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Interview im Studio von Radio Vatikan mit Juan Carlos Cruz (rechts) Interview im Studio von Radio Vatikan mit Juan Carlos Cruz (rechts) 

Juan Carlos Cruz: „Wir müssen endlich die Stimmen der Opfer hören“

Juan Carlos Cruz, Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen und selbst Überlebender von Missbrauch, spricht im Interview mit Radio Vatikan über die Bedeutung des ersten Jahresberichts der Kommission, die Notwendigkeit der Transparenz und die Herausforderungen der Kirche, weltweit wirksamen Schutz und Gerechtigkeit für Missbrauchsopfer zu gewährleisten.

Mario Galgano und Christopher Wells - Vatikanstadt

Juan Carlos Cruz ist bekannt für seinen Einsatz als Verteidiger von Missbrauchsüberlebenden und als Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen. Er wurde selbst Opfer von Missbrauch und weiß aus erster Hand, wie wichtig es ist, Betroffenen eine Stimme zu geben. Im Gespräch über den ersten Jahresbericht der Päpstlichen Kommission beschreibt er, wie sehr ihn dieser Moment berührt:

„Für mich ist der Bericht ein großer Schritt, der bisher noch nicht gemacht wurde. Stellen Sie sich all die Jahre vor, in denen wir versucht haben, so etwas zu tun.“ Er betont, dass der Bericht kein perfektes Dokument ist, aber dennoch als ein wichtiger Leitfaden für den zukünftigen Umgang mit Opfern gesehen werden kann.

Zum ersten Bericht der päpstlichen Missbrauchs-Kommission: Radio-Vatikan-Interview mit Juan Carlos Cruz

Die Stimmen der Opfer hören

In den letzten Jahren habe sich die Kommission verstärkt darum bemüht, die Stimmen der Opfer weltweit zu hören und ihre Anliegen in den Mittelpunkt zu rücken. Dabei stellt Cruz klar, dass der Bericht auch die Lücken in der bisherigen Arbeit aufzeigt. „Mich schmerzt der Mangel an Transparenz bei den Daten“, betont Cruz. „Wir sprechen immer von Transparenz und Rechenschaftspflicht. Und das tue ich auch. Aber was mir an diesem Jahresbericht gefällt, ist, dass wir zum ersten Mal Worte über die Opfer hören, die vorher in der Kirche nicht zu hören waren -, dass wir ihnen zuhören müssen, dass wir ihnen glauben müssen, dass wir sie unterstützen müssen, dass wir sie wiederherstellen müssen.“

„Aber was mir an diesem Jahresbericht gefällt, ist, dass wir zum ersten Mal Worte über die Opfer hören, die vorher in der Kirche nicht zu hören waren...“

Die Herausforderungen sind gewaltig, vor allem in Ländern mit geringer Ressourcenverfügbarkeit wie in Teilen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas. Cruz macht darauf aufmerksam, dass der Kampf für die Rechte der Opfer dort besonders schwierig ist, weil die Kirche oft nicht über die nötigen Mittel verfügt und Opfern manchmal schlicht der Mut oder die Gelegenheit fehlt, sich Gehör zu verschaffen. Mit Verweis auf die dringliche Notwendigkeit einer systematischen Veränderung fordert Cruz daher entschlossen, dass Kirchenvertreter weltweit Verantwortung übernehmen und nicht länger „die Augen davor verschließen.“

Zerstörerische Wirkung

Cruz, der aus eigener Erfahrung spricht, betont die zerstörerische Wirkung, die Missbrauch auf das Leben der Betroffenen hat. Er berichtet von Überlebenden, die schwer mit den psychischen Folgen kämpfen, und von Freunden, die den Missbrauch nicht überlebt haben. „Die Opfer wollen, dass ihre Wahrheit gehört wird. Die Opfer brauchen Wiedergutmachung. Und die Kirche muss sich zur Umkehr verpflichten, wie der Papst sagt, damit so etwas nicht wieder passiert.“

Cruz richtet einen Appell an die Gläubigen: Sie sollen ihre Stimme gegen Missbrauch und für die Opfer erheben. Nur durch die kollektive Bereitschaft, Missbrauch zu bekämpfen und offen darüber zu sprechen, könne die Kirche Heilung ermöglichen und sicherstellen, dass künftige Generationen nicht das gleiche Leid ertragen müssen.

(vatican news)

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29. Oktober 2024, 12:00