Italien: Christen haben Pflicht zur Nächstenliebe
Bernadette Weimer und Fabio Colagrande - Vatikanstadt
„Wenn wir die Schiffe der Flüchtlinge stoppen und die Häfen schließen, sind wir wirklich armselig!“ Ein eindeutiges Statement für die Flüchtlingshilfe, das der Erzbischof bereits am Sonntag während eines traditionellen religiösen Festes in Palermo gab. Im Gespräch mit Vatican News wiederholt er, dass es für die Kirche keine Alternative dazu gebe, den Flüchtlingen zu helfen.
Christen dürfen Nächstenliebe nicht vergessen
„Als Christen müssen wir auf den Satz des Matthäusevangeliums hören: ‚Ich war ein Flüchtling und du hast mich aufgenommen‘. Gerade jetzt, wo sich der Populismus ausbreitet, können wir vor den Problemen nicht flüchten. Wir dürfen nicht vergessen, dass jeder Mensch Rechte hat, wir dürfen die Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens nicht vergessen. Wenn wir außer Acht lassen, dass wir als Christen auch Christus ähneln und in seinem Sinne das Evangelium umsetzen müssen, bedeutet dies, dass die christliche Gemeinschaft das, was sie eigentlich in der Welt auszeichnet, verloren hat“.
Westen trägt zur Flucht der Menschen bei
Der Erzbischof erinnert an die Geschichte Siziliens und betont, dass gerade die Sizilianer und alle Italiener etwas mit den Flüchtlingen gemeinsam haben, die heute nach Italien und Länder in ganz Europa flüchten. Als noch vor wenigen Jahrzehnten viele Italiener das Land verließen, seien auch sie nicht willkommen gewesen. Aber dort, wo sie im Ausland gearbeitet hätten, sei durch sie ein wichtiger Beitrag zum Aufbau einer neuen Zivilgesellschaft geleistet worