Das Heilige Jahr 1950 und die vatikanischen Medien
Andrea Tornielli - Vatikanstadt
Das Heilige Jahr 1950 war das erste bedeutende Jubiläumsjahr, in dem das Radio eine zentrale Rolle spielte. Radio Vatikan, das 1931 gegründet worden war, hatte bereits während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit durch die Übermittlung von Informationen in osteuropäische Länder wertvolle Dienste geleistet. Doch erst in diesem Heiligen Jahr wurde die universelle Bedeutung des Senders deutlich, wodurch das Heilige Jahr erstmals zu einem globalen Phänomen wurde. Papst Pius XII. entschied, dass alle Spenden, die zu seinem Priesterjubiläum 1949 eingegangen waren, für die Modernisierung der Rundfunkstrukturen verwendet werden sollten.
Die spontane Großzügigkeit der Katholiken
„Dank der großzügigen Gesinnung Seiner Heiligkeit“, schrieb der damalige Substitut im Staatssekretariat, Giovanni Battista Montini, „wurde die spontane Großzügigkeit der Katholiken, die dem Heiligen Vater zum Priesterjubiläum gratulieren wollten, so eingesetzt, dass sie allen zugutekam.“ Das Geschenk, das die Gläubigen dem Papst machen wollten, diente sowohl den Bedürfnissen des Oberhirten als auch denen der gesamten Herde. So beschloss das Zentralkomitee des Heiligen Jahres, in Übereinstimmung mit der demütigen und pastoralen Haltung des Papstes, auf persönliche Geschenke an ihn zu verzichten und stattdessen den Peterspfennig Radio Vatikan zukommen zu lassen. Zum 50. Jahrestag der Priesterweihe Eugenio Pacellis wurde ein Fonds für Radio Vatikan geschaffen, um dem Papst ein technisches Werkzeug zur Verfügung zu stellen, das es ihm ermöglichte, seine Stimme auch die entfernt lebenden Gläubigen hören zu lassen.
Verbindungen mit der ganzen Welt
Die Eröffnung der Heiligen Pforte, wie in den Acta Apostolicae Sedis des Heiligen Jahres beschrieben, konnte dank weltweiter Funkverbindungen in zahlreichen Ländern gehört werden, darunter Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland, England, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Monaco, Portugal, Spanien und die Schweiz - sowie Länder außerhalb Europas wie Brasilien, die USA und weitere lateinamerikanische Staaten. Bei den Audienzen, die ab März jeden Mittwoch und Samstag stattfanden, erwies sich die Funktechnik als unverzichtbar.
Spenden aus den Niederlanden
Zu den großzügigsten Spenden zählten die Beiträge aus den Niederlanden und Frankreich. Die niederländische katholische Zeitung De Tijd initiierte eine Sammelaktion, um dem Papst einen leistungsstarken Sender von Philips zu schenken. In allen niederländischen Gemeinden wurde unter dem Slogan „Eine Million Gulden für den Radiosender des Papstes“ gesammelt. Am 3. April 1949, dem Tag des Priesterjubiläums von Pius XII., waren bereits 600.000 Gulden zusammengekommen.
Die Spenden flossen weiterhin, und am 19. Mai 1950 erhielt der Papst einen 100-kW-Kurzwellensender von Philips. Bei der Übergabe waren mehrere niederländische Minister anwesend. Der Vorsitzende des Komitees betonte, dass alle niederländischen Katholiken, von den Ältesten bis zu den Jüngsten und unabhängig von ihrem Wohlstand, ihren Beitrag geleistet hatten, um dem Papst Gehör zu verschaffen und Bewunderung auch bei ihren nicht-katholischen Landsleuten zu erwecken. Der Sender war für das neue Sendezentrum Ponte Galeria bestimmt, das damals gerade im Bau war.
