Angela Merkel trifft Jugendliche: Stereotype zerstören Europa
P. Bernd Hagenkord - Assisi
Sie freue sich auf das Gespräch mit den Jugendlichen, hatte die Kanzlerin in ihren Dankesworten zur Würdigung gesagt, sie nehme sich ein Vorbild an Papst Franziskus. Er fördere in seinem Buch „Gott ist jung“, in seiner Jugendsynode und in seiner Aufforderung an die Jugend, niemals still zu sein, genau die Zuversicht, die es brauche.
Papst Franziskus fördert Zuversicht
Die Fragen an die Kanzlerin, die in einer Veranstaltung anschließend an die Verleihung der Lampe des Friedens gestellt wurden, drehten sich um zentrale Themen.
Wie könne die EU den Prozess hin zu den neuen Nationalismen umkehren? war eine der Fragen.
Wie man von seiner Region geprägt sei und trotzdem ein Land habe, so könne das auch mit Europa sein, antwortete Merkel. Man könne europäischer Bürger sein und trotzdem ein Vaterland haben. Für die eigene Identität seien das keine Gegensätze.
Populismus? Dagegen halten!
Man müsse sich nur füreinander interessieren, der Gedanke der Vielfalt kam bei Merkel immer wieder vor. Stereotypen zerstörten Europa, „es gibt auch sehr faule Deutsche“, man müsse sich kennen lernen, betonte die Kanzlerin. Ausdrücklich lobte sie das Erasmus-Studienprogramm oder die Idee, per Interrail-Ticket Europa kennen zu lernen.
„Es braucht immer Menschen, bei der Integration zu helfen“, so Merkel auf die Frage, was notwendig sei. Politik könne den Weg ebnen, müsse auch um Mehrheiten kämpfen, „aber dann braucht man sehr viele Menschen, die helfen.“
Ein komisches Land
Integration sei keine Einbahnstraße, betonte sie. Aber man müsse sich auch in die Lage der Flüchtlinge hinein versetzen, die kämen schließlich in ein Land, das für sie komisch sei, „mit der Bürokratie, warum man was wie machen muss, so und nicht anders, da muss man anderen helfen, auch in ihrem Selbstbewusstsein.“
Die Mahnung der Kanzlerin: Gesellschaften, die sich abgeschlossen haben, verlieren ihren Wohlstand, Wohlstand sei immer mit Austausch verbunden.
Über den eigenen Tellerrand hinaus
Immer wieder kam Angela Merkel - in ihrer Ansprache bei der Annahme der Lampe des Friedens wie auch in ihren Antworten auf die Fragen - zu dem Gedanken zurück man müsse über den eigenen Tellerrand hinausblicken.
Wie auf den Populismus reagieren, wurde sie gefragt: „Man muss dagegen halten“, Populismus baue auf falschen Argumenten auf. Stopp sagen, empfahl sie, und deutlich zu sagen „das ist nicht meine Betrachtung“. Und dann brauche es Bildung, ein „Klarmachen dieser Mechanismen“. „Lassen Sie sich nicht verführen, dass wenn es kompliziert ist, man es einfach lösen kann!“
„Lassen Sie sich nicht verführen!"
Ihr Traum von Europa? „Ich träume davon, dass die vielen jungen Leute, die in Europa heute keine Arbeit haben, die gerne etwas einbringen möchten, Arbeit und Selbstbestätigung finden“, so die Kanzlerin.
Und noch ein zweiter Traum: „Ich träume davon, dass wir vielleicht ein wenig mehr Gefühl für unsere Geschichte bekommen, wir leben sehr in unserer Gegenwart. Wer nicht zurück blickt, kann auch nicht nach vorne blicken".
(Vatican News)
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