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Ein Angreifer schoss vor der Mar-Mina-Kirche in Helwan, einem Vorort von Kairo, auf Gläubige und Polizisten Ein Angreifer schoss vor der Mar-Mina-Kirche in Helwan, einem Vorort von Kairo, auf Gläubige und Polizisten 

Ägypten: Kopten schwer getroffen

Die koptische Gemeinschaft traf er mitten ins Herz: der tödliche Anschlag zur Weihnachtszeit am Freitag vor einer Kirche bei Kairo, bei dem mindestens neun Menschen starben. Ein Angreifer hatte vor der Mar-Mina-Kirche in dem Kairoer Vorort Helwan auf Gläubige und Polizisten geschossen.

Anne Preckel – Vatikanstadt

150 Schuss hatte der Mann, der von Sicherheitskräften festgesetzt wurde, in seinem Sturmgewehr, noch viel mehr Menschen wollte er treffen. Die Sicherheitskräfte konnten Schlimmeres verhindern, sagt im Interview mit Vatican News Pater Rafic Greiche, Sprecher der koptisch-katholischen Kirche Ägyptens: „Der Terrorist hatte einen Sprengstoffgürtel umgeschnallt, die Polizei hielt ihn auf, bevor er die Bombe zünden konnte.“

Bombe war bereit zur Zündung

Den Sprengstoff wollte der Attentäter vermutlich in der Kirche zünden – nach demselben Muster, wie es bereits in den letzten Monaten häufig passiert war. Allein 45 Menschen kamen im vergangenen Frühjahr bei Anschlägen auf die Markus-Kathedrale in Alexandria und die Georgs-Kirche in Tanta ums Leben, mehr als 20 bei einem weiteren Angriff auf einen mit Christen besetzten Bus nahe der Stadt Al-Minya.

„Die Gewalt lastet schwer auf unseren Herzen, wir haben wirklich Angst“

Dass in der Vorweihnachtszeit Schlimmes passieren würde, damit hatten viele schon gerechnet, bringt Greiche die angespannte Stimmung unter den Christen auf den Punkt: „Um ehrlich zu sein: bei den Vorbereitungen auf das orthodoxe Weihnachtsfest am 7. Januar waren wir es schon seit Jahren gewohnt, eine Zielscheibe zu sein. Auch dieses Jahr dachten wir an die vielen Anschläge der letzten Jahre und fragten uns, wie und wann es wohl den nächsten geben würde. Trotz allem versucht die Kirche den Menschen und Kindern weihnachtliche Freude zu vermitteln. Doch die Gewalt lastet schwer auf unseren Herzen, wir haben wirklich Angst.“

Viele sehen keine Zukunft

Angesichts der permanenten Bedrohung dächten viele ägyptische Christen heute daran, das Land zu verlassen, berichtet Pater Greiche weiter. Die Kirche sehe diese mit großer Sorge: „Natürlich gefällt es uns nicht, dass ganze Familien abwandern und Ägypten verlassen wollen. Wir möchten, dass sie in dem Land bleiben, wo die Propheten, wo Jesus und die Heilige Familie gelebt haben“, so der Sprecher der koptisch-katholischen Kirche.

„Auch wenn es noch kein Bekennerschreiben gibt, scheint es so, dass der Islamische Staat die Christen erneut angreift. Vielleicht soll dies kurz vor dem Weihnachtsfest ein Zeichen sein, dass es den IS noch gibt", wird der päpstliche Nuntius in Ägypten, Erzbischof Bruno Musarò, nach dem Anschlag von der Nachrichtenagentur Sir zitiert. Der ägyptische Präsident habe versichert, weiter auf die Ausrottung des Terrorismus in Ägypten hinwirken zu wollen, so der Diplomat.

Der Kampf gegen den Terror gehe nur gemeinsam, hatte Papst Franziskus bei seinem Ägypten-Besuch im April diesen Jahres betont. Präsident und Staatsvertreter drängte er, das Problem des Extremismus entschieden anzugehen, um Schlimmeres zu verhindern, religiöse Verantwortungsträger rief er auf, jene Gewalt zu entlarven, „die sich hinter vermeintlich sakralem Charakter verbirgt“.

„Betet für ganz Ägypten, für alle Ägypter, nicht nur die Christen, auch für die Muslime“

Ägyptens Christen fühlten auch jetzt die Nähe des Papstes, so Greiche im Interview mit Vatican News. Und der Geistliche bittet um Gebet für die Opfer und ihre Angehörigen, nicht allein in Ägypten: „Betet für ganz Ägypten, für alle Ägypter, nicht nur die Christen, auch die Muslime. Wir müssen dafür beten, damit dieser Terrorismus, der die ganze Welt trifft, der in Frankreich, Belgien, Deutschland, überall, zuschlägt, dass dieser Terror gestoppt wird.“

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30. Dezember 2017, 13:15