180 Sendungen pro Woche
Die von Pius XII. geleiteten Rosenkranzgebete fanden großen Anklang. „Es ist kaum vorstellbar, wie ergreifend das Rosenkranzgebet mit dem Papst am 8. Dezember gewesen ist“, hieß es damals. Bis zu acht nationale Sender waren mit dem Papstmikrofon verbunden. Radio Vatikan widmete sich im Heiligen Jahr besonderen Aufgaben und strahlte wöchentlich 180 Sendungen aus, die jeweils 15 Minuten dauerten und in 25 Sprachen gesendet wurden: darunter Italienisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch, Polnisch, Portugiesisch, Tschechisch, Slowakisch, Ungarisch, Litauisch, Lettisch, Estnisch, Russisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Rumänisch, Bulgarisch, Kroatisch, Slowenisch, Arabisch, Amharisch, Latein, Niederländisch und Chinesisch.
L'Osservatore Romano auf Französisch und 100.000 Fotos
Neben Radio Vatikan erweiterte auch die Zeitung des Heiligen Stuhls, L'Osservatore Romano, im Jahr 1949 ihre Reichweite durch die Einführung einer französischen Ausgabe. Das Presseamt des Heiligen Stuhls stellte zudem Filme über das Heilige Jahr zur Verfügung. Ein umfangreicher Fotoservice ermöglichte es, die wichtigsten Ereignisse des Jahres mit über 100.000 an Zeitungen und Agenturen verteilten Bildern weltweit bekannt zu machen.
Das Fernsehsystem
1950 erhielt der Papst ein weiteres bemerkenswertes Geschenk: Graf Wladimir von Ormetton, der französische Botschafter beim Heiligen Stuhl, überreichte im Namen des französischen Nationalkomitees einen Fernsehsender. Dieses Komitee, das unter der Ehrenpräsidentschaft von Premierminister Bidault stand, stellte das technische Geschenk mit Unterstützung französischer Katholiken zur Verfügung, um im Dienst des Glaubens zu stehen. Obwohl das von französischen Ingenieuren entwickelte System technisch einwandfrei war, blieb es in der experimentellen Phase. Wie Pater Francesco Farusi feststellte, machten die begrenzte Verbreitung des italienischen Fernsehens und das Fehlen eines umfassenden Netzes die Gründung eines vatikanischen Fernsehsenders unmöglich. Erst 1983, 33 Jahre später, wurde mit dem vatikanischen Fernsehzentrum, heute bekannt als "Vatican Media", ein eigener Fernsehsender eingerichtet.
Der Brief aus einem Kloster
Ein berührendes Beispiel für die Bedeutung von Radio Vatikan im Heiligen Jahr zeigt sich in einem Brief, den das Radio von einem kleinen Klausurkloster erhielt. Darin heißt es:
„Zum Glück bekamen wir ein Radiogerät. Wir danken Ihnen von Herzen für die kontinuierlichen Sendungen im Heiligen Jahr. Wir haben allen Sendungen mit Begeisterung und Hingabe zugehört. Obwohl wir in Abgeschiedenheit leben, schien es, als wären wir vor Ort und könnten alles mit eigenen Augen sehen – so gut und klar waren die Übertragungen. Es war mehr als eine bloße Empfindung. Bitte richten Sie dem Heiligen Vater aus, dass wir ihn alle sehr lieben. Wenn wir ihm auf unseren Knien lauschen, fließen Tränen der Zärtlichkeit über unsere Wangen. Wir beten immer mit großer Zuneigung für ihn und sprechen ständig über seine Heiligkeit. Einige Schwestern, oder besser gesagt viele, haben ihr Leben für sein geistiges und leibliches Wohl aufgeopfert.“
Dieser Brief zeugt von der emotionalen Wirkung, die das Radio auch in entlegenen und abgeschiedenen Orten erzielen konnte, und zeigt, wie Radio Vatikan die Verbindung zwischen dem Papst und den Gläubigen auf der ganzen Welt stärkte.
(vatican news - mg)
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