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Die übliche Hitzewelle hat Rom auch dieses Jahr wieder erreicht Die übliche Hitzewelle hat Rom auch dieses Jahr wieder erreicht 

„La Canicola“ – Hitzewelle in Rom: Alle Jahre wieder

Die Canicola, der Höhepunkt der sommerlichen Hitzewelle in Italien, ist derzeit das beherrschende Thema in Rom und im ganzen Land. Die Temperaturen steigen regelmäßig über 35 Grad Celsius und haben zu besonderen Vorsichtsmaßnahmen geführt, insbesondere in der Ferragosto-Woche, die von der höchsten Hitzewarnstufe begleitet wird. Im Kollegengespräch mit unserem Schweizer Kollegen Romano Pelosi beleuchten wir die Herausforderungen der heißen Augusttage in Rom und ganz Italien.

Die Canicola – ein Begriff, der in Italien den Höhepunkt der sommerlichen Hitzewelle bezeichnet – beherrscht derzeit die Gespräche in Rom und im ganzen Land. Diese extremen Wetterbedingungen, die regelmäßig im Juli und August auftreten, stellen sowohl für Einheimische als auch für Touristen eine erhebliche Herausforderung dar. Die anhaltenden hohen Temperaturen, oft über 35 Grad Celsius und ablesbar an den berühmten Elektroanzeigen der italienischen Apotheken, führen zu veränderten Tagesabläufen und besonderen Schutzmaßnahmen. Für die Ferragosto-Woche – die Woche unter Mariä Himmelfahrt – wurde in vielen italienischen Städten der sogenannte Bollino Rosso ausgerufen, die höchste Hitzewarnstufe des italienischen meteorologischen Dienstes. Rom und der Rest Italiens stehen also vor der heißesten Woche des Jahres.

Im Kollegengespräch mit unserem Schweizer Kollegen Romano Pelosi sprechen wir über die heißen Augustwochen in der Ewigen Stadt und dem Rest der italienischen Halbinsel.

Wie heiß ist es derzeit in Rom, und wie gehen die Menschen mit der Hitze um?

Romano Pelosi: Die Temperaturen in Rom klettern derzeit regelmäßig über die 35-Grad-Marke, immer öfter auch über die 40-Grad-Marke. Die Hitze ist nicht nur für Einheimische, sondern vor allem für Touristen eine Herausforderung. Viele suchen Abkühlung in den Brunnen der Stadt, wie etwa im berühmten Trevi-Brunnen, obwohl das offiziell nicht erlaubt ist. Dennoch sieht man immer wieder Kinder, die ihre Hände oder Füße ins Wasser tauchen, und selbst Erwachsene, die es ihnen gleichtun. An den Trinkwasserbrunnen, den sogenannten ,Nasoni', bilden sich lange Schlangen von Menschen, die ihre Wasserflaschen auffüllen oder einfach einen Schluck frisches Wasser nehmen möchten.

Auf der ganzen italienischen Halbinsel ächzen Touristen und Einheimische unter heißen Temperaturen
Auf der ganzen italienischen Halbinsel ächzen Touristen und Einheimische unter heißen Temperaturen

Erlebt man einen Ausnahmesommer?

Romano Pelosi: Das ist eine komplexe Frage, die ich mir in diesen Sommermonaten oft stelle und die ich ambivalent beantworten kann. Ich habe ja von 2017 bis 2021 schon einmal in Rom gelebt, präziser im Vatikan, als ich im Dienst der Päpstlichen Schweizergarde stand. 2017 mag ich mich noch erinnern: Da sprach man von Ausnahmesommer. Papst Franziskus hatte sogar angeordnet, wegen der drohenden Wasserknappheit in der Region Latium und in Rom die Brunnen der Vatikanstadt abzustellen von denen es genau 99 gibt.  

