Vatikan: Experten diskutieren über Krisen, Verantwortung und Hoffnung
Mario Galgano - Vatikanstadt
Erzbischof Vincenzo Paglia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, hob hervor, dass die heutige Zeit von einer „Polykirse“ geprägt sei - ein Begriff, den Papst Franziskus von Edgar Morin übernommen habe. Die Vielzahl an Krisen erfordere nicht nur eine tiefgehende Analyse, sondern auch konkrete Schritte zur Veränderung. Paglia verglich die aktuelle Lage mit der biblischen Erzählung der Sintflut: Die Menschheit stehe an einem Wendepunkt und müsse sich auf einen „Neuanfang“ vorbereiten, indem sie eine „gemeinsame Arche“ baue – ein geordnetes Zusammenleben im Sinne der göttlichen Schöpfung.
Die Rolle der Wissenschaft und der Frauenförderung
Die ungarische Nobelpreisträgerin für Medizin 2023, Katalin Karikó, betonte die zentrale Rolle der Wissenschaft bei der Bewältigung globaler Herausforderungen. Wissenschaft sei vergleichbar mit der Arbeit eines Detektivs: durch Forschung und Experimente könnten komplexe Probleme gelöst und neue Erkenntnisse gewonnen werden. Besonders hob sie die Bedeutung von Frauen in der Wissenschaft hervor. Oftmals müssten Frauen ihre Karrieren aufgrund fehlender Unterstützung in der Kinderbetreuung unterbrechen. Eine bessere staatliche Förderung würde es mehr Wissenschaftlerinnen ermöglichen, bahnbrechende Entdeckungen zu machen.
Schutz des Lebens in herausfordernden Zeiten
Schwester Giustina Holha Holubets aus Lwiw (Ukraine) sprach über die Notwendigkeit, das Leben in all seinen Phasen zu schützen. In ihrer Arbeit mit dem „Perinatal Hospice – Imprint of Life“ setzt sie sich für Eltern ein, die mit schweren pränatalen Diagnosen konfrontiert sind. Oft werde die vorgeburtliche Diagnose mit der Prävention von Erbkrankheiten gleichgesetzt, was zu einem Anstieg von Abtreibungen führe.
Das von ihr gegründete Hospiz unterstützt Eltern, die sich für das Leben ihrer Kinder entschieden haben, auch wenn diese nur eine kurze Zeit auf der Welt bleiben können. Am 15. Oktober wird auf nationaler Ebene in der Ukraine der „Tag der Erinnerung an früh verstorbene Kinder“ begangen, bei dem Kerzen angezündet werden – als Symbol für Hoffnung und Liebe.
Ein Aufruf zum Handeln
Die Konferenz zeige, dass Krisen nicht nur Bedrohungen seien, sondern auch Gelegenheiten zur Veränderung bieten, hieß es bei der Pressekonferenz an diesem Montag im Vatikan. Rom setze mit dieser Versammlung ein Zeichen für eine tiefere Reflexion über die Herausforderungen unserer Zeit – und für konkrete Schritte in eine hoffnungsvolle Zukunft.
(vatican news)
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