Kardinal Zenari: Menschen blicken mit Hoffnung auf Europa
Er außerte sich am Rand einer dreitägigen diözesanen Caritas-Konferenz, die im italienischen Grado stattfand. Bei der Konferenz erinnerte Zenari mit Dankbarkeit daran, dass Papst Franziskus beim Urbi et Orbi am 31. März dazu aufgerufen hatte, die vielen Orte in der Welt, die sich in Schwierigkeiten befinden, nicht zu vergessen, insbesondere Syrien: „Die Syrer sind dankbar für die Worte des Papstes“, unterstrich Zenari. „Es war einer der wenigen Appelle, die am Vorabend dieses tragischen Datums gemacht wurden: nämlich dem Eintritt in das vierzehnte Kriegsjahr. Ein Krieg, der von den Medien und der internationalen Gemeinschaft vergessen wurde. Dieser Appell des Papstes in der Osterbotschaft war wirklich ein frischer Wind für Syrien.“
Die Lage in Syrien
Insgesamt sei die aktuelle Situation in dem Land im Nahen Osten dramatisch, beschrieb der Nuntius weiter: „Nach den Statistiken der Vereinten Nationen sieht es leider schlecht aus und es wird noch schlimmer werden. Die Zahl der Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, ist gestiegen, und zwar um etwa 9 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr: Wir sprechen von drei Vierteln der syrischen Bevölkerung, die in dieser Notlage leben, und die Zahlen belaufen sich auf 16,7 Millionen. Das sind erschütternde Zahlen.“ Doch dazu komme noch die Frage der Rückkehr von Vertriebenen und Flüchtlingen, die nach wie vor ein „sehr ernstes und ungelöstes Problem“ darstelle, so der Kardinal weiter: „Was die Flüchtlinge betrifft, so wissen wir, dass der Libanon die Anwesenheit so vieler von ihnen nicht länger bewältigen kann, aber es gibt immer noch keine Möglichkeiten, sie anderswo unterzubringen. Außerdem leben 90 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Das ist die Situation. Ich bin hier, um über Syrien zu sprechen, auch um ein wenig Hilfe zu erhalten, aber die Armut des Landes kann nicht mit Almosen gelöst werden: Es bedarf einer politischen Lösung, die nach Meinung von Analysten leider noch in weiter Ferne liegt.“
Die Rolle der Kirche
Um der syrischen Bevölkerung zumindest in der größten Not zu helfen, steht die Kirche bereit, um ihren Beitrag zu leisten und sich zu organisieren, um „diese fünf Brote und zwei Fische – denn um mehr handelt es sich angesichts der Zahlen leider nicht - geschwisterlich an fast 17 Millionen Menschen zu verteilen“, erklärt Kardinal Zenari: „Wir können das Problem der Armut nicht allein lösen, aber wir können zumindest die Hilfe verteilen, die ankommt und die leider immer weniger wird, auch wegen der Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine.“
Doch trotz der vielen Schwierigkeiten fehle es nicht an Beispielen der Hoffnung, betont der 78-jährige Italiener, der bereits seit 2008 als Nuntius in Syrien stationiert ist: „Inmitten dieses grauen Szenarios und des Mangels an Vertrauen tauchen dennoch Geschichten des Altruismus auf. Es gibt so viele gute Samariter, so viele gute Veronikas, die die Tränen dieser Menschen trocknen. Nicht nur Christen, sondern Angehörige aller Religionen oder manchmal auch gar keiner Religion. So viele Menschen tun ihr Bestes, um zu helfen, Hunderte von ihnen haben ihr Leben verloren.“
Konkrete Hilfe durch konkrete Wahl
Viele Menschen, denen er begegne, fragten ihn, wie man Syrien helfen könne, fährt der Vatikandiplomat fort: „Viele Menschen blicken mit einer gewissen Hoffnung auf Europa und insbesondere nach Italien. Ich würde sagen, wenn du an die Urne gehst, dann wähle Menschen, Politiker, die den Geschehnissen in der Welt eine politische Wende geben können. Man kann also konkret helfen, indem man Politiker wählt, die helfen können.“
(vatican news - cs)
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