Roms Imam lobt Energiepakt der Großen Moschee und Papstuni
Marina Olshagen - Vatikanstadt
„Sicher ist das Engagement, das die Große Moschee von Rom und das Islamische Kulturzentrum Italiens leistet und weiter leisten wird, wichtig, um ein gemeinsames Leben des Friedens und eine geschwisterliche Gesellschaft aufzubauen.“ Das sagt Nader Akkad, Imam der großen Moschee von Rom, im Interview mit Radio Vatikan. Beteiligung und interreligiöse Zusammenarbeit beider Institutionen sind laut dem Imam „essentiell“, um die Werte der Brüderlichkeit und des Friedens zu stärken.
Das Motiv der Palme ist Akkad zufolge ein guter Anhaltspunkt, um ins Gespräch zu kommen, besonders ob der Tatsache, dass die große Moschee in Rom aufgrund der Gestaltung ihrer Säulen auch Palmenmoschee genannt werde. Bereits die Architektur der Moschee sei ein interreligiöses Projekt gewesen, das römische Traditionen und Elemente islamischer Kunst vereine.
Für Akkad ist es besonders „diesen Raum der Schönheit, den uns ein großer römischer Architekt hinterlassen hat, zu teilen und zu erleben; Paolo Portoghesi, ein christlicher, katholischer, Architekt. Er war in der Lage, durch seine Architektur, Werte des Zusammenlebens zu vermitteln, indem er das wichtigste Gotteshaus für die italienische und europäische muslimische Gemeinschaft baute, ein Gotteshaus, das auch heute noch ein Gebäude großer Kultur und des Friedens ist.“
Dialog auch konkret leben
Nader Akkad betont weiter: „Ich denke, die wichtigste Aktivität des interreligiösen Dialogs ist Beteiligung. Wenn jemand teilnimmt, ist das ein Zeichen gesunder Integration. Jede Aktivität führt dazu, dass man Momente gemeinsam erlebt. Es bleibt dabei eine Tatsache, dass unsere Aktivitäten in etwas Konkretes umgewandelt werden müssen, dass man nicht einfach bei Worten bleiben kann, sondern sie in konkrete Taten umwandeln muss.
Erinnern wir uns daran, dass die Gründer der Religionen wandelnde Bücher waren, weil sie, was sie sagten, auch lebten. Jesus war ein wandelndes Evangelium, Mohammed war ein wandelnder Koran. Daher ist es für den interreligiösen Dialog sehr wichtig, unser Handeln zu konkretisieren.“
Interreligiöse Energiegemeinschaft
Ein weiteres Beispiel dafür, wie das geht, ist aus der Kooperation der Moschee und der Päpstlichen Universität Antonianum der Franziskaner entstanden:
„Wir haben uns überlegt, dass wir gemeinsam eine Energiegemeinschaft aufbauen wollen, die auch unsere gemeinsamen Werte symbolisiert", berichtet Akkad. Der Fokus sollte hierbei auf der gemeinsamen Erzeugung sauberer Energie durch Sonnenkollektoren liegen. Bei dem Projekt sollte auch darauf geachtet werden, „dass die erzeugte Energie der Region dient", so Akkad. Der Pakt zur interreligiösen Energiegemeinschaft: Ein konkretes Projekt für interreligiöse Begegnung und die Produktion nachhaltiger Energie, die den Menschen vor Ort zugute kommt. Am 13. März 2023, dem 10. Jahrestag der Papstwahl von Franziskus, unterzeichneten die Große Moschee von Rom und die Franziskaner-Universität das Energie-Abkommen, das die Installation von Solarzellen auf dem Moschee-Gelände und Dächern der Päpstlichen Universität vorsieht.
Geburt Jesu als verbindendes Element
Besonders ausführlich berichtet Akkad über eine interreligiösen Krippe, die voriges Jahr zu Weihnachten in der römischen Basilika Sant'Antonio a Laterano, in der Nähe der Lateranbasilika, zu sehen war. Diese habe symbolisch daran erinnern sollen, „dass die Krippe auch ein Element der Einheit“ sein kann. Sich stärker auf Szenarien wie die Geburt Jesu zu beziehen, sei sinnvoll, um den Moment von Weihnachten und die Anwesenheit der Krippe zu einem gemeinsamen Element machen zu können.
Die Palme, die in der Krippe auch zu sehen war, sei für Muslime ein „sehr wichtiger Baum, der an die gesamte islamische Mariologie und das Weihnachtsfest Jesu Christi im Heiligen Koran erinnert." Die Geburt Jesu wird im Koran in Sure 19 geschildert. Anders als nach biblischer Überlieferung bringt Maria Jesus allein unter einer Palme zur Welt. Ihre Wehen werden gelindert, indem Allah Maria (arab. Maryam) mit frischem Wasser, reifen Datteln und neuem Mut stärkt.
Maria im Zentrum des Dialogs
Weiteres Ergebnis der Kooperation der Moschee und der Papst-Uni sind zahlreiche gemeinsame Veranstaltungen: „Es gab einen Fortbildungskurs mit dem Titel ,Maria als Vorbild für den Gläubigen`. Wir sprachen darüber, wie wir eine brüderliche Dimension in unserer Gesellschaft wachsen lassen können, wobei wir uns immer an Maria als verbindenden Wert erinnerten," so Akkad. Fast 400 Teilnehmer nahmen laut Akkad an der Veranstaltung teil, auf die weitere ähnliche folgten. Besonders erwähnt er auch eine Veranstaltung zum 800. Jahrestag der Begegnung des Hl. Franziskus mit Sultan al-Malik al-Kāmil.
Zur Person
Nader Akkad ist Imam der Großen Moschee von Rom und Berater für religiöse Angelegenheiten. Für sein Engagement für den interreligiösen Dialog wurde er zum Friedensbotschafter der UPF (Universal Peace Federation) ernannt. Er ist promovierter Ingenieur und hat einen Master-Abschluss in Islamwissenschaften von der Universität Padua. Akkad ist Koordinator des Studiengangs Mariologie und Islamische Studien an der Internationalen Marianischen Päpstlichen Akademie.
(vatican news - mo/sst)
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