Brasilien: Privilegien für Evangelikale
Crivella, der zugleich Bischof der „Universalkirche vom Reich Gottes" ist, soll evangelikalen Pastoren und Politikern Privilegien wie bevorzugte Behandlung in städtischen Krankenhäusern sowie Steuervorteile für ihre Kirchen angeboten haben. Der Ende 2016 gewählte Bürgermeister ist wegen seiner Verquickung von Politik und Religion umstritten.
Einladung via WhatsApp
Am Mittwoch hatte Crivella laut den Berichten rund 250 Vertreter evangelikaler Kirchen in seinem Amtssitz versammelt. Ihnen bot er demnach die Hilfe der Stadtverwaltung bei der Lösung administrativer Probleme sowie Steuererleichterungen an. Das Treffen war über WhatsApp-Botschaften organisiert worden und tauchte nicht in der öffentlichen Agenda des Bürgermeisters auf. Die Teilnehmer wurden den Medien zufolge zu Verschwiegenheit aufgefordert.
Bischof torpediert Karneval
Vor einigen Monaten stand der Bürgermeister in der Kritik, weil er in öffentlichen Schulen Werbeveranstaltungen seiner „Universalkirche" abhalten ließ. Teile der Opposition im Stadtrat haben ein Amtsenthebungsverfahren angekündigt. In der Bevölkerung herrscht zudem Unmut über Crivella, weil dieser den weltberühmten Karneval von Rio torpediert.
Rio in der Krise
Rio durchlebt derzeit eine schwere Finanzkrise. Öffentliche Krankenhäuser und Schulen sind chronisch unterfinanziert. Oft warten Patienten Monate oder sogar Jahre auf einen Termin. Religionsvertreter nutzen nicht selten ihren politischen Einfluss, um ihren Anhängern Privilegien zu verschaffen.
Die von einem Onkel Crivellas gegründete „Universalkirche" gilt als eine der reichsten Brasiliens. Gleichzeitig stellen sich evangelikale Politiker angesichts der grassierenden Korruption als Säuberer des politischen Systems dar. So wird Crivella mit den Worten zitiert, dass „nur ein evangelikales Brasilien die Heimat retten" könne.
(kna-ck)
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