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Papst Franziskus trifft die Stiftung Gravissimum Educationis im Vatikan Papst Franziskus trifft die Stiftung Gravissimum Educationis im Vatikan 

Papst: Katholische Bildung für eine bessere Zukunft

Nur indem man die Erziehung ändert, kann man die Welt ändern. Das schrieb Papst Franziskus an diesem Montag den Mitgliedern der Stiftung Gravissium Educationis ins Stammbuch, die er in Audienz empfing.

Christine Seuss - Vatikanstadt

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Die katholische Bildung, so unterstrich Franziskus in seiner Ansprache, müsse dafür sensibilisieren, wie heute getroffene Entscheidungen sich auf zukünftige Generationen auswirken, ohne jedoch die Wurzeln der Vergangenheit und das friedliche Zusammenleben von Bürgern, Kulturen und Religionen zu vernachlässigen.

Er würdigte in seiner Ansprache den Einsatz der Stiftung, die er anlässlich des 50. Jahrestages des gleichnamigen Konzilsdokumentes am 28. Oktober 2015 selbst ins Leben gerufen hatte, um die Zusammenarbeit von katholischen Bildungseinrichtungen „im Gleichschritt mit den historischen Transformationen unserer Zeit“ zu verbessern.

Bereits die Konzilserklärung Gravissimum educationis habe diesen Anspruch an die katholische Bildungsarbeit gestellt, erinnerte der Papst mit Verweis auf seine Apostolische Konstitution Veritatis gaudium, die die Aufforderung des Konzils aufgegriffen habe. Insbesondere habe er dabei die „dringende Notwendigkeit“ betont, ein „Netzwerk“ zwischen all den verschiedenen Einrichtungen zu bilden, „die auf der ganzen Welt die kirchlichen Studien pflegen und fördern“. Dies gelte in einem weiteren Sinn auch für alle katholischen Bildungsstätten, so der Papst, der einige Vorschläge für eine „Bildungswende“ im Zeichen des Netzwerkens erläuterte.

Interdisziplinärer Wissens- und Erkenntnistransfer

 

Es gehe zunächst einmal darum, Schulen und Universitäten zusammenzubringen, um das Bildungsangebot zu verstärken, sich gegenseitig zu bereichern und so größere Effizienz auf intellektuellem und kulturellem Niveau zu erreichen. Gleichzeitig müsse dies durch einen weit angelegten Wissens- und Erkenntnistransfer geschehen, um den „komplexen Herausforderungen“ mit der „Inter- und Transdisziplinarität“ entgegenzutreten. „Netzwerke bilden bedeutet Orte der Begegnung und des Dialogs innerhalb der Institutionen zu schaffen und sie nach außen zu erweitern, mit Bürgern, die aus anderen Kulturen, Traditionen und Religionen kommen, damit der christliche Humanismus die universelle Bedingung der Menschheit heute untersuchen möge,“ so die dritte Anmerkung des Papstes. Über die Bildungsprogramme hinaus müsse man „aus der Schule eine erziehende Gemeinschaft” machen, in der Dozenten und Schüler „durch ein Programm des Lebens und der Erfahrung“ verbunden seien, was zu einem lebendigen Austausch über die Generationen hinweg führe: dies sei „sehr wichtig, um die Wurzeln nicht zu verlieren,“ unterstrich der Papst.

„Nur wenn man die Erziehung ändert, kann man die Welt ändern“

Dabei seien die Herausforderungen, vor denen die Menschheit stehe, nicht nur thematisch und örtlich breit aufgestellt, betonte Franziskus. Vielmehr müsste man sich dessen bewusst sein, dass heute getroffene Entscheidungen auch weit in die Zukunft hinein reichten und zukünftige Generationen beeinflussten.
Aus diesem Grund sei es notwendig, auch mit der katholischen Erziehung zu einer Zukunft beizutragen, „in der die Würde des Menschen und die universale Geschwisterlichkeit globale Ressourcen seien, die jedem Bürger der Welt zur Verfügung stehen“, so die Vision des Papstes. „Erziehen heißt umformen,“ so das Thema der Tagung, zu der sich die rund 80 Mitglieder der Stiftung derzeit versammelt haben. Dies unterstrich auch der Papst, der betonte: „Nur wenn man die Erziehung ändert, kann man die Welt ändern“:

„Die Herausforderungen, die den Menschen von heute vor Fragen stellen, sind global, in einem weiteren Sinn, als man gemeinhin annimmt“

„Die Herausforderungen, die den Menschen von heute vor Fragen stellen, sind global, in einem weiteren Sinn, als man gemeinhin annimmt. Die katholische Erziehung beschränkt sich nicht darauf, den Geist für einen weiteren Blick auszubilden, der in der Lage ist, auch weit entfernte Wirklichkeiten zu erfassen. Sie nimmt wahr, dass sich die moralische Verantwortlichkeit des Menschen von heute über den Raum hinaus auch über die Zeit erstreckt, und dass die Entscheidungen von heute Auswirkungen auf die zukünftigen Generationen haben.“

