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Die Vorstellung der Papstbotschaft im Pressesaal Die Vorstellung der Papstbotschaft im Pressesaal 

Reaktion zur Papstbotschaft: Es besteht Hoffnung, wenn sich etwas ändert

„Die ökologische Umkehr ist wie jede Umkehrerfahrung ein geistliches Ereignis mit sichtbaren, konkreten Auswirkungen“: Das betont die Sekretärin des Dikasteriums für ganzheitliche Entwicklung, die italienische Ordensfrau Alessandra Smerilli, bei der Vorstellung der Papstbotschaft zum Weltgebetstag für die Schöpfung an diesem Donnerstag im Vatikan.

Christine Seuss - Vatikanstadt

„Es gibt Hoffnung - heute ist es dramatisch klarer - wenn sich die gegenwärtigen Bedingungen ändern", so die Kurienvertreterin bei dieser Gelegenheit. Die „ökologische Umkehr" sei „wie jede Umkehrerfahrung ein spirituelles Ereignis mit sichtbaren, konkreten Auswirkungen," betonte sie mit Blick darauf, dass die diesjährige Botschaft des Papstes zu dem Gebetstag, den die Kirche am 1. September begeht, „einen ausgeprägt theologischen Inhalt“ habe. Dieser gehe jedoch Hand in Hand mit dem neuen Appell des Papstes Laudate Deum vom vergangenen Oktober, der „unter dem Eindruck der sich verschärfenden Klimakrise“ geboren sei:

„Der dringende Aufruf zur Umkehr, der sich aus der geschichtlichen Realität ergibt, aber bereits im Herzen des Evangeliums liegt, verlangt eine Umkehr, die das Gewissen betrifft.“ Es sei der Heilige Geist, der dabei helfe, „Kausalketten“ zu durchbrechen, „die das Schicksal der Welt vorherzubestimmen scheinen“: „Das Neue kann sprießen: Es muss willkommen geheißen und kultiviert werden, es muss erkannt und aufgezeigt werden.“

Die Botschaft, die zusammen mit einem kurzen Video präsentiert wurde, in dem die wichtigsten Punkte zusammenfasst wurden, weise mit ihrem Titel Hoffe und handle mit der Schöpfung bereits auf das Heilige Jahr hin, das unter dem Motto Pilger der Hoffnung steht, betonte Sr. Smerilli.

Gemeinsame Aufgabe aller

Der Text sei nun den „Kirchen, den Christen anderer Konfessionen und allen Frauen und Männern guten Willens zur Betrachtung und Überarbeitung anvertraut“, so die Ordensfrau, die anerkennt, dass „das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung“ nicht nur besonders intensives gemeinsames Nachdenken und Handeln hervorbringe, sondern auch besonders in der Lage sei, „jugendliche Energien und unterschiedliche Spiritualitäten zu mobilisieren“.

Das Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung stehe bereit, um „die Verbreitung der Hoffnung zu begleiten und zu fördern, die die Worte von Papst Franziskus denen vermitteln, die sich für eine nachhaltige Zukunft in Gerechtigkeit und Frieden einsetzen“, versicherte sie in diesem Zusammenhang.

Das kurze Video, das das Dikasterium zu diesem Zweck produziert habe, werde bald in fünf Sprachen zur Verfügung stehen und solle die Ortskirchen bei der Verbreitung der Botschaft unterstützen. Mit Blick auf die Gebetsintention des Papstes für den Monat September, in der es um die Bewahrung der Schöpfung gehen wird, sagte sie: „Gemeinsam mit dem Weltgebetsnetzwerk des Papstes werden wir Sie einladen, konkrete Maßnahmen zu ergreifen und mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf die Bewahrung unseres gemeinsamen Hauses bewusster zu sein.“

Smerilli ist die erste Frau, die als Nummer Zwei in einem Dikasterium der Römischen Kurie eingesetzt wurde und somit unter den derzeit ranghöchsten weiblichen Kurienvertreterinnen. Mit der Kurienreform „Praedicate Evangelium“ vom März 2022 ist es mittlerweile auch möglich, dass Frauen an die erste Stelle eines Dikasteriums rücken können.

