Mutter Angelini über die Kraft der Beziehungen: Ein Aufruf zur Barmherzigkeit
Mario Galgano - Vatikanstadt
Maria Ignazia Angelini, Benediktinerin und angesehene Theologin, hielt am Montagvormittag bei der Weltsynode im Vatikan eine Betrachtung über „die Perspektive der Beziehungen: Die umgekehrte Evidenz“. In ihren Ausführungen ging sie auf den ersten Teil des „Instrumentum laboris“ ein, einen Schlüsseltext der Synode, der sich mit den Beziehungen in der Kirche und darüber hinaus beschäftigt.
Angelini eröffnete ihre Betrachtungen mit einem Bezug zum Evangelium des Tages, das sie als „Herzstück der Geschichte von Lukas, dem Theologen der Beziehungen“ bezeichnete. Mit einer Analogie zum Gleichnis vom barmherzigen Samariter stellte sie die Synodalität als eine Reise dar, die tief in der Beziehung zu den Mitmenschen verwurzelt ist. Dabei gehe es nicht allein um das Tun, sondern vor allem um das Sehen – ein Sehen, das die spirituelle Dimension der Synodalität ausmacht. „Wo Liebe ist, öffnet sich ein neuer Blick“, betonte sie mit Nachdruck.
Mission heute
In Zeiten von globalen Krisen, brudermörderischen Kriegen und wachsender Gleichgültigkeit sei die Mission der Kirche heute mehr denn je gefordert, sich zu einem „herabsteigenden Blick“ zu bekehren, der die Not anderer sieht und zu einem tieferen Mitgefühl führt. „Die Mission heute – in Treue zur ursprünglichen Sendung – unterscheidet sich in ihrem Stil radikal von den Methoden, die bis vor kurzem galten“, so Angelini.
Sie verwies auf die Bedeutung der Barmherzigkeit als einen Schlüssel zur Neuorientierung der kirchlichen Mission. Der Weg von Jerusalem nach Jericho, der in ihrer Ansprache als Metapher für den synodalen Weg diente, sei für alle, die sich auf diese Reise begeben, einzigartig. Doch dieser Weg eröffne auch unterschiedliche Visionen, die es der Kirche ermöglichen, in einer Welt, die von Konflikten und Gewalt geprägt ist, Hoffnung und Heilung zu bringen.
Die Dienste der Frauen
Ein zentrales Thema ihrer Betrachtung war die Rolle der Frauen in der synodalen Kirche. Sie rief dazu auf, die Dienste der Frauen stärker zu würdigen und sie in den Prozess der Synodalität aktiv einzubeziehen. In Anlehnung an den Kirchenvater Theophilus von Antiochien aus dem 2. Jahrhundert, stellte Angelini fest: „Mission ist eine Sache der Augen und des Herzens.“ Der Mensch müsse durch seine Beziehungen zu anderen sichtbar werden, um so die göttliche Liebe in die Welt zu tragen.
Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter diente in Angelinis Betrachtung als eine universelle Lehre. Jeder von uns, so stellte sie heraus, gehe seinen eigenen Weg. Doch die Art und Weise, wie wir auf unsere Mitmenschen zugehen, ob wir uns zu „Nächsten“ machen oder auf die andere Seite des Weges ausweichen, präge das Wesen der Kirche. Eine Kirche, die als „pandocheion“, als Gasthaus der Gastfreundschaft, verstanden werden sollte, wo alle Menschen willkommen sind und wo Barmherzigkeit das zentrale Prinzip ist.
Kultur der Unentgeltlichkeit
In einer Zeit wachsender Anonymität und Gleichgültigkeit müsse sich die Kirche einer Kultur der Unentgeltlichkeit und des Mitgefühls zuwenden. Angelinis Appell war deutlich: Es sei Zeit, die synodale Kirche in eine Kirche zu verwandeln, die nicht nur sieht, sondern handelt – durch die Kraft der Barmherzigkeit und die Bereitschaft, Beziehungen neu zu denken.
Die Weltsynode, die noch bis Ende Oktober dauert, widmet sich der Frage, wie die Kirche synodaler und damit stärker in den Beziehungen verankert werden kann.
(vatican news)
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