Mir war und ist bewusst: Ich bin in Italien und es ist sowieso heiss. Jetzt während meines Praktikums hier bei Radio Vatikan rede ich mit vielen Ansässigen und meinen früheren Bekanntschaften, die nicht wie Touristen wenige Tage hier bleiben, sondern einen Vergleich ziehen können zu den anderen Sommern. Auffallend viele sagen mir: So heiß wie dieses Jahr ist es schon lange nicht mehr, und auch wir Römerinnen und Römer sind es nicht mehr gewohnt. Den Ausnahmecharakter des aktuellen Sommers bestätigen viele Meldungen aus ganz Italien wie etwa aus den Alpenregionen. In einem beunruhigenden Zeichen der aktuellen Hitzewelle, die Italien fest im Griff hat, wurde selbst auf dem Gipfel des Mont Blanc eine ungewöhnlich hohe Temperatur gemessen. Wie kürzlich berichtet, blieb die Temperatur dort für ganze 33 Stunden über dem Gefrierpunkt – ein beispielloses Ereignis für eine solche Höhe. Dieses Phänomen verdeutlicht die außergewöhnliche Intensität der Canicola, die nicht nur in den Städten, sondern auch in den normalerweise kühlen Bergregionen Italiens spürbar ist. Sizilien erlebt eine noch die dagewesen Hitzewelle mit einer Dürre und Wasserknappheit – vor dieser Hitze warnt sogar ein Reisehinweis des deutschen Auswärtigen Amtes. Also wenn die Behörden vor dem italienischen Klima bereits warnen, dann kann man glaube ich von einem Ausnahmesommer sprechen.

Schweizergardisten im Hochsommer

40 Grad und mehr sind mittlerweile keine Seltenheit im römischen Stadtzentrum
40 Grad und mehr sind mittlerweile keine Seltenheit im römischen Stadtzentrum

Du hast es angesprochen, du bist ehemaliger Schweizergardist. Wie geht ihr mit den hohen Temperaturen während des Dienstes um?

Romano Pelosi: Die Schweizergarde ist immer im Dienst, bei jedem Wetter – das gehört dazu, auch wenn der Winter in Rom sehr unangenehm sein kann. Im Sommer versuche ich, viel zu trinken, regelmäßige Ruhepausen nach dem Dienst einzulegen und leicht zu essen. Oft lässt es sich nicht vermeiden, in der Sonne zu stehen, vor allem bei Audienzen auf dem Petersplatz oder an den Eingängen. Trinken, trinken, trinken – das ist essenziell, wann immer es möglich ist, und wir achten darauf, uns gegenseitig zu unterstützen. Unsere Sommeruniform besteht aus leichterem Stoff, was bei der Hitze eine gewisse Erleichterung bringt. An freien Tagen lassen wir unsere Uniformen durch unseren Geschützmeister, der die Waffenkammer führt, speziell reinigen. Hygiene wird im Dienst selbstverständlich nicht vernachlässigt, schließlich sind wir die Visitenkarte des Papstes und der Schweiz.

Was den Dienstbetrieb betrifft, versucht Papst Franziskus, sein Programm ruhiger und lockerer zu gestalten. Auch wenn Castel Gandolfo, die Sommerresidenz des Papstes in den Albaner Bergen, etwa 30 Kilometer entfernt, frischer und ruhiger ist, hatte der aktuelle Papst sich entschieden, dem Sommer nicht wie sein Vorgänger Benedikt dort zu verbringen, ein wenig zum Missfallen der Gardisten. Wir nutzten dennoch die Gelegenheit, bei Ausflügen nach Castel Gandolfo uns im See abzukühlen, wann immer es möglich ist.

Wie weit verbreitet sind Klimaanlagen in Rom, und wie helfen sie den Menschen, die Hitze zu bewältigen?

Romano Pelosi: Klimaanlagen sind in Rom inzwischen weit verbreitet und spielen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der intensiven Sommerhitze. Insbesondere in Hotels, Büros und öffentlichen Gebäuden sind sie unverzichtbar geworden, um den Aufenthalt für Gäste und Mitarbeiter erträglicher zu machen. Auch in vielen Privatwohnungen gehören Klimaanlagen mittlerweile zur Standardausstattung, da die anhaltend hohen Temperaturen ohne Kühlung schwer zu ertragen sind.

In Restaurants, Cafés und Geschäften ist der Betrieb von Klimaanlagen nahezu selbstverständlich. Sie sorgen dafür, dass Kunden trotz der Hitze gerne verweilen und ihren Aufenthalt genießen können. Diese breite Verfügbarkeit von Klimaanlagen hat das tägliche Leben in Rom spürbar verändert, da sie es den Menschen ermöglicht, auch während der heißesten Tage aktiv zu bleiben und ihren gewohnten Tätigkeiten nachzugehen.

