Südafrika: Eine Lektion in Demokratie?
Gudrun Sailer und Linda Bordoni - Vatikanstadt
Südafrikas Staatschef Jacob Zuma steht offenbar vor der Ablösung. Der erweiterte Parteivorstand der Regierungspartei ANC wollte noch am Montag über Zumas Zukunft entscheiden. Gegen ihn stehen massive Korruptionsvorwürfe im Raum.
Der Parteivorsitzende und bisherige Vizepräsident Cyril Ramaphosa hatte am Sonntag auf einer Kundgebung erklärt, das Gremium werde im Interesse der Nation den Übergang der Macht einleiten. Der 65-jährige Ramaphosa gilt als wahrscheinlicher Nachfolger Zumas.
Noch kein südafrikanischer Präsident seit dem Beginn der Demokratie 1994 ist bis zum regulären Amtsende im Dienst geblieben. Peter John Pearson sieht darin einen gewissen demokratischen Impuls: „Das besagt, klammere dich nicht an die Dinge. Und wir sehen, in Südafrika haben wir eine selbstbewusste Presse, eine lebendige Justiz, eine lebendige Zivilgesellschaft und ein sehr robustes Parlament.“ Im Land sei zuletzt eine wachsende Kultur der Verantwortung entstanden, so der katholische Priester, eine Kultur, in der es heiße: „Keiner kann irgendwohin gelangen mit undemokratischem Verhalten.“
Cyril Ramaphosa werde „nicht alle glücklich machen“, sagte Pearson, „aber ich denke, er ist die Person im Land, die die nötigen guten Karten hat.“ Ramaphosa war Ende Dezember zum Vorsitzenden des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) gewählt worden. Damit wurde er Zumas designierter Nachfolger und Präsidentschaftskandidat der Partei für die Wahl, die regulär 2019 stattfinden sollte. Der Politiker hat Pearson zufolge eine „lange und saubere Geschichte“ in der Wirtschaft, besonders im Bergbausektor. Er sei geschätzt auch im Ausland, und in Südafrika „hat er Unterstützung auf beiden Seiten der Farblinie“, also bei Weißen wie Schwarzen.
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