Vatikan, Rom, Assisi: Dichtertreffen feiert „Sonnengesang“
„Wir brauchen Dichter, die uns helfen können, die Welt zu lieben, Worte der Hoffnung zu finden und wieder ein gesünderes, ausgeglicheneres Verhältnis zur Natur zu haben“, erklärt Kardinal José Tolentino de Mendonça, der das Treffen als Präfekt des Dikasteriums für Kultur und Bildung organisiert und selbst als Dichter hervorgetreten ist. „Wir brauchen das Reservoir an Menschlichkeit und Visionen, das die Dichter verkörpern“.
Auch eine Wallfahrt nach Assisi
Das Treffen mit dem Titel „Nel nome del Cantico“ (im Namen des Sonnengesangs) findet von 2. bis 4. Dezember statt und umfasst Seminare, Lesungen und eine Wallfahrt nach Assisi. Ziel ist es, die universellen Werte der Brüderlichkeit und des Friedens durch die Kraft der Poesie neu zu beleben. Aus Sicht von Kardinal Tolentino ist der „Sonnengesang“ nicht nur ein literarischer Hymnus, sondern eine „Quelle neuer Sensibilität“: „Diese Komposition hat eine neue spirituelle und kulturelle Sichtweise hervorgebracht, und genau das erwarten wir auch von den Poeten unserer Zeit.“
Papst Franziskus hat wiederholt die Rolle der Poesie gewürdigt. In einem im Juli 2024 erschienenen Brief über die Bedeutung der Literatur in der Bildung würdigte er das Potential der Dichtung, das Herz des Menschen zu berühren und so die Welt zum Besseren zu verändern, erläutert der Kardinal den weiten Kreativitätsbegriff des Papstes: „Ein schöpferischer Mensch auch im sozialen Bereich, das ist jemand, der sich etwas vorstellen kann, der neue Möglichkeiten in die Gegenwart bringen kann, was noch nicht existiert, aber die Wirklichkeit sehr bereichern kann“. Ein Poet sei „wie eine Antenne, die das Schweigen und das Unsichtbare erfasst. In einer lauten Welt können uns Poeten helfen, den Zugang zu Gott zu bewahren, der im Schweigen spricht.“
13 Dichter, fünf Dichterinnen
Der internationale Poesie-Kongress auf Initiative des vatikanischen Kulturdikasteriums vereint 13 Dichter und fünf Dichterinnen aus Italien, Spanien, Portugal, Israel, den Vereinigten Staaten und Argentinien und richtet sich auch an ein breiteres Publikum. Nach einem Austausch im Vatikan folgen öffentliche Lesungen, darunter in der Kirche San Francesco a Ripa in Rom. Der Besuch in Assisi, wo Franz von Assisi seinen berühmten Hymnus schrieb, bildet einen Höhepunkt. Den Abschluss markiert eine Diskussion auf der Buchmesse „Più Libri Più Liberi“ in Rom.
Kardinal Tolentino sieht in der Poesie eine Brücke zur Menschlichkeit: „Ein Poet ist eine Art Hüter der Menschlichkeit. Durch seine Worte hilft er uns, menschliche Erfahrungen und Gefühle zu verstehen. Diese Verbindung zur Menschlichkeit brauchen wir mehr denn je.“
Franz von Assisi schrieb seinen Gesang auf die Schöpfung am Lebensende, vermutlich Ende 1224 oder Anfang 1225, bereits von schwerer Krankheit gezeichnet. Das Gebet ist ein Lobpreis Gottes für die Schönheit der Schöpfung und gilt als eines der frühesten Zeugnisse der Literatur in italienischer Sprache.
(vatican news – gs)
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