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Vor sechzig Jahren erschien die Enzyklika Ecclesiam suam von Paul VI. Vor sechzig Jahren erschien die Enzyklika Ecclesiam suam von Paul VI. 

Ohne Identität kein Dialog: 60 Jahre „Ecclesiam suam“

Nur wenn die katholische Kirche sich über ihre Identität im Klaren ist, kann sie wirklich Dialog führen. Daran erinnert der Erzbischof von Turin, Roberto Repole, in einem Interview zum bevorstehenden 60. Jahrestag von „Ecclesiam suam“, der Enzyklika von Papst Paul VI., die 1964 und damit noch vor Abschluss des II. Vatikanischen Konzils erschien.

Paul VI. habe hellsichtig vor einer Anpassung an eine bestimmte zeitgenössische Denkweise gewarnt, derzufolge Identitäten notwendigerweise einander entgegengesetzt sind“, erklärte Repole, der 2011 bis 2019 als Präsident der Italienischen Theologenvereinigung wirkte. Sicherlich könne die Betonung von Identitäten zu Situationen des Konflikts und der Entfremdung voneinander führen, aber in diesem Fall müsse man fragen, ob man es eventuell mit einer „einer Parodie der wahren Identitäten“ zu tun habe.

„Wahre Identität ist von Natur aus dialogisch. Damit es einen Dialog geben kann, muss es aber auch eine Identität geben“, erklärte der Turiner Erzbischof. „Mir scheint, dass wir in der Kirche dieses Bewusstsein wiederfinden müssen: Wir haben eine Identität, die nicht aus uns selbst stammt, sondern aus dem Evangelium Christi, das wir in der Welt bezeugen sollen. Dies stellt uns nicht gegen die Welt, im Gegenteil, wir fühlen uns im Dienst der Menschheit und strukturell in Beziehung zu allen Frauen und Männern, mit denen wir leben.“

„Wahre Identität ist von Natur aus dialogisch.“

Das Hauptverdienst des Dokuments von Paul VI. liegt Repoles Einschätzung zufolge darin, das Selbstverständnis der Kirche in den Mittelpunkt zu stellen, „das heißt die Tatsache, dass sie in erster Linie ein Mysterium ist, dass sie zum Heilsplan Gottes für die Menschheit gehört“, so der Turiner Erzbischof. Zugleich habe „Ecclesiam suam“ die strukturelle Sendung der Kirche und den Wunsch nach einem Dialog mit der zeitgenössischen Welt hervorgehoben, noch ehe die beiden großen Konzilsdokumente „Lumen gentium“ und „Gaudium et spes“ diese Themen vertieften.

In der Weltsynode, die im Oktober in großer Sitzung in Rom tagt, sieht Repole eine große Chance. Sie könne „ein größeres Bewusstsein dafür schaffen, was die Kirche ist, wenn wir nicht der oberflächlichen Rhetorik des Augenblicks nachlaufen“. Paul VI. habe in „Ecclesiam suam“ hervorgehoben, dass das Bewusstsein der Kirche von sich selbst „das eines Geheimnisses ist, das mit Christus zu tun hat, der seinen Geist sendet“.

Ohne das „innere Band zwischen Christus und seiner Kirche“ bleibe die Identität der Kirche unverständlich, verdeutlichte der Turiner Erzbischof. Ergänzend seien in der Kirche aber auch die Bande zwischen den verschiedenen kirchlichen Subjekten aktiv: „Bande nicht so sehr der Sympathie, der Gegensätze, der unterschiedlichen Sicht der Dinge, sondern Bande der Geschwisterlichkeit in Christus, auf allen Ebenen.“ Fehle dieses Selbstverständnis, dann laufe der Begriff „Synodalität“ Gefahr, „viele Dinge zusammenzufassen, die nichts mit dem Wesen der Kirche zu tun haben“.

Antrittsenzyklika eines modernen Papstes

„Ecclesiam suam“ (zu Deutsch: „Seine Kirche“) war die Antrittsenzyklika von Papst Paul VI.; sie erschien am 6. August 1964. Den ersten Teil des Schreibens widmete der Papst dem Selbstverständnis der Kirche. Im zweiten Teil der Enzyklika vertiefte er den Gedanken der Erneuerung, dem die Weltkirche zeitgleich mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil nachkam.

(vatican news – gs)

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02. August 2024, 13:33