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Lichtermarsch gegen Trump-Entscheidung Lichtermarsch gegen Trump-Entscheidung 

Jordanien: Christen rufen zu Solidarität und Einheit auf

Vor dem Fenster ruft der Muezzin zum Gebet. Drinnen stehen ein Weihnachtsbaum und eine Krippe. Pater Rifat Bader lebt und arbeitet als katholischer Priester in Amman, der Hauptstadt Jordaniens, wo die Christen nur eine Minderheit von 2,5 Prozent ausmachen. Er hat eine hektische Woche hinter sich, denn seit US-Präsident Trump Jerusalem zur Hauptstadt Israels erklärte, arbeiten er und sein Team der christlichen Nachrichten- und Hintergrundwebsite en.abouna.org unermüdlich.

Johanna Mack - Amman

Jordanien grenzt nicht nur am Jordan und am Toten Meer an Israel, sondern hat auch die weltweit größte Zahl palästinensischer Flüchtlinge aufgenommen, von denen einige seit zwei Generationen in den vier UNRWA-Camps (der ,United Nations Relief and Work Agency for Palestinian Refugees‘) des Landes wohnen. Seit der Trump-Entscheidung kommt es immer wieder zu Demonstrationen. Am Mittwoch riefen auch die Kirchen zu einem ökumenischen „Lichtermarsch“ auf: Mehr als 2000 Christen, Muslime und andere Gleichgesinnte liefen von der griechisch-orthodoxen Kathedrale durch das westliche Stadtviertel As-Sweifiyeh zur katholischen Kirche der Maria von Nazareth. Pater Rifat Bader:

„Das Beste daran war, dass alle Kirchen teilnahmen. Wir haben in diesem Moment nicht auf die Unterschiede, sondern auf unsere Einheit geschaut. Wir folgen damit der Linie unseres Königs Abdullah II., dessen Führung ich als eine ,Diplomatie der Weisheit´ bezeichnen möchte. Wir brauchen in diesen Tagen Weisheit, um mit der Supermacht Amerika umzugehen. Natürlich müssen wir die Entscheidung respektieren, aber wir müssen auch nach Gerechtigkeit rufen. Wir fordern die Einhaltung der UN-Resolutionen.“

„Christliche Symbole nicht mit Politik in Verbindung bringen“

Mit seiner Website Abouna („Unser Vater“) möchten Bader und seine Kollegen den Christen eine Stimme geben und ihre Werte und ihren Wunsch nach Frieden verbreiten. Aktionen wie der gemeinsame Friedensmarsch sollen - auch medial - ein symbolisches Zeichen setzen. So will die Redaktion Medienbildern entgegentreten, die Religionen mit Hass oder Gewalt in Verbindung bringen. Dies bezieht sich nicht nur auf die gelegentliche Gleichsetzung des Islam mit dem islamistischen Terror:

„Ein wirklich schlimmes Bild der letzten Woche war, dass Trump seine Entscheidung bekannt gegeben hat, während er vor einem Weihnachtsbaum stand und damit suggerierte, er träfe seine Entscheidung im Sinne Gottes. (…) Wir müssen sehr vorsichtig sein, christliche Symbole mit Politik in Verbindung zu bringen. Das ist gefährlich. Wenn die Menschen denken, Donald Trump entscheide als Christ, könnte das zu religiösen Spannungen führen. Aber ich glaube, der Marsch gestern hat gezeigt: Der Weihnachtsbaum ist nicht nur für Trump, sondern für alle Menschen, die an Gott glauben.“

„Größter Verlierer in Konflikten ist immer der Mensch“

Die Vertreter der katholischen, orthodoxen, koptischen und anderer Konfessionen läuteten bei ihrem Lichtermarsch zum Protest Glocken. Auch der Minister für Öffentliche Arbeiten Sami Halaseh und zwei Mitglieder des Unterhauses im Parlament, Tariq Khoury und Nabil Ghishan, begleiteten den Marsch. Sie alle standen damit auch für das harmonische Zusammenleben der Religionen ein, das nach Baders Aussage die Tradition des Haschemitischen Königreichs Jordanien ausmacht. Heute gehört allerdings auch Jordanien zu den Ländern des Nahen Ostens, die immer mehr Christen gen Westen verlassen. Bader beschwört die Einheit der Gemeinschaften:

„Kerzen stehen auch für das stille Gebet. Gott wird uns hören und er ist der Gott aller Menschen, nicht nur für Christen und Muslime, sondern auch für die Juden und er ist auch der Gott Amerikas. Er kann uns die Weisheit bringen, mit der wir eine friedvolle Zukunft für Jerusalem erreichen können.“

Bader betont: „Der größte Verlierer in jedem Konflikt ist der Mensch.“ Sein größter Wunsch für das neue Jahr ist deshalb:

„Wir hoffen, dass die Menschen ihre Solidarität bewahren. Nicht nur für Jerusalem, sondern für alle Menschen in Notsituationen weltweit.“

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15. Dezember 2017, 14:22