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Frau in einem Sammeltaxi in Manila Frau in einem Sammeltaxi in Manila 

Unser Buchtipp: Jean-Paul Sartre - Geschlossene Gesellschaft

„Wo sind die Pfähle, die Roste, die Ledertrichter?“, fragt Joseph Garcin, als er nach seinem Tod von einem Diener in die Hölle geführt wird. Doch er kommt in ein gewöhnliches Zimmer, mit Empire-Möbeln ausgestattet, eine Bronzefigur steht auch darin.

von Mario Galgano

So beginnt das Theaterstück „Geschlossene Gesellschaft“ von Jean-Paul Sartre, ein Lehrstück über die Hölle und den freien Willen.

Garcin teilt sich das Zimmer mit zwei Mitbewohnerinnen, der emanzipierten Postbeamtin Inès Serrano und der prätentiösen und vermögenden Estelle Rigault. Damit ist die Gesellschaft komplett, und der Diener verschließt die Zimmertür.

Schnell stellt sich heraus, was in der Hölle fehlt: Nämlich Fenster, Spiegel – alles, in dem man sich selbst betrachten könnte. Zahnbürsten fehlen übrigens auch, aber die vermisst bald keiner mehr. Da sie sich nicht betrachten können, sind sie darauf angewiesen, sich im Blick des Anderen zu erkennen.

Letztlich gelingt es aber keinem von ihnen, seine Fassade aufrecht zu erhalten. Unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit sind sie, was sie sind. Durch keine Handlung können sie noch darauf Einfluss nehmen. Und so legen ihre vergangenen Taten gegen sie Zeugnis ab, wenn Estelle, die Kindsmörderin, sich als die kleine Heilige gebärdet und Garcin, der Feigling, den untadeligen Helden mimt. Die lesbische Inès hat ihre Geliebte in den Selbstmord getrieben. Wie im Leben, so sind sie noch in der Hölle unaufrichtig und reden sich ein, ein anderer zu sein. Sie übernehmen keine Verantwortung für das, was sie jetzt und in alle Ewigkeit sind.

Auch wenn sie allmählich die Lebenslügen der anderen aufdecken, werden sie dadurch selbst nicht geläutert. Nach wie vor gieren sie nach Anerkennung und Einfluss, die sie sich gegenseitig aus Neid und Selbstsucht nicht gönnen. Die Bewohner der Hölle haben einander verdient. Sie stehen sich selbst im Weg und bleiben so im Teufelskreis ihres Leidens gefangen.

Garcin resümiert: „Also das ist die Hölle. Ich hätte es nie geglaubt... Wisst ihr noch: Schwefel, Scheiterhaufen, Rost... Was für Albernheiten. Ein Rost ist gar nicht nötig, die Hölle, das sind die anderen.“

Jean-Paul Sartre: Geschlossene Gesellschaft. Rowohlt 1986, 50. Auflage. 6,99 Euro.

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11. November 2017, 15:32