Amnesty International: Todesstrafe weltweit auf dem Rückzug
Todesurteile und Hinrichtungen weltweit befinden sich auf dem Rückgang, meldet die Nachrichtenagentur SIR, die sich auf den Jahresbericht von Amnesty International bezieht. Das zeige sich am stärksten in Afrika. Dem Bericht zur Todesstrafe zufolge, den Amnesty International am 12. April veröffentlicht hat, fanden im Jahr 2017 in 23 Staaten 993 Hinrichtung statt – 2016 waren es noch 1032, das entspricht einem Rückgang um vier Prozent. Verglichen mit den 1634 Hinrichtungen aus dem Jahr 2015, dem traurigen Höchststand der Statistik, ist gar ein Rückgang von 39 Prozent zu verzeichnen. 2017 wurden mindestens 2591 Menschen in 53 Staaten zum Tode verurteilt. Im vergangenen Jahr 2017 haben Guinea und die Mongolei die Todesstrafe abgeschafft – damit gibt es diese Form der Bestrafung mit 106 Ländern in mehr als der Hälfte der Länder weltweit nicht mehr. Doch selbst wenn es bedeutende Fortschritte gegeben habe, warten laut Amnesty immer noch mindestens 21.919 Häftlinge auf die Hinrichtung.
Der stärkste Fortschritt ist in der afrikanischen Region der Subsahara zu verzeichnen, wo vor allem in Kenia, Gambia, Burkina Faso und dem Tschad rechtliche Schritte zur Abschaffung der Todesstrafe unternommen werden. Über China gibt es dagegen auch in diesem Jahr keine genauen Zahlen. Amnesty vermutete Tausende von Todesurteilen, doch diese gelten als Staatsgeheimnis.
Auch wurden insgesamt deutlich weniger Menschen wegen Drogendelikten hingerichtet – Amnesty verzeichnet einen Rückgang um elf Prozent, während in Asien nach wie vor besonders viele Menschen wegen dieser Art von Vergehen hingerichtet werden. Unter den Ländern, die die Todesstrafe noch vollstrecken, befinden sich besonders viele aus dem Mittleren Osten und Nordafrika.
Einige Regierungen haben mit ihren Todesurteilen auch das internationale Völkerrecht verletzt. Im Iran wurden mindestens fünf Todesurteile gegen Personen vollstreckt, die zum Zeitpunkt des Verbrechens unter 18 Jahre alt waren. Ende 2017 wurden in Japan, auf den Malediven, in Pakistan, in Singapur und in den USA mindestens 80 Menschen mit geistigen Behinderungen getötet oder warten noch auf ihre Hinrichtung. Amnesty verzeichnete zudem mehrere Fälle von Menschen, die zum Tode verurteilt wurden, nachdem sie Verbrechen unter Folter gestanden hatten: so in Saudi-Arabien, Bahrain, China, Iran und Irak. Zuweilen wurden diese Geständnisse sogar im Fernsehen übertragen. In den vergangenen 40 Jahren habe es viele positive Entwicklungen zum Thema Todesstrafe gegeben, aber es seien nach wie vor viele Maßnahmen nötig, um das „staatliche Morden“ zu stoppen, erklärt Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty International.
(sir – nv)
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