Polen: Gallagher erläutert die „Diplomatie des Heiligen Stuhls“
Mario Galgano - Vatikanstadt
An diesem Dienstag hielt Erzbischof Paul Richard Gallagher, einer der ranghöchsten Diplomaten des Vatikans, eine erläuternde Rede an der Katholischen Universität Johannes Paul II. in Lublin. Unter dem Titel „Die Diplomatie des Heiligen Stuhls in der heutigen Welt“ erläuterte er die Aufgaben und Herausforderungen der vatikanischen Außenpolitik, die sich – anders als die diplomatischen Bemühungen anderer Staaten – auf moralische und ethische Werte stütze und darauf abziele, internationale Stabilität und Frieden zu fördern.
Erzbischof Gallagher begann seinen Vortrag mit einem Dank an die Gastgeber und eröffnete mit einer klassischen Methode der mittelalterlichen Theologie, der sogenannten declaratio terminorum, einer Begriffsklärung. Diese strukturierte Herangehensweise, so Gallagher, diene dazu, die Kernfragen und Werte der vatikanischen Diplomatie klar zu benennen und den Diskussionsrahmen abzustecken.
„Instrument des Friedens“
Gallagher betonte, dass die Diplomatie des Heiligen Stuhls stets als „Instrument des Friedens“ verstanden wird – ein Prinzip, das in der heutigen konfliktgeladenen Welt von besonderer Bedeutung sei. Im Vergleich zu anderen diplomatischen Akteuren agiert der Vatikan ohne eigene militärische Macht, was ihm eine einzigartige Rolle als unparteiischer Vermittler ermöglicht. Erzbischof Gallagher hob hervor, dass die päpstliche Diplomatie in Krisensituationen immer im Geiste des Evangeliums handle und auf „gerechte Beziehungen, die Achtung internationaler Normen und den Schutz der Menschenrechte“ abziele. Sie setze sich insbesondere für die Schwächsten und Unterdrückten ein.
Ein zentrales Anliegen der päpstlichen Diplomatie sei das Eintreten für die Opfer und Verwundeten von Konflikten weltweit. Der Heilige Stuhl beteilige sich aktiv an humanitären Bemühungen, sei es durch Unterstützung der sozialen Wiederherstellung in Krisengebieten oder durch die Erleichterung der Familienzusammenführung von Minderjährigen und den Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Konfliktparteien. Gallagher verwies auf die andauernden Initiativen des Vatikans im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, wo der Apostolische Stuhl sich für die Freilassung von Gefangenen und die Rückführung sterblicher Überreste von Gefallenen einsetzt.
Einsatz für Abrüstung und Ächtung von Massenvernichtungswaffen
Ein weiteres bedeutendes Element der vatikanischen Außenpolitik sei der Einsatz für Abrüstung und die Ächtung von Massenvernichtungswaffen, hob Gallagher hervor. Papst Franziskus habe in der Vergangenheit wiederholt die immensen Militärausgaben vieler Staaten und die Unmoral von nuklearen und konventionellen Waffen angeprangert. Gallagher erinnerte daran, dass der Papst stattdessen einen internationalen Fonds für Frieden, Ernährungssicherheit und Entwicklung vorgeschlagen hat, um die Ressourcen für den Bau einer gerechteren und friedlicheren Welt einzusetzen.
In einem globalen Kontext, den Papst Franziskus als „Dritten Weltkrieg, der stückweise geführt wird“, beschreibt, stellt sich die Diplomatie des Heiligen Stuhls als „Zeichen der Hoffnung“ dar. Gallagher unterstrich, dass die diplomatische Arbeit des Vatikans – unabhängig davon, ob es sich um Abrüstungsdebatten, Friedensverhandlungen oder humanitäre Initiativen handelt – stets dem Ziel verpflichtet sei, ein friedliches und gerechtes Zusammenleben der Völker zu fördern.
Gallagher nahm zudem Bezug auf die oft geäußerte Frage, warum sich der Heilige Stuhl und die Kirche in komplexe politische und soziale Angelegenheiten einmischen. Er argumentierte, dass das Engagement des Vatikans in diesen Bereichen tief in der christlichen Berufung verankert sei. Wie das Zweite Vatikanische Konzil formulierte, sei es die Aufgabe der Kirche, „Anteil an den Freuden, Sorgen und Anliegen der Menschen jeder Zeit, insbesondere der Armen und Leidenden“ zu nehmen. Diese „Feldlazarett-Mission“, wie Papst Franziskus es nennt, verstehe die diplomatische Tätigkeit des Vatikans als moralische Pflicht, in Krisenzeiten Brücken zu bauen und für die Prinzipien der Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzutreten.
Zum Abschluss seiner Rede wandte sich Erzbischof Gallagher an die Studierenden und rief sie dazu auf, die Worte des Papstes in die Welt zu tragen und als „eine Menschheitsfamilie“ zu träumen und zu handeln. Dabei solle jeder Einzelne den eigenen Glauben und die eigenen Überzeugungen einbringen, „denn wir alle sind Brüder und Schwestern“.
(vatican news)
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