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Migranten und Einheimische in Süditalien demonstrieren gegen Gewalt an Migranten Migranten und Einheimische in Süditalien demonstrieren gegen Gewalt an Migranten 

Italien: „Migranten einfach rausschmeißen geht nicht“, sagt Kardinal

Der Erzbischof von Agrigent, Kardinal Francesco Montenegro, meldet Kritik an Äußerungen des neuen italienischen Innenministers zum Umgang mit Mittelmeer-Flüchtlingen an. Die Toten wiegen „schwer auf den Gewissen aller“, so der Kardinal, zu dessen Bistum die Insel Lampedusa gehört.

Gudrun Sailer und Alessandro Guarasci – Vatikanstadt

Das Problem der Migration brauche klarerweise eine Lösung, sagte Montenegro. „Aber wenn diese Lösung lautet: ,wir schmeißen sie raus´, wird es problematisch, denn das sind Menschenleben, die kann man nicht einfach entsorgen“, so der Kardinal im Gespräch mit Vatican News.

 

Neuer Innenminister favorisiert Abschottungspolitik

 

Italiens neuer Innenminister Matteo Salvini von der Rechtspartei Lega hatte davor gesagt, Italien werde nicht länger „das Flüchtlingslager Europas” sein. Er wolle eine „noch wirksamere Politik der Kontrolle, Entfernung und Vertreibung“ von Migranten betreiben als sein Vorgänger. In allen italienischen Regionen will Salvini Abschiebezentren einrichten. Italien ist für Wirtschaftsmigranten und Asylbewerber die derzeit wichtigste Route nach Europa. 

 

Kardinal fordert Lastenteilung in Europa bei Asylfragen

 

„Bisher warten wir darauf, was der Minister wirklich tun will“, sagte Kardinal Montenegro und gab zu bedenken, dass überhitzte Stellungnahmen wenig hilfreich seien. „Jetzt, wo Salvini an einem Schreibtisch sitzt und Entscheidungen treffen wird, meine ich: Man soll nach diesen Entscheidungen urteilen, nicht bloß aufgrund von Wahlversprechen oder Wunschvorstellungen.“

„Entscheidungen beurteilen, nicht Wahlversprechen“

Deutlich sprach sich Kardinal Montenegro für ein gemeinsames Vorgehen der EU in der Frage Migration und Asyl aus. „Wer weiß, warum die Politik nicht den Mut hat, diese Buchseite aufzuschlagen. Die Lösung kann nicht einer einzigen Nation anvertraut werden.“ Die Frage der Migration sei komplex und müsse endlich auf gesamteuropäischer Ebene angegangen werden. „Bisher war das eher der Versuch, den jeweils anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben.“

Die neue italienische Regierung aus rechtspopulistischer Lega und Fünf-Sterne-Bewegung war am Freitag angetreten. Während der chaotischen Regierungsbildung hatten die Parteien europakritische Töne abgegeben.

(Vatican News – gs)

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05. Juni 2018, 10:36