Nuntius an Ostern in der Ukraine: „Licht Christi brennt weiter in unserer Mitte“
Er habe selbst beschlossen, das Fest der Auferstehung in Saporischschja zu verbringen, sagte der Nuntius: „Es ist eine Wahl, die schon für mich selbst wichtig ist, denn an so wichtigen Festen wie Weihnachten und Ostern möchte ich wirklich vor allem mit den Menschen beten, die das Gebet mit Sehnsucht betrachten, mit einem eigenen geistigen Impuls, weil sie keine andere Chance haben. Niemand wird sie retten, so stark ist der Terror des Krieges“.
Immer mehr Menschen, die Hilfe brauchen
Kulbokas hat in Saporischschja katholische Hilfsorganisationen getroffen und gesehen, wie dankbar die Menschen sind, „die ein Stück Brot und etwas dazu bekommen. Weil sie nichts haben, sind sie wirklich dankbar. Viele haben ihre Arbeit verloren, denn die Fabriken sind im Krieg geschlossen, und so wächst die Zahl der Menschen, die diese Hilfe brauchen“.
Dunkelheit der Osternacht „erinnert wirklich an Krieg“
Das Osterfest sei für die Menschen in der Ukraine noch wichtiger als in Ländern, in denen Frieden herrscht, so der Nuntius, denn in Kriegszeiten sei die Gefahr groß, in Verzweiflung zu geraten, weil es so viele Brutalitäten und so viele Schwierigkeiten gebe. Für ihn persönlich sei besonders der erste Moment der Osternacht, das Ausschalten der Lichter, bewegend gewesen: „Diese Dunkelheit erinnert wirklich an den Krieg, und dann brennt nur noch ein Licht - die Osterkerze, Jesus, der in der Dunkelheit leuchtet. Für mich war das der wirklich berührende Moment, denn er macht deutlich, dass der Krieg von Menschen erfunden wurde, die es wagen, Gründe für ihren Angriff auf andere vorzubringen, ohne den Herrn zu fragen, der der Schöpfer ist. Doch das Licht Christi brennt weiter in unserer Mitte“.
Appell von Papst Franziskus zum Austausch der Gefangenen: „Alle für alle“
Den Appell von Papst Franziskus in seiner Osteransprache zum Austausch aller Gefangener zwischen Russland und der Ukraine hat Kulbokas mit der katholischen Gemeinde vor Ort mit Aufmerksamkeit und „wirklich in geistiger Verbundenheit gehört“. Ein noch schöneres Osterfest wäre es für Kulbokas - wie er uns erklärt - gewesen, wenn er ukrainische Gefangene hätte besuchen können. Umgekehrt habe er in der Ukraine bereits russische Gefangene besuchen können.
In Russland könnten wiederum weder der Nuntius noch andere kirchliche Vertreter die Gefangenen besuchen, so Kulbokas. Er bezeichnete es als schwere Last, „zu wissen, dass Menschen unter so schwierigen Bedingungen leben und das Gebot Jesu ‚Geh und besuche deinen Bruder, der im Gefängnis ist‘ einfach nicht erfüllt werden kann. Und wie ergeht es ihnen damit? Viele ehemalige Gefangene, die freigelassen wurden, haben mir erzählt, dass dies die größte Härte ist: das Vertrauen zu verlieren, die Hoffnung zu verlieren, den Glauben zu verlieren“.
Oft sei der Glaube fast das Einzige, das bleibe, aber er wolle diesen Glauben auch berühren und den Gefangenen Mut machen, denn sonst bleibe ihr Leid unermesslich. „Es ist also wirklich ein sehr humanitärer Appell, mit dem sich der Papst an alle Gläubigen und Nicht-Gläubigen wendet, es ist auch ein Appell, dafür zu beten, dass der Herr die Herzen der politisch Verantwortlichen öffnet“, so der Nuntius. An Weihnachten hatte er in der Ostukraine die katholischen Gemeinde in Charkiv besucht, einer umkämpften Stadt nahe der Grenze zu Russland.
(vatican news – vn)
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