Syrien: Landminen gefährden acht Millionen Menschen
Die WHO und UNICEF fordern entschiedenes Handeln gegen die Risiken durch Minen in Syrien. Acht Millionen Menschen sind alleine in Syrien dem Risiko, durch Minen zu sterben, ausgesetzt, darunter drei Millionen Kinder. 2017 starben in Syrien mindestens 910 Kinder und 361 wurden verletzt, auch aufgrund von Überresten von Kriegssprengstoffen und selbstgebauten Sprengkörpern, die von den Opfern gefunden und versehentlich aktiviert wurden. Alleine in den ersten beiden Monaten des Jahres 2018 wurden gut 1000 Kinder getötet oder verletzt.
Die Lage in der nordsyrischen Stadt Raqqa ist besonders besorgniserregend. Seit Oktober sind 200.000 Personen in die Stadt, die einst die Hauptstadt der Terrorgruppe Islamischer Staat war, zurückgekehrt. Diese Familien sind nun dem enormen Risiko ausgesetzt, durch explodierende Minen getötet oder verstümmelt zu werden. In Raqqa wurden vom 20. Oktober 2017 bis zum 23. Februar 2018 mindestens 658 Menschen verletzt und über 130 Menschen durch Minen, Sprengfallen und Blindgänger getötet – ein Durchschnitt von 6 Vorfällen pro Tag.
Nur zwei private Krankenhäuser in Raqqa stehen derzeit der Bevölkerung zur Verfügung. Das nächste öffentliche Krankenhaus ist 100 Kilometer entfernt, in Tal Abyad. Für diejenigen, die schwere Verletzungen erlitten oder Gliedmaßen verloren haben, gibt es in Syrien nur zwei Rehabilitationszentren, die über Prothesen für Gliedmaßen verfügen – eine in Damaskus und eine in Homs.
Die Verletzungen, die Kinder erleiden, verschlimmern sich oder brauchen wegen fehlender medizinischer und psychologischer Betreuung mehr Zeit zur Heilung. Es besteht dringender Bedarf an spezialisierten medizinischen Dienstleistungen und Hilfsgütern, an physischer Rehabilitation und psychologischer Unterstützung für Überlebende. Die Kinder mit Behinderung haben ein noch höheres Risiko, Gewalt zu erleiden und Schwierigkeiten, Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheit zu erhalten.
Zu Beginn bestand ein Großteil der Verletzten aus jungen Männern, die gleich nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zurückgekehrt waren, um ihre Häuser zu überprüfen. Aber Verletzungen und Todesfälle bei Kindern nehmen zu, da Familien trotz der Gefahr von Sprengsätzen in ihre Häuser zurückkehren.
„Aufgrund der hohen Kontamination von nicht explodierten und selbstgebauten Sprengkörpern, die von den Opfern versehentlich ausgelöst wurden, sind Kinder und Familien, die in Konfliktgebieten in Syrien in ihre Häuser zurückkehren, mit tödlichen Risiken konfrontiert“, sagte Alessandra Dentice, Vize-Repräsentantin der UNICEF in Syrien. Zusätzlich zu den Minenräumaktionen in Raqqa müsse noch viel mehr getan werden, um Kinder und ihre Familien vor den Explosionsrisiken zu schützen, erklärte sie weiter und plädierte außerdem für eine stärkere Sensibilisierung für Minenrisiken, da so die Kinder besser geschützt seien. Es sei wichtig, dass die Kinder und ihre Familien die Gefahren von Minen erkennen und melden könnten.
UNICEF unterstützt die Sensibilisierung der Menschen für die Gefahren durch Minen in Syrien in Schulen, Flüchtlingszentren und anderen Einrichtungen, um Kindern beizubringen, wie sie Minen erkennen können und wie sie sich vor ihnen schützen können. 2017 wurden mehr als 1,8 Millionen Kinder und 100.000 Erzieher zu minenbezogenen Risiken geschult.
Die WHO erhöht ihre Hilfe für Syrer mit Verletzungen und Behinderungen, unter anderem durch die Unterstützung von zwei öffentlichen Rehabilitationszentren und den Wiederaufbau von zwei weiteren. Darüber hinaus unterstützt die WHO auch Partnerorganisationen in den von ihnen betriebenen Gesundheitszentren für physische Rehabilitationsdienste. Diese werden durch NGOs im ganzen Land angeboten.
(pm – nv)
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