
Die 3. Betrachtung bei den Fastenexerzitien: Der erste Tod
Die Hoffnung auf das ewige Leben
Exerzitien 2025 des Heiligen Vaters und der Römischen Kurie
3. Der erste Tod
(Montag, 10. März, 17 Uhr)
Warum fällt es uns so schwer, zu erkennen, dass das ewige Leben bereits begonnen hat? Die Bibel deutet darauf hin, dass der Mensch von Anfang an unempfindlich und feindselig gegenüber Gottes Handeln ist. Die Propheten des Alten Testaments beklagten die Unfähigkeit des Volkes, die „neuen Dinge“, die Gott tut, zu erkennen, während Jesus selbst, der das Unverständnis seiner Zuhörer bemerkte, in Gleichnissen sprach. Dies geschah nicht, um seine Botschaft zu vereinfachen, sondern um die Härte des menschlichen Herzens hervorzuheben, das sich der Möglichkeit eines erfüllten Lebens verschließt.
Das Neue Testament beschreibt diesen Zustand mit einer paradoxen Aussage: Wir sind bereits tot, aber wir merken es nicht. Der Tod ist in der Tat nicht nur das letzte Ereignis des Lebens (biologischer Tod), sondern auch eine Realität, die wir bereits erleben, und zwar durch eine innere Verschlossenheit, die uns daran hindert, das Leben als etwas Ewiges wahrzunehmen, das Gott uns schenken will. Die Genesis erzählt von diesem Verlust an Sensibilität durch das, was die Tradition als „Erbsünde“ bezeichnet: Statt das Leben als Geschenk anzunehmen, versucht der Mensch, es zu kontrollieren und überschreitet dabei die von Gott gesetzten Grenzen. Das Ergebnis ist nicht die von der Schlange versprochene Autonomie, sondern ein Gefühl von Scham und Verlorensein.
Dieser erste „innere Tod“ zeigt sich in unserem ständigen Versuch, unsere Schwächen mit Bildern, Rollen und Erfolgen zu überdecken, ohne uns der tiefen Leere zu stellen, die in uns wohnt. Doch in der Bibel scheint Gott über diesen Zustand nicht beunruhigt zu sein: Seine erste Reaktion besteht darin, den Menschen zu suchen und zu fragen: „Wo bist du?“ (Gen 3,9). Dies deutet darauf hin, dass der innere Tod nicht das Ende ist, sondern der Punkt, von dem aus eine Reise der Erlösung beginnen kann.
Diese Logik zeigt sich auch im Drama von Kain und Abel: Gott greift nicht ein, um den Brudermord zu verhindern, sondern schützt Kain vor seiner eigenen Schuld. Dies zeigt, dass unser „erster Tod“ kein unausweichliches Schicksal ist, sondern eine Gelegenheit, das ewige Leben als gegenwärtige und nicht nur als zukünftige Realität neu zu entdecken. Jesus selbst lädt uns ein, die Tragödien des Lebens als Gelegenheiten zur Umkehr und nicht als Zeichen der Verurteilung zu sehen (Lk 13,4-5).
Gott sieht unseren inneren Tod nicht als Niederlage an, sondern als Ausgangspunkt für eine neue Existenz. Das wahre Hindernis für das ewige Leben ist nicht der biologische Tod, sondern unsere Unfähigkeit zu erkennen, dass wir bereits in eine Wirklichkeit eingetaucht sind, die jenseits der Zeit liegt, wenn wir uns nur entscheiden, sie mit Vertrauen und Offenheit für Gott zu leben.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.