Eine Frau in Gaza Eine Frau in Gaza  (AFP or licensors) Leitartikel

Die Unverantwortlichen und die Verantwortung der Völker

Vor einer Eskalationsspirale im Nahen Osten warnt der Chefredakteur von Vatican News, Andrea Tornielli. Die Welt wolle Frieden, während einige „Unverantwortlichen" auf Rache und Zerstörung setzten - mit fatalen Folgen für die ganze Menschheit. Tornielli appelliert an die Verantwortung der Völker.

Die Unverantwortlichen und die Verantwortung der Völker

Kriegsszenarien und der Schrei der Völker nach Frieden

 

Andrea Tornielli

Was in den letzten sechs Monaten im Nahen Osten geschehen ist und leider auch heute noch geschieht, hält die Welt in Atem: Die grausame Aggression in Israel, die von der Hamas verübt wurde und bei der 1.200 Menschen, zumeist friedliche Zivilisten, getötet wurden; der Bombenteppich und die Invasion des Gazastreifens, bei der fast 34.000 Menschen, zumeist Zivilisten, darunter viele Kinder, getötet wurden; der Angriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus; die Antwort des Irans mit Drohnen- und Raketenangriffen auf israelische Militärziele und nun Israels Antwort mit Angriffen auf militärische Ziele im Iran. Das Risiko, dass die Eskalation in Entscheidungen ohne ein Zurück ausartet und die ganze Welt in einen Konflikt mit unvorhersehbaren Folgen hineinzieht, wird jeden Tag realer.

„Das Risiko, dass die Eskalation in Entscheidungen ohne ein Zurück ausartet und die ganze Welt in einen Konflikt mit unvorhersehbaren Folgen hineinzieht, wird jeden Tag realer.“

Nein zu Krieg, Ja zu Verhandlungen

Mit Papst Franziskus, dem einzigen Staatsoberhaupt der Welt, aus dessen Worten ein Bewusstsein für den tragischen Scheideweg, an dem wir stehen, hervorgeht, sagen wir: Nein zum Krieg, Nein zur Gewalt, Ja zum Frieden, Ja zu Verhandlungen.

„Nein zum Krieg, Nein zur Gewalt, Ja zum Frieden, Ja zu Verhandlungen.“

Vor mehr als zwanzig Jahren, nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001 im Herzen der Vereinigten Staaten, veröffentlichte Johannes Paul II. eine Botschaft zum Weltfriedenstag mit dem bezeichnenden Titel „Kein Friede ohne Gerechtigkeit, keine Gerechtigkeit ohne Vergebung“. Wahre Worte, prophetische Worte. Die Logik der Reaktion und der Rache, der Antwort, die immer folgen muss, setzt eine Spirale in Gang, der man nur schwer entkommen kann und deren katastrophale Folgen die Völker zu tragen haben werden.

Frieden und Gemeinwohl statt Aufrüstung und Krieg 

Unverantwortliche Menschen in dieser Welt investieren riesige Summen in Aufrüstung und in raffinierteste Werkzeuge des Todes und der Zerstörung statt in die Bekämpfung des Hungers, die Verbesserung des Gesundheitswesens, in erneuerbare Energien und in die Schaffung einer nicht Finanzherren unterworfenen und gemeinwohlorientierten Wirtschaft.

„Millionen von Menschen erheben ihre Stimmen und rufen nach Frieden“

Vor diesem Hintergrund kann nur an die Verantwortung der Völker appelliert werden. Während die Gläubigen zu Gott beten, um die Entscheidungen der Regierenden zu inspirieren, erheben Millionen von Menschen ihre Stimmen und rufen nach Frieden. Krieg ist ein Abenteuer ohne Rückkehr: In einer Welt mit Arsenalen voller Atomwaffen werden diese dramatisch wahren Worte von Tag zu Tag immer realer.

 

(vatican news)

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19. April 2024, 12:25