„Wir müssen der globalen Welt eine Seele geben“

Mit Blick auf seine Apostolische Exhortation Evangelii gaudium lud der Papst außerdem dazu ein, „uns nicht die Hoffnung rauben zu lassen und den gesellschaftlichen Veränderungen positiv entgegenzutreten, „erleuchtet“ durch das „Versprechen des christlichen Heils“, um der „globalen Welt von heute Hoffnung zu schenken:

„Eine Globalisierung ohne Hoffnung und ohne Vision ist den Bedingungen von wirtschaftlichen Interessen unterworfen, die oftmals von einer richtigen Auffassung vom Guten entfernt sind. Sie erzeugt leicht soziale Spannungen, wirtschaftliche Konflikte und Machtmissbrauch. Wir müssen der globalen Welt eine Seele geben, durch eine intellektuelle und moralische Ausbildung, die es versteht, die guten Seiten der Globalisierung vorzuziehen und die negativen zu korrigieren.“

„Enger Zusammenhang zwischen menschlicher Misere und der ökologischen Krise“


Dieses, so betonte der Papst, seien „wichtige Meilensteine”, die durch die Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung zu erreichen seien, die auch der Mission der Stiftung zugrunde liege. Die positiven Seiten der Globalisierung, wie eine „größere Zusammengehörigkeit zwischen den menschlichen Wesen“ seien unbedingt zu verstärken, während die damit einhergehenden „Ungerechtigkeiten“ und der „enge Zusammenhang zwischen menschlicher Misere und der ökologischen Krise“ unseres Planeten auch durch die akademischen Anstrengungen sichtbar werde.

 

Identität, Qualität und Gemeinwohl

 

Drei Kriterien seien es, die „essentiell“ für die Arbeit der Wissenschaftler und Forscher sei, so Franziskus: die Identität, die Qualität und das Gemeinwohl. Das erste erfordere „Kohärenz und Kontinuität“ in der Mission der Bildungseinrichtungen, die durch die katholische Kirche eingerichtet wurden, „allen offenstehen“ und in der Tradition der „christlichen Zivilisierung“ und der „evangelisierenden Mission der Kirche“ stünden. „Damit könnt ihr dazu beitragen, anzuzeigen, welche Straßen einzuschlagen seien, um aktuelle Antworten auf die Dilemma der Gegenwart zu geben, mit einem besonderen Augenmerk auf die Notleidendsten“.

Ein weiterer Knackpunkt sei die „Qualität“ der Ausbildung, notwendig, um die interdisziplinären Leistungszentren zu schaffen, von denen die Konstitution spreche und die die Stiftung Gravissimum Educationis fördern wolle, unterstrich der Papst.

„Und dann darf in eurer Arbeit nicht das Ziel des Gemeinwohls fehlen. Das Gemeinwohl ist schwierig zu definieren in unseren Gesellschaften, die durch das Zusammenleben von Bürgern, Gruppen und Völkern verschiedener Kulturen, Traditionen und Religionen geprägt sind. Man muss den Horizont des Gemeinwohls erweitern und alle zu einer Zugehörigkeit zur Menschheitsfamilie erziehen.“

Ein Programm, das auf diesen festen Pfeilern fuße, so die abschließenden Bemerkungen des Papstes, könne durch die Erziehung zu der Entwicklung einer Zukunft beitragen, “in der die Würde der Person und die universale Geschwisterlichkeit globale Ressourcen seien, die jedem Bürger der Welt zur Verfügung stehen.”



Gravissimum Educationis im Einsatz für das katholische Bildungswesen

 

Die weltweit bestehenden katholischen Lehreinrichtungen umfassen etwa 216.000 katholische Schulen mit 61 Millionen Studenten sowie 1.760 katholische Hochschulen bzw. Universitäten mit 11 Millionen Studenten. Bildung für die Jugend ist ein Anliegen des ehemaligen Lehrers Bergoglio auch als Papst. So treibt Franziskus mit dem weltweiten katholischen Schulnetzwerk „Scholas Occurrentes“, das er schon als Erzbischof von Buenos Aires initiierte und später in eine päpstliche Stiftung umwandelte, eine weitere weltweite Bildungsinitiative voran. Der Name der 2015 gegründeten päpstlichen Stiftung „Gravissimum Educationis“ lehnt sich an die gleichnamige Erklärung über die christliche Erziehung an, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil formuliert und von Papst Paul VI. 1965 promulgiert wurde. 

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25. Juni 2018, 13:44