Ukraine: Moskautreue Kirche spricht sich für Kircheneinheit aus
Damit wird einmal mehr deutlich, dass in der Debatte um die mögliche Autokephalie (Eigenständigkeit) der ukrainisch-orthodoxen Kirche die Fronten weiter verhärtet sind. Bisher gesteht die Weltorthodoxie der Ukraine keine eigenständige orthodoxe Kirche zu. Mitverantwortlich dafür ist auch die Spaltung der orthodoxen Ukrainer in zwei große (und eine kleine) Kirchen. Die dem Moskauer Patriarchat unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche und das 1992 gegründete Kiewer Patriarchat stehen sich unversöhnlich gegenüber.
Beide Seiten hoffen, dass sich das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel auf ihre Seite stellt, wenn es demnächst entscheidet, ob es der Ukraine die Autokephalie gewährt. Diese fordern allen voran Staatspräsident Petro Poroschenko, das ukrainische Parlament und der Kiewer Patriarch Filaret. Von Seiten der moskautreuen ukrainisch-orthodoxen Kirche wird dies strikt abgelehnt.
Der Heilige Synod der moskautreuen Kirche hat sich nun mit einem Hirtenbrief in der Diskussion zu Wort gemeldet. Die Kirche habe bislang nichts Offizielles aus Konstantinopel erfahren, heißt es in der vom Kiewer Metropoliten Onufri unterschriebenen Erklärung vom 25. Mai. Die bestehenden eigenständigen Landeskirchen hätten allerdings zum Ausdruck gebracht, dass sie der Gewährung der Autokephalie für die Ukraine „vorsichtig und ablehnend“ gegenüberstünden. Die Kirche habe den ukrainischen Staat immer bei der „moralischen und patriotischen Erziehung“ unterstützt und werde dies auch weiter tun. Die Kirche dürfe aber nicht zum „geopolitischen Kampf“ genutzt werden.
Man sei zur konstruktiven Zusammenarbeit bereit, um die Einheit der Kirche zu erreichen, betonen die moskautreuen Bischöfe. „Der einzige Weg, die Einheit der Kirche wiederherzustellen, besteht darin, jede äußere Einmischung in kirchliche Angelegenheiten zu unterbinden und der Heiligen Kirche zu ermöglichen, mit Hilfe Gottes die Wunde der Teilung der ukrainischen Orthodoxie selbstständig zu heilen“, so der am vergangenen Sonntag in den Kirchen in der Ukraine verlesene Hirtenbrief.
Hoffnungen auf grünes Licht aus Konstantinopel für die ukrainische Autokephalie verbreitete jüngst der ukrainische Theologe Archimandrit Kyrill Hovorun. Er rechnet damit, dass sich Konstantinopel demnächst für die Eigenständigkeit der ukrainischen Kirche aussprechen wird. Hovorun war einst Vizechef der Synodalkommission für die theologische Ausbildung des Moskauer Patriarchats.
(kna – mg)
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