Nach Friedensbruch drängt Kolumbiens Kirche weiter auf Dialog
Anne Preckel - Vatikanstadt
Nachdem mutmaßliche Angriffe der linksgerichteten ELN auf Militärs sowie auf eine Erdöl-Pipeline bekanntgeworden waren, hatte Kolumbiens Führung die laufenden Friedensgespräche am Mittwoch auf Eis gelegt. Kolumbiens Kirche verurteile die neuerliche Gewalt, welche die laufenden Verhandlungen unterminiere, so Bischof Botero Álvarez im Interview mit Vatican News. Zugleich appelliere die Kirche an die Regierung, jetzt nicht alle Türen dichtzumachen: „Wir verurteilen diese Attentate, die schlecht sind. Und wir rufen die Regierung dazu auf, Bereitschaft zu zeigen, den Dialog fortzuführen – logischerweise unter Bedingungen, die nach den Attentaten abzumachen sind.“
Als Voraussetzung für eine Fortführung des Dialoges sieht Kolumbiens Kirche auf ELN-Seite neben einem Verzicht auf Gewalt eine notwendige einheitliche Position der Guerilla-Organisation. Diese zeige sich bislang nicht, so der Bischof: „Wir finden, dass jede Einheit der ELN unabhängig agiert, es gibt keine Kontrolle von Seiten des ELN-Kommandos. Deshalb fordern wir, dass die ELN wirklich zeigen kann, dass sie die Kraft hat, alle ihre Teile zusammenzubringen, um diesen Dialog zu führen.“
Diese Sicht teile auch Kolumbiens Bevölkerung, die bis heute mannigfach unter den bewaffneten Konflikten leidet, so der Bischof weiter. Die Menschen hielten weiter an ihrem Wunsch nach Frieden fest. „Generell haben die Leute die Entscheidung des Präsidenten unterstützt (die Friedensverhandlungen mit der ELN vorerst einzufrieren, Anm.), doch sie fordern eine Erneuerung der Bedingungen, um den Dialog fortzuführen.“ Dass es nach den letzten Entwicklungen nun eine neue „Gewaltwelle“ geben könnte, die die Befriedung und Versöhnung im Land insgesamt gefährden könnte, schließt der Geistliche nicht aus: „Das ist eine große Angst.“ So gebe es in Kolumbien verschiedene bewaffnete Gruppen, die sich nicht an Abkommen und Dialogtreffen hielten, Unruhe stifteten und gewalttätig seien, die Lage sei insgesamt unübersichtlich.
Die Angriffe auf Soldaten und die Erdöl-Pipeline vom Mittwoch ereigneten sich genau einen Tag, nachdem der zwischen Regierung und ELN im September 2017 – kurz vor dem Papstbesuch im Land - ausgehandelte Waffenstillstand von Seiten der Guerilla-Organisation nicht verlängert worden war. Auch wenn sich die Friedensgespräche mit Kolumbiens zweitgrößter Rebellen-Gruppe bislang mühsam gestalteten, kam die neue Entwicklung doch überraschend. So kommentierte sie der Friedensnobelpreisträger Santos laut Medienberichten als „unerklärlich“. Er wolle mit dem Verhandlungsführer der Regierung, Gustavo Bell, nun die „Zukunft des Prozesses“ ausloten, kündigte der der Präsident an.
Die Kirche halte auch nach der neuen Gewalt und dem Verhandlungsstopp am Weg des Dialoges fest, bekräftigte Bischof Elkin Fernando Álvarez Botero Álvarez Botero von Medellín im Interview mit Vatican News: „Wir werden weiter all jenes tun, was es für Frieden braucht.“ So werde sich die Bischofskonferenz in den kommenden Tagen mit einem UNO-Vertreter zusammensetzen, um Möglichkeiten der Vermittlung zu besprechen, kündigte der Bischof an.
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