Heiliges Land: Jerusalemer Benediktiner wählen neuen Abt
Die Mönchsgemeinschaft tritt von Sonntag bis Freitag (23. Februar) zur Wahl eines Nachfolgers für den Iren zusammen, wie Übergangsverwalter (Prior-Administrator) P. Nikodemus Schnabel mitteilte. Collins leitete die Abtei von 2011 bis zu seinem überraschenden Rücktritt im Juni 2016. In seine Amtszeit fiel unter anderem der Brandanschlag auf das Dormitio-Priorat Tabgha am See Genezareth im Juni 2015, bei dem ein Millionenschaden entstand und zwei Personen leichte Rauchvergiftungen erlitten. Abtpräses Ansgar Schmidt beauftragte den damaligen Subprior und Abteisprecher Schnabel zum Prior-Administrator für 18 Monate.
Die Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Dormitio, die an den Tod Marias erinnert und dem Deutschen Verein vom Heiligen Land gehört, wurde bei ihrer Einweihung 1906 dem Benediktinerorden anvertraut. Von 1948 bis 1967 stand sie im Niemandsland zwischen Israel und Jordanien und war über Jahre verlassen. Zu der Gemeinschaft gehören nach Abteiangaben derzeit insgesamt 22 Brüder.
Teil der Silhouette Jerusalems
Die deutschsprachige Benediktinerabtei der Dormitio gehört als Blickfang zur Silhouette Jerusalems. Der Bau des Klosters auf dem Zionsberg am Rande der Altstadt begann im März 1906. Es befindet sich dort, wo nach kirchlicher Überlieferung das Letzte Abendmahl Jesu und die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel stattfanden.
„Wir sehen es als eine unserer wichtigsten Aufgaben an, den einheimischen Christen beizustehen und den europäischen Christen das einheimische Christentum näher zu bringen“, so Pater Schnabel in einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Information Christlicher Orient“ (ICO). Zugleich rief er die Christen im Westen dazu auf, ihre Glaubensgeschwister im Heiligen Land nicht zu vergessen sondern verstärkt Besuche vor Ort zu unternehmen.
Besuch von Kaiser Wilhelm II. gab Abstoß
Seine Entstehung verdankt das Kloster einem Besuch von Kaiser Wilhelm II. in Jerusalem. Im Oktober 1898 nahm er an der Einweihung der evangelischen Erlöserkirche teil. Auf konfessionelle Ausgewogenheit bedacht, kaufte er auch ein Grundstück, das er dem Deutschen Verein vom Heiligen Land überließ. Acht Jahre später trafen die ersten drei Mönche aus der süddeutschen Abtei Beuron ein und begannen mit dem Bau eines Klosters, das an "Mariä Heimgang" (lateinisch: „Dormitio Mariae“) erinnern sollte. 1910 wurde die Kirche geweiht, das Kloster 1926 zur Abtei erhoben.
Von 1948 bis 1951 waren die Mönche ausquartiert, weil das Kloster nahe an der Grenze zwischen Israel und der - damals jordanischen - Altstadt lag. Seit Ende der 1960er-Jahre gewann die Abtei an Bedeutung, vor allem unter der Leitung des Trierers Laurentius Klein (1928-2002), Abt von 1969 bis 1979. Klein begründete 1973 ein ökumenisches Theologisches Studienjahr für Studierende aus dem deutschsprachigen Raum.
(kap – pr)
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