Menschenhandel ein Ende setzen oder zumindest zu diesem Kampf auf beiden Ufern des Mittelmeers beitragen? Wir wissen ja, dass dieses Thema dem Heiligen Stuhl und dem Papst sehr am Herzen liegt....
Kardinal Parolin: „Ja, natürlich. Es ist ein sehr kompliziertes Thema, weil es so viele Faktoren gibt, die bei der Frage der Migration eine Rolle spielen – ein Thema, das heute besonders schwer zu bewältigen ist. Ich glaube, dass die Lösung dieselbe wäre wie bei vielen anderen Themen: nämlich dass das Problem von allen angegangen wird und dass jeder seinen Teil der Verantwortung bei der Bewältigung dieses Problems übernimmt. Das ist meines Erachtens der wesentliche Punkt. Und dann, dass wir auch unsere Sicht auf die Migration ändern: Wir sollten nicht nur einen negativen Ansatz haben, einen Ansatz der Angst, denn Angst ist nie ein guter Ratgeber. Sondern wir brauchen auch einen positiven Ansatz, der alle Probleme berücksichtigt und versucht, sie zu lösen. Ein gemeinsamer Ansatz, und ein positiver Ansatz!“
RV: Kann der Dialog zwischen den verschiedenen Mittelmeerländern zu einer Annäherung führen?
Kardinal Parolin: „Ja, natürlich! Das ist von grundlegender Bedeutung, und zwar nicht nur für den Mittelmeerraum, sondern für ganz Europa, denn ganz Europa ist von diesem Phänomen betroffen. Leider sind die Anrainerstaaten des Mittelmeers oft - wie soll ich sagen - gezwungen, die Last des Phänomens allein zu tragen, mit all seinem Gewicht. Ich halte es für grundlegend, dass wirklich alle zusammenarbeiten…“
(vatican news – sk)
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