Helena Jeppesen-Spuhler Helena Jeppesen-Spuhler 

Synode: Von der Beharrlichkeit und der Treue der Frauen

Die Schweizer Synodenteilnehmerin Helena Jeppesen-Spuhler zeigt sich im Bilanzinterview mit Radio Vatikan beeindruckt von der Beharrlichkeit, der Widerstandskraft und der Treue, mit der die Frauen in der Synode die Anliegen ihrer jeweiligen Ortskirchen eingebracht haben. Sie habe eine Solidarität wahrgenommen, die Brücken schlug.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

Frau Jeppesen-Spuhler, was bedeutet es für Sie, Dass der Papst Ihr Dokument, das Sie gemeinsam in der Synode erarbeitet haben, zu seinem eigenen macht?

Helena Jeppesen-Spuhler: Ich freue mich! Ich bin ehrlich gesagt gerade ein bisschen überwältigt, weil das habe ich nicht erwartet. Fünf Sekunden nach der Abstimmung sagt er: Ja, das übernehme ich. Und das ist natürlich ein neuer Stil. Es gibt der Synode ein großes Gewicht. Das finde ich sehr eindrücklich, was da drinnen steht.

Was ist denn für Sie das eine große Ergebnis?

Helena Jeppesen-Spuhler: Was wirklich eindrücklich ist und viel verändern wird, sind die Entscheidungsstrukturen, die verbindlicher werden. Der Einbezug aller Gläubigen wird viel verbindlicher werden mit diesen Vorschlägen im Dokument und damit natürlich auch der Frauen. Und der Abschnitt über die Frauen, da war ich nicht sicher, wie viel Unterstützung der findet in der Synode, da wurde auch gesagt, das soll das Diakonat noch einmal studiert werden. Das war ja sehr umstritten in den letzten Tagen - und das ist jetzt angenommen worden. Ich finde das wirklich sehr, sehr toll.

Hier zum Hören:

„...auch der Widerstand, der gemacht wurde, wenn es eben nicht so ging...“

Was ist der große bleibende Eindruck, den Sie aus der Synode mitnehmen?

Helena Jeppesen-Spuhler: Das Eindrücklichste für mich, wenn ich zurückdenke an diese vier Wochen, ist die Widerstandskraft, die Treue, mit der die Frauen und viele Vertreterinnen und Vertreter in der Synode ihre Ortskirchen eingebracht haben und auch der Widerstand, der gemacht wurde, wenn es eben nicht so ging, oder wenn bestimmte Kreise versucht haben, andere zu beeinflussen. Die Offenheit, mit der gesprochen wurde und immer wieder geredet wurde, hat mich wahnsinnig beeindruckt.

Am Tisch vom Papst, unter dem Blick der Muttergottes
Am Tisch vom Papst, unter dem Blick der Muttergottes

„Da können wir am Umbau in einer synodalen Kirche gut weiterarbeiten, auch in der Schweiz.“

Es lässt sich trotzdem absehen, dass in der Schweiz viele unzufrieden sein werden mit diesen Ergebnissen. Was werden Sie daran hervorheben, wenn Sie jetzt in die Schweiz zurückkehren?

Helena Jeppesen-Spuhler: Vieles ist in mindestens in einigen Regionen der Schweiz neu. In einigen Bistümern ist das schon der Fall, dass wir zum Beispiel Gemeindeleiterinnen haben, die predigen, Ehen assistieren und taufen können. Aber für die Weltkirche ist es doch sind das große Schritte, dass die Frauen mehr machen sollen und dass das gefördert werden soll. In den Entscheidungsstrukturen haben wir auch in der Schweiz Nachholbedarf. Da können wir am Umbau in einer synodalen Kirche gut weiterarbeiten, auch in der Schweiz.

„Eindeutig. Diese Solidarität unter den Frauen gab es“

Es waren über 50 Frauen mit Stimmrecht bei der Synode vertreten, ein Novum. Haben Sie das Gefühl gewonnen in diesen Wochen, da ist eine besondere Form von Solidarität zwischen den Frauen entstanden, die auch über Differenzen hinwegträgt?

Helena Jeppesen-Spuhler: Eindeutig. Diese Solidarität unter den Frauen gab es. Wir haben ja zum Teil wirklich entgegengesetzte Meinungen. Aber wir teilen auch die Erfahrung, dass wir in der Kirche oft in der zweiten Reihe sitzen - oder in der letzten Reihe. Und das geht nicht spurlos an uns allen vorbei und bringt uns näher.

„Ich sehe das positiv, dass man hier in einem Prozess ist und dass dieser Prozess mitgestaltet werden kann“

Studiengruppe Nummer fünf, die an der vatikanischen Glaubensbehörde angesiedelt ist, beschäftigt sich nun weiter mit der Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat. Das Schlussdokument, das der Papst übernommen hat, bittet die Synode darum, über die synodale Methode dieser zehn Studiengruppen zu wachen. Wie geht es denn da jetzt weiter?

Helena Jeppesen-Spuhler: Genau wissen wir das nicht. Wir wissen jetzt einfach, dass der Zugang der Frauen zum Diakonat studiert werden soll, so steht es im Dokument, und da geht es jetzt darum zu schauen, wie wird diese Gruppe zusammengestellt, greifen sie auf die alte Kommission zurück? Oder etwas anderes? Aber ich denke, da wird die Synode ein Auge darauf behalten, überhaupt auf die Resultate der Studiengruppen. Ich sehe das positiv, dass man hier in einem Prozess ist und dass dieser Prozess mitgestaltet werden kann.

(vatican news – gs)

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27. Oktober 2024, 08:15