Kardinal Tomasi: Gewaltlosigkeit als Antwort in Konflikten
Edoardo Giribaldi und Christine Seuss - Vatikanstadt
„Man kann nicht von Gewalt sprechen, ohne eine Mentalität und eine Kultur zu schaffen, die die Fähigkeit zum Zusammenleben umfassen, ohne einander zu verletzen, und dies hängt sehr stark von der Fähigkeit zum Dialog mit Menschen ab, die anders denken oder einen anderen Lebensstil haben“. Dies sei „sehr wichtig“, meint Kardinal Silvano Maria Tomasi, ehemals Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei der Vertretung der Vereinten Nationen und deren Sonderorganisationen in Genf, am Rand der Eröffnung des „Catholic Institute for Nonviolence” in Rom an diesem Sonntag.
Theorie mit konkreten Schritten unterfüttern
„Mit dem theoretischen Prinzip der Gewaltlosigkeit konkrete Schritte verknüpfen, um zu verhindern, dass man zur Gewalt kommt“, sieht Tomasi als unabdingbar auf diesem Weg an. Dies bedeute „Dialog mit allen“ und „die Fähigkeit, die Menschen und die Situationen gut einzuschätzen, ohne übereilt gewaltsam zu antworten“: „Es bedeutet auch, die Geisteshaltung der Gruppen und Menschen in den Ländern zu verstehen, die die gewaltsame Lösung des Krieges vorschlagen. Warum tun sie das? Es gibt beispielsweise die Mentalität, dass der Islam Gewalt als Lösung für schwierige Situationen vorschlägt und fördert. Doch es gibt Vereinbarungen zwischen Mohamed und den Christen, in denen ein friedliches und respektvolles Zusammenleben in den gegenseitigen Beziehungen der beiden Religionen gefordert wird. Das heißt, man muss die wahre religiöse Position kennen und nicht nur die, die die Politiker dominieren ließen, um ihre Macht zu erhalten.“
Gewaltlosigkeit als „Wegweiser für die Welt"
Die Feierlichkeiten fanden am Sonntagnachmittag in Anwesenheit von Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Yangon, der größten Stadt Myanmars, und Kardinal Robert Walter McElroy, Bischof von San Diego, USA, statt. Die Veranstaltung wurde mit einer Botschaft von Papst Franziskus eröffnet, der dazu aufrief, die Gewaltlosigkeit als „Leitfaden für die Welt“ zu etablieren, um eine globale Gemeinschaft zu schaffen, die lerne, sich als Geschwister zu verstehen. Die in der Enzyklika Fratelli Tutti enthaltenen Worte des Papstes wurden von Kardinal McElroy als Weg zur Förderung der Gewaltlosigkeit hervorgehoben, ebenso wie „der Liebe, die wir für unsere Brüder und Schwestern in der Welt in diesen sehr schwierigen Situationen, zu denen bewaffnete Konflikte und interne Konflikte gehören, haben sollen.“
Die Rechte und Pflichten der menschlichen Natur
Dieses von Franziskus geäußerte Konzept wurde auch von Kardinal Tomasi aufgegriffen. Angesichts der Frage, wie man die Völker und ihre Regierungen davon überzeugen könne, Gewaltlosigkeit als Ideal und Weg des Fortschritts anzunehmen, räumte er ein, wie schwierig es sei, „über eine Veränderung der Mentalität der Menschen zu sprechen“. Der Kardinal hält jedoch für „grundlegend“, dass man „die Frage der Gewaltlosigkeit im breiteren Kontext einer Lebensweise sieht, die Papst Franziskus in Fratelli Tutti beschrieben hat“.
Diese Enzyklika schlage „eine Vision der Universalität“ vor, durch die „wir alle an der menschlichen Natur“ teilhätten: „Und wir haben aufgrund dieser Natur auch Rechte und Pflichten und müssen darauf hinarbeiten, als Anforderung der Menschenwürde deutlich zu machen, dass wir mit den Unterschieden leben müssen, die wir nun einmal haben, ohne irgendeine Maßnahme mit Gewalt durchzusetzen.“
(vatican news)
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