Kardinal Grech: Synodal vorangehen, alle einbeziehen
Andrea Tornielli
„Der Sinn des Prozesses, den das Sekretariat der Synode den Ortskirchen vorschlägt, besteht nicht darin, ihnen noch mehr Arbeit zu machen, sondern ihnen dabei zu helfen, im synodalen Stil voranzugehen“. Mit diesen Worten stellt Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Synode, den vatikanischen Medien die Umsetzungsphase der Weltsynode vor, die Papst Franziskus genehmigt hat.
Interview
Herr Kardinal, die Synode über die Synodalität schien abgeschlossen zu sein... und jetzt beginnt sie wieder, auf Geheiß von Papst Franziskus, der von der Gemelli-Klinik aus den Zeitplan für die nächsten drei Jahre genehmigt hat.
„Es stimmt, dass viele dachten, die Synode sei mit der Feier der zweiten Sitzung der Versammlung im vergangenen Oktober beendet worden. In Wirklichkeit hat die Apostolische Konstitution Episcopalis Communio die Synode von einem Ereignis in einen Prozess umgewandelt, der sich in drei Phasen gliedert: Vorbereitung, Feier und Durchführung (EG, Art. 4). Dieser Übergang erfordert eine echte Bekehrung, einen Mentalitätswandel, der Zeit braucht, um in der Praxis der Kirche Fuß zu fassen.
Diese Formulierung ist allerdings von grundlegender Bedeutung: Die Veröffentlichung eines Dokuments reicht nicht aus, damit das, was in den beiden Phasen des synodalen Prozesses entstanden ist, im Leben der Kirche umgesetzt wird. Dieses Dokument muss als Frucht der kirchlichen Unterscheidung und als Horizont der Umkehr rezipiert werden. Und das ist geschehen: Der Heilige Vater, der das Prinzip der kirchlichen Einheit und der Garant des synodalen Prozesses ist, vertraut mit dem Schlussdokument den Ortskirchen und ihren Gruppierungen die Aufgabe an, die Empfehlungen der Versammlung in ihrem eigenen lokalen Kontext umzusetzen, wie er in seiner Begleitenden Note zum Schlussdokument empfiehlt. Und viele Kirchen haben bereits reagiert und sich auf den Weg gemacht: So ist die Arbeit also auch nach dem Ende der Vollversammlung nicht stehen geblieben.“
Was wird zwischen jetzt und 2028 geschehen, was ist geplant?
„Was jetzt angekündigt wird, ist, sagen wir mal, ein Prozess der Begleitung und Bewertung der bereits laufenden Umsetzungsphase: eine Entscheidung, die der Heilige Vater auch unter Mitwirkung des Ordentlichen Rates des Generalsekretariats der Synode (er besteht größtenteils aus Mitgliedern, die während der Vollversammlung gewählt wurden) zur Reife gebracht hat. Doch dieser Prozess beeinträchtigt nicht die entscheidende Rolle jeder Ortskirche, die Früchte der Synode auf die jeweils eigene Weise zu empfangen und anzuwenden. Der Papst spornt vielmehr die ganze Kirche zur Ausübung von Verantwortung an, ja zu einer großen Mitverantwortung; und während er die Ortskirchen stärkt, schließt er gleichzeitig das Bischofskollegium in die Ausübung seines Amtes ein.“
Worin besteht nun das Ziel dieses Prozesses?
„Der Prozess zielt darauf ab, einen direkten Austausch unter den Kirchen über die in der Anwendungsphase gewonnenen Erkenntnisse zu fördern. Nach einem Zeitraum, der der Arbeit der jeweiligen lokalen Realitäten gewidmet ist (bis 2026), sollen nach synodaler Art Räume für den Dialog und den Austausch von Gaben zwischen den Kirchen geschaffen werden. Dies ist einer der wertvollsten Aspekte, die sich auf dem bisherigen Weg der Synode ergeben haben. Das Ziel ist, dass die Umsetzung nicht isoliert erfolgt, als ob jede Diözese eine separate Einheit wäre, sondern dass die Verbindungen zwischen den Kirchen auf nationaler, regionaler und kontinentaler Ebene gestärkt werden.
Gleichzeitig werden diese Momente der Begegnung und des Austauschs einen authentischen gemeinsamen Weg bedeuten, um die getroffenen Entscheidungen in einem Geist der Mitverantwortung zu bewerten. Die für 2027 und Anfang 2028 geplanten Treffen werden somit auf natürliche Weise auf die Kirchliche Versammlung im Oktober 2028 hinführen. Diese abschließende Versammlung wird dann in der Lage sein, dem Heiligen Vater wertvolle Elemente, die Frucht echter kirchlicher Erfahrung, für seine geistliche Unterscheidung als Nachfolger Petri anzubieten – mit Perspektiven, die der gesamten Kirche vorgeschlagen werden sollen. Umsetzung und Bewertung müssen in einem dynamischen, gemeinsamen Prozess ineinandergreifen: Das ist genau die Kultur der Verantwortlichkeit, die das Schlussdokument beschwört.“
Können Sie erklären, was es mit der Kirchlichen Versammlung von 2028 auf sich hat? In dem Schreiben heißt es ausdrücklich, dass es sich nicht um eine neue Synode handeln soll...
„Ich würde sagen, dass die Weltynode 2021-2024 in vielerlei Hinsicht etwas Erstmaliges war. Es war das erste Mal, dass die Normen von Episcopalis Communio in vollem Umfang angewandt wurden; es war das erste Mal, dass die gesamte Kirche und jede/r in der Kirche die Möglichkeit hatte, am synodalen Prozess teilzunehmen; es war das erste Mal, dass Nicht-Bischöfe (stimmberechtigt) an der Versammlung teilnahmen; es war das erste Mal, dass ein Schlussdokument unmittelbar vom Heiligen Vater gebilligt wurde und somit an seinem ordentlichen Lehramt teilnahm. Jetzt - in der dritten Phase des synodalen Prozesses - ist es das erste Mal, dass eine Kirchliche Versammlung stattfindet. Es ist das erste Mal, dass eine Kirchliche Versammlung auf der Ebene der gesamten Kirche zusammentritt; darum muss noch vieles ausgearbeitet und präzisiert werden…“
(vatican news)
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