Tschechien: Zeman sorgt für Eklat
Der tschechische Präsident Milos Zeman ist dem Gottesdienst im Prager Veitsdom fern geblieben und hat stattdessen der Teilnahme bei einem Parteitag der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens (KSCM) den Vorzug gegeben, wo er einen Vortrag hielt. Das Pikante: Die KSCM ist die Nachfolgepartei der einstigen Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, die u.a. auch für die Verfolgung Berans zur Zeit des Kommunismus verantwortlich war. Am Montagabend wird Beran nun in der neuen erzbischöflichen Gruft im Veitsdom beigesetzt.
Während also Berans Nachfolger als Prager Erzbischof, Kardinal Dominik Duka, in der Messe an das Leid erinnerte, das diesem von den Kommunisten zugefügt wurde, erwies Zeman zeitgleich mit einem Vortrag vor den KSCM-Mitgliedern eben diesen Kommunisten seine Ehrerbietung.
Zemans Abwesenheit und die Teilnahme am KSCM-Parteitag riefen bei Besuchern der Messe im Veitsdom deutliche Reaktionen hervor. „Man muss sich langsam ernsthaft fragen, wohin unser Land geht“, sagten Ordensfrauen. Kardinal Duka erwähnte das Fernbleiben Zemans in seiner Predigt nur kurz. Bislang war das Verhältnis zwischen Duka und Präsident Zeman sehr freundschaftlich.
Die sterbliche Überreste von Kardinal Beran waren am Wochenende aus dem Vatikan in seine Heimat zurückgekehrt. Am Montagabend wird er in der neuen Erzbischöflichen Gruft des Prager Veitsdoms seine letzte Ruhestätte finden. Damit wird nicht nur dem im Testament geäußerten Wunsch Kardinal Berans entsprochen, sondern auch die Auflage des kommunistischen Regimes revidiert, Beran dürfe zum Zweiten Vatikanischen Konzil nur ausreisen, wenn er niemals zurückkehrt - weder lebendig noch tot. An die Wiedergutmachung soll auch die neue restaurierte Adalbertstatue erinnern, deren Modell Beran im Veitsdom 1947 hatte aufstellen lassen, die aber kurz danach von den Kommunisten entfernt wurde.
Berans Gebeine hatten bislang im Petersdom in Rom geruht. Die Grabstelle in der dortigen Krypta wird geschlossen. Die Grabtafel Berans kommt in seine Geburtsstadt Pilsen.
Kardinal Beran war während der Nazi-Herrschaft in NS-Konzentrationslager verschleppt und unter der kommunistischen Diktatur in verschiedenen Internierungslagern eingesperrt worden. Zwischen 1949 und 1964 wurde er an wechselnden Orten interniert und von der Staatssicherheit der Tschechoslowakei überwacht. Der Grund: Beran hatte sich dagegen verwahrt, dass sich die Kirche dem Regime unterzuordnen habe.
1965 stimmten die Kommunisten zwar seiner Ausreise nach Rom zu, wo er zum Kardinal ernannt wurde. Doch er durfte nie in seine Heimat zurückkehren, auch nicht nach seinem Tod 1969. Erst jetzt wurde die Heimkehr möglich.
(kap – sk)
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