Immer mehr Katholiken flüchten aus Bosnien und Herzegowina
„In vielen Teilen des Landes sind die Katholiken vom völligen Verschwinden bedroht.“ Das hielten die Bischofskonferenzen Österreichs sowie Bosniens und Herzegowinas bei einer gemeinsamen Tagung Anfang März in Sarajewo fest. Damit machten sie auf einen Umstand aufmerksam, der in der europäischen Öffentlichkeit wenig bekannt ist: Es wird davon ausgegangen, dass mittlerweile jährlich bis zu 10.000 Katholiken Bosnien und Herzegowina verlassen.
Das liegt einerseits an der wirtschaftlichen Unsicherheit, aber auch an der religiösen Diskriminierung. Bereits seit dem Bosnienkrieg verlassen Christen daher das Land. Zuvor lebten rund eine halbe Million Katholiken in Bosnien und Herzegowina. Jeder zweite Katholik wurde vertrieben, berichtet das Erzbistum Vrhbosna. Bis heute sind die Katholiken oft unsicher und verlassen aus Sorge um die Zukunft ihrer Kinder das Land, sagt Erzbischof Vinko Kardinal Puljić der Organisation „Kirche in Not“. Er leitet seit 1990 das Erzbistum Vrhbosna mit Sitz in Sarajewo. Puljić bemängelt vor allem die fehlende Gleichberechtigung für Katholiken, besonders in den Gebieten, in denen sie in der Minderheit sind. Hier schlägt sich die Ungleichheit vor allem bei der Arbeitsplatzsuche nieder.
Die katholische Kirche vor Ort versucht, so Puljić, den Menschen Selbstbewusstsein und Hoffnung für die Zukunft vermitteln.
Christen und Muslime machen jeweils etwa die Hälfte der Bevölkerung Bosniens und Herzegowinas aus. Die meisten Christen gehören den orthodoxen Kirchen an; rund 14 Prozent der Einwohner sind katholisch. In jüngster Zeit haben radikale islamische Strömungen im Land Zulauf – verstärkt durch Einflüsse aus dem Ausland.
(pm – nv)
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