30 Jahre „Evangelium vitae“: Pastoral des menschlichen Lebens
Dorota Abdelmoula-Viet und Anne Preckel - Vatikanstadt
Angesichts zunehmender Verstöße gegen die Menschenwürde weltweit braucht es eine „echte Pastoral des menschlichen Lebens“, hebt die Untersekretärin des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben im Interview mit Radio Vatikan hervor. Die Enzyklika „Evangelium vitae“ sei in diesem Kontext, gemeinsam mit neueren katholischen Wortmeldungen zur Menschenwürde, „eine Tür zur Hoffnung, die wir brauchen“, so Gambino.
Säule der christlichen Lehre
„,Evangelium vitae' ist eine Säule der christlichen Lehre über den unveräußerlichen Wert jedes menschlichen Lebens. (…) Auch heute noch schwingt diese Frage im aktuellen Lehramt mit, von ,Evangelii gaudium‘ bis zu ,Dignitas infinita‘: Die sehr schwerwiegenden Formen der Verletzung des menschlichen Lebens haben nicht abgenommen, im Gegenteil, und die Kirche möchte mehr denn je den Wert des Lebens bekräftigen und die Gewissen zum Verständnis dieses Wertes formen, der nicht nur ,nicht töten‘ bedeutet, sondern auch, jene Bedingungen zu schaffen, damit jeder Mensch die Fülle des Lebens erlangen kann, zu der er durch Gottes Liebe berufen ist.“
Wo Menschenwürde verletzt wird
Das vatikanische Lehrschreiben „Dignitas infinita“, das am 8. April 2024 veröffentlicht wurde, bringe die Botschaft der Enzyklika „Evangelium vitae“ von Johannes Paul II. „auf den neusten Stand“, erläutert Gambino weiter:
„Es erklärt nicht nur erneut, warum die Menschenwürde von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod immer geachtet werden muss, sondern hat seinen Blick auf gesellschaftliche Situationen erweitert, bei denen es scheint, dass wir nicht mehr in der Lage sind zu sehen, dass es sich um Verletzungen der Menschenwürde handelt: Ich denke an die verwirrenden Kriege, die uns umgeben, an die neuen Formen der Armut, an die unmenschliche Arbeit von Migranten, an die Gewalt gegen Frauen und Kinder, an den sexuellen Missbrauch auch durch die digitale Welt, der das Leben von Tausenden von Familien verwüstet und vernichtet.“
Wert des Lebens ist universell
Der Wert des Lebens sei nicht nur ein katholischer, sondern ein säkularer, universeller Wert, „der dem Menschen als solchem gehört und den jeder verstehen und teilen kann“, erinnert die Untersekretärin des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben. Dieser Wert sei „unverfügbar, das heißt, niemand kann über ihn verfügen, nicht einmal derjenige, der ihn besitzt“.
Die aktuelle Welt, in der Relativismus und Gesetze das Sagen hätten, die den Wert des Lebens oft nicht berücksichtigten, habe Mühe, dies zu verstehen. Das kirchliche Lehramt des Lebens zeige hingegen einen Weg der Hoffnung auf, der heute umso dringlicher sei. Damit Menschen „Lebensentscheidungen“ treffen könnten, gelte es die Gewissen zu formen, etwa was die Bereiche Abtreibung, Euthanasie, Gewalt und die Kultur des Wegwerfens beträfen.
Pastoral des menschlichen Lebens
„Deshalb ist es an der Zeit, in den Diözesen und Pfarreien eine echte Pastoral des menschlichen Lebens aufzubauen und Pastoralreferenten, Erzieher, Lehrer, Eltern und Jugendliche in der Achtung des Lebens zu schulen. Wir dürfen keine Normen aufzwingen, sondern müssen Werte vermitteln und wissen, wie man sie in ihrer Wahrheit argumentiert, aber auch in ihrer schockierenden Schönheit zeigt.“
Eine Arbeitshilfe des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben mit dem Titel „Das Leben ist immer ein Gut“, die jetzt in drei Sprachen veröffentlicht wurde, soll diese Gewissensbildung anleiten und in Bischofskonferenzen und Diözesen weltweit eine Pastoral für das menschliche Leben anregen. Dazu wolle das Dikasterium Online-Treffen mit den entsprechenden Kontaktstellen in den Ortskirchen durchführen, die nach dem Prinzip der Synodalität organisiert würden, kündigt Gambino an.
(vatican news – pr)
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