Ein Tag, der verbreitet und gefördert werden soll

Der Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung sei ein Tag, den es weiter zu verbreiten und zu fördern gelte, stimmte der nachfolgende Franziskaner Daniel Rodríguez O.F.M., seines Zeichens Direktor des Büros für Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfung des Generalkurie der Franziskanerminoriten, seiner Vorrednerin Smerilli zu. Es handele sich dabei um ein „Geschenk“ der orthodoxen Kirche an die Katholiken und um einen „Ort der Reflexion, der Feier und der Sensibilisierung für die Notwendigkeit, für unser gemeinsames Haus zu sorgen“, so der Franziskaner vor den Journalisten.

Es sei „bewegend zu sehen, wie Gemeinschaften und Pfarreien in vielen Teilen der Welt diesen Tag auf unterschiedliche Weise und mit verschiedenen Ausdrucksformen begehen“. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch würdigend die kirchlichen Netzwerke wie REPAM oder andere, die in den verschiedenen Weltregionen eine „pastorale Konkretisierung“ der Verantwortung für das gemeinsame Haus darstellten und in denen Indigene mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien gemeinsam für den Erhalt ihrer Lebensräume kämpften.

Junge Leute einbeziehen

Wie wichtig der richtige Umgang mit den sozialen Medien vor allem bei der Mobilisierung der jungen Generationen für den gemeinsamen Einsatz für das gemeinsame Haus sei, darauf wies bei der Pressekonferenz noch der Beauftragte für Jugendpastoral der Diözese Mailand, der Priester Alberto Ravagnani, hin.

„Wir sind unsere Beziehungen, einschließlich unserer Beziehung zur Schöpfung“, so Ravagnani vor den Journalisten. Die Beziehungen zu anderen zu ruinieren mache uns weniger menschlich, und das gleiche gelte für die Beziehung zur Schöpfung, „wenn wir die Natur beherrschen, wenn wir die Umwelt verschmutzen“:

„Mit anderen Worten: Unser Glaube und unsere Heiligkeit stehen auch in unserer Beziehung zur Schöpfung auf dem Spiel“, brachte es der Priester auf den Punkt. In diesem Zusammenhang stelle die aktuelle Klimakrise eine „klare und dramatische Provokation an unsere Menschlichkeit“ dar, was gerade die neuen Generationen besonders gut wüssten, die ihre und die Zukunft ihrer Kinder bedroht sähen: „Für die meisten von ihnen sind das Engagement und die Mobilisierung für den Umweltschutz keine Glaubensangelegenheit, auch wenn sie einen hohen spirituellen Wert haben. Für die jungen Christen hingegen ist es gerade der Glaube, der der Hauptgrund für ein entschlossenes und erneutes Handeln zugunsten des gemeinsamen Hauses sein kann.“

Dabei spiele nicht nur die Angst vor der Zukunft, sondern auch das Wissen, „dass unser Schicksal in der Ewigkeit auf dem Spiel steht“, eine Rolle, so Ravagnani mit Blick auf einen Passus aus der Botschaft.

„Unser Glaube und unsere Heiligkeit stehen auch in unserer Beziehung zur Schöpfung auf dem Spiel“

Aus diesem Grund sollte das Thema der Bewahrung der Schöpfung zu Recht in die Jugendpastoral zur Glaubensbildung der neuen Generationen aufgenommen werden, ebenso wie die Kirche verstärkt in den sozialen Medien aktiv werde müsse, um ihre Botschaft zu verbreiten, appellierte der junge Mailänder Priester:

„Die Kirche lebt in der Welt, und wenn die Welt digital ist, muss es auch die Kirche sein, sonst bleibt sie außerhalb der Welt. Gerade über das Internet kann die Kirche der Welt die von Papst Franziskus in ,Laudato si‘ vorgeschlagene integrale menschliche Ökologie vorschlagen, ihre Stimme mit der von Millionen anderer junger Menschen vereinen, die für diese Sache sensibilisiert sind, und allen die Kraft der Gemeinschaft anbieten, die sie ist.“

„Die Kirche lebt in der Welt, und wenn die Welt digital ist, muss es auch die Kirche sein, sonst bleibt sie außerhalb der Welt“

Es sei allerdings wichtig, den jungen Leuten deutlich zu machen, dass die Kirche nicht gegen den Fortschritt sei: „Im Gegenteil, die Kirche ist für den Fortschritt. Vielleicht kann gerade die Kirche einen Fortschritt garantieren, der vollkommen menschlich ist. Eine der heftigsten Kritiken der jungen Menschen an der Kirche in den Jahrhunderte - das ist sie auch heute noch - ist es, dass die Kirche die Menschheit behindert. Das sagen viele junge Leute."

Entwicklung ja, aber wohin?

