Appell: „Jerusalems universellen Status schützen“
Anne Preckel - Cittá del Vaticano
Der bisherige Status Quo müsse beibehalten und die universelle Bedeutung der Stadt geschützt werden, hießt es in dem Kommuniqué: „Jede unilaterale Lösung kann nicht als Lösung betrachtet werden. Jerusalem ist ein Schatz der gesamten Menschheit. Die Diskussion um Jerusalem kann nicht einfach auf einen Disput über territoriale Fragen und politische Hoheit reduziert werden. Denn Jerusalem ist einzigartig, ist der ganzen Welt ein Gut und hat eine universelle Berufung, die zu weltweit Milliarden von Menschen spricht, Gläubigen und Nicht-Gläubigen.“ Eine realistische Lösung des Problems müsse all jene Elemente berücksichtigen.
„Jeder exklusive Anspruch – sei er politisch oder religiös – geht gegen die eigene Logik der Stadt“, stellt die Erklärung klar. Zugleich gebe es nichts, was verhindern könnte, dass die Stadt „in ihrer Einzigartigkeit und Einheit das nationale Symbol zweier Völker wird, die sie als ihre Hauptstadt beanspruchen“, heißt es weiter. Die „Botschaft des Dialoges, der Koexistenz und des Respektes“, für die die Jerusalem stehe, müsse für jeden Bürger und Besucher spürbar sein. „Jerusalem ist eine Stadt, die aufnimmt, wo sich Räume öffnen müssen und sich nicht schließen dürfen. Zu lange schon sind ihre Einwohner Geiseln der anhaltenden Spannungen, die den Charakter der Stadt verunstalten“.
Das Lateinische Patriarchat erinnert daran, dass viele Völker Jerusalem als ihre spirituelle Hauptstadt begriffen und zahlreiche Pilger nach Jerusalem kämen, um zu beten und sich mit ihren Glaubensgeschwistern zu treffen. Der heilige Charakter der Stadt beschränke sich nicht allein auf einzelne Orte oder Monumente, sondern betreffe die ganze Stadt mit seinen verschiedenen Gemeinschaften sowie das gesamte soziale Leben, führt das Patriarchat weiter aus. Jerusalem müsse weiter Ort der Begegnung der drei Weltreligionen Judentum, Islam und Christentum bleiben, wo jede Religion ihre eigene Mentalität und Tradition leben könne.
Sorge um weitere Gewalt
Besorgt zeigt sich das Patriarchat über eine mögliche Gewaltwelle infolge der Entscheidung vom Mittwoch und deren „unvorhersehbare Folgen“. Im Westjordanland, dem Gazastreifen und in Jerusalem selbst hatte es am Freitag Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Auch in zahlreichen arabischen Ländern gingen Muslime auf die Straßen. Es dürften „keine neuen Vorwände für weitere Gewalt im Nahen Osten“ geschaffen werden, appelliert das Patriarchat, der Status Quo der Heiligen Stadt müsse geschützt werden, um „ein Gleichgewicht zwischen den religiösen Gemeinschaften der drei Religionen und den zwei Teilen der Stadt zu garantieren“. In der Erklärung hält das Patriarchat gleichwohl fest, dass dieses Gleichgewicht „schon seit langer Zeit“ bedroht sei.
Aufruf zur Einigung
Angesichts der angespannten Lage ruft das Patriarchat Palästinenser und Israelis zur Einigung auf; es müsse ein Abkommen erreicht werden, „das den legitimen Bestrebungen“ beider Seiten gerecht werden und das „die Prinzipien der Gerechtigkeit respektiert“. Einseitige Entscheidungen, die den universellen Status der Stadt abändern, könnten keinen Nutzen, sondern nur neue Spannungen bringen und Möglichkeiten zur Befriedung verstellen.
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