Der italienische Wetterdienst hat für die Ferragosto-Woche die höchste Hitzewarnstufe verhängt
Der italienische Wetterdienst hat für die Ferragosto-Woche die höchste Hitzewarnstufe verhängt

Wärmeinsel-Effekt in Städten

Trotz der offensichtlichen Vorteile gibt es jedoch auch Bedenken bezüglich der exzessiven Nutzung von Klimaanlagen. Der hohe Energieverbrauch trägt zur Belastung des Stromnetzes bei und verstärkt langfristig den Energiebedarf. Zudem wird die Klimaanlage oft als Symbol für die Ambivalenz zwischen kurzfristigem Komfort und langfristigen ökologischen Folgen gesehen, da ihr Betrieb zur Erhöhung des CO2-Ausstoßes beiträgt. Klimaanlagen funktionieren, indem sie Wärme aus Innenräumen nach außen abgeben. Diese Abwärme wird an die Umgebungsluft abgegeben, was in dicht bebauten städtischen Gebieten zu einer zusätzlichen Erhöhung der Außentemperaturen führen kann, insbesondere in den Abend- und Nachtstunden. Dies trägt zur sogenannten „Wärmeinsel-Effekt“ in Städten bei, wo die Temperaturen höher sind als in ländlichen Gebieten. Dennoch bleibt sie für viele die einzige praktikable Lösung, um die drückende Sommerhitze in Rom zu überstehen und den Alltag bewältigen zu können.

Wie wirkt sich die Hitze auf das tägliche Leben in Rom aus?

Romano Pelosi: Die Hitze hat das tägliche Leben in Rom spürbar verändert. Viele Geschäfte und Büros schließen in den heißesten Stunden des Tages, um den Mitarbeitern eine dringend benötigte Pause zu ermöglichen. Doch auch abends tritt oft keine wirkliche Abkühlung ein, da die feuchte Hitze in der Stadt bis in die späten Stunden anhält.

Das Leben verlagert sich zwar in die Abendstunden, doch die Luft bleibt drückend warm, was es schwierig macht, im Freien Erleichterung zu finden. Die Plätze und Gassen der Stadt füllen sich dennoch mit Einheimischen und Touristen, die versuchen, das Beste aus den milden Temperaturen zu machen, obwohl es oft schwül und unangenehm bleibt. Insgesamt hat sich der Tagesrhythmus der Stadt stark an die Hitzewelle angepasst, doch die drückende, feuchte Wärme stellt weiterhin eine Herausforderung dar, selbst in den sonst angenehmeren Abendstunden.

Kirchen sind kühl

Welche Orte in Rom bieten während der Canicola die beste Möglichkeit zur Abkühlung?

Romano Pelosi: In Rom gibt es während der Canicola einige gute Orte zur Abkühlung. Kirchen sind oft kühl, dank ihrer Architektur und den dicken Mauern und bieten neben einer angenehmen Kühle auch die Möglichkeit, beeindruckende Kunst und Architektur zu erleben – also eine perfekte Kombination aus Kultur und Abkühlung. Parks wie die Villa Borghese bieten schattige Plätze zum Entspannen. Auch unterirdische Orte wie die Katakomben sind kühl und gleichzeitig historisch interessant. Wer es lieber gemütlich mag, kann sich in klimatisierten Cafés und Restaurants bei einem kühlen Getränk entspannen.

Wie beeinflusst die Hitze die älteren Menschen in Rom, und welche Maßnahmen werden ergriffen, um ihnen zu helfen?

Romano Pelosi: Ältere Menschen sind besonders anfällig für die Folgen extremer Hitze. In Rom gibt es daher spezielle Programme, um sie zu schützen. Freiwillige und soziale Einrichtungen besuchen regelmäßig ältere Menschen zu Hause, um sicherzustellen, dass sie ausreichend Wasser trinken und sich in kühlen Räumen aufhalten. Außerdem gibt es Notfallnummern, die Senioren anrufen können, wenn sie Hilfe benötigen. In vielen Vierteln gibt es auch klimatisierte Gemeinschaftszentren, die tagsüber als Rückzugsorte dienen.

(vatican news)

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13. August 2024, 12:31