Deshalb sei es wichtig, gerade ihnen klarzumachen, welche Art von Entwicklung wir heute lebten, so der Priester auf eine Anfrage der anwesenden Journalisten. „Ob die heutige technische und politische Entwicklung wirklich einen Fortschritt mit Bezug auf Zivilisation, Menschheit, soziale Ungleichheit fördert? Also, die christliche Hoffnung kann den Optimismus in eine Entwicklung überführen, die wirklich zum Wohl des Menschen ist."

Anlässlich des bevorstehenden Weltgebetstages für die Bewahrung der Schöpfung sei es für die Kirche besonders wichtig, „die Botschaft des Papstes in den sozialen Medien zu verbreiten, um junge Menschen zu erreichen, und darauf zu achten, dass sie in einer Weise vermittelt wird, die richtig verstanden wird“.

Dies sei – sowohl mit Blick auf Glaubende als auch Nicht-Glaubende - nötig, um „einen echten Einfluss auf die heutige Gesellschaft zu haben und die Entwicklung der Gesellschaft von morgen zu lenken“, so die Analyse des Priesters, der abschließend appellierte, dass die Sozialen Netzwerke dazu notwendigerweise „klug und mutig“ eingesetzt werden.

Gemeinsam aktiv werden

Tipps und Hinweise, wie man eine Aktion für die Zeit der Schöpfung planen könne, kamen bei der Pressekonferenz noch von Lia Maria Zervino vom Leitungsteam der Laudato-si‘-Bewegung. Informationen und Ressourcen könne man unter SeasonOfCreation.org finden, so die Einladung der argentinischen Präsidentin der Weltunion der Katholischen Frauenverbände (WUCWO), die im Juli 2022 von Papst Franziskus auch als Mitglied in das Dikasterium für die Bischöfe berufen wurde.

Wie steht es um das Vatikan-Solarprojekt?

Bei den anschließenden Fragen der Journalisten kam auch die Frage auf, inwiefern die Ausgestaltung des am Mittwoch angekündigten Agro-Photovoltaiksystems auf dem Vatikan-Gelände in Santa Maria Galeria bei Rom konkret vonstatten gehen sollte - letztlich eine konkrete Ausgestaltung der Forderungen des Kirchenoberhauptes, eine ökologische Umkehr vorzunehmen.

Der Strombedarf des gesamten Vatikan-Staates solle mit der Anlage, die gleichzeitig eine landwirtschaftliche Nutzung des fraglichen Geländes zulassen soll, gedeckt werden, hieß es in dem entsprechenden Dekret. Genaue Zahlen und Fakten, die über das Dekret hinausgingen, stünden allerdings noch nicht zur Verfügung und würden jeweils zeitnah bekannt gegeben, so der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni.

Aus Protest zerstören oder Eigenes schaffen?

Was die Proteste junger Menschen, und insbesondere die Klimakleber-Aktion von Aktivisten der Letzten Generation im Vatikan - für die jüngst auch Urteile im Vatikan verhängt wurden - angehe, so habe er festgestellt, dass diese Proteste bei den jungen Menschen auf geteiltes Echo stießen, so nochmals der Priester Alberto Ravagnani auf eine weitere Journalistenfrage.  „Es ist wirklich nicht wahr, dass alle jungen Leute so protestieren wollen, beziehungsweise diese extreme Art, sich gegen etwas zu positionieren, unterstützen. Und ich glaube wirklich, dass die meisten jungen Menschen sich einsetzen wollen, ohne das zu zerstören, was schon da ist, sondern indem sie etwas Neuem Form geben. Das ist viel anstrengender, denn es braucht viel Vorbereitung. Es ist viel einfacher, unter dem Einfluss starker Emotionen denen die Schuld zu geben, die um einen herum sind. Es ist hingegen viel schwieriger, Kompetenzen zu erringen, Beziehungen aufzubauen und Projekte zu schaffen, die auf lange Sicht wirklich Zeichen setzen können."

Im August 2023 hatte ein Gericht im Vatikan Aktivisten der „Letzten Generation“ wegen Sachbeschädigung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Die 25-jährige Kunststudentin und der 62-jährige Gesundheitspfleger hatten sich August 2022 in den Vatikanischen Museen am Podest der weltbekannten Laokoon-Skulptur festgeklebt. Sie wurden zur Zahlung eines Bußgeldes und der Reinigungskosten verurteilt, die Haftstrafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.  

(vatican news)

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27. Juni 2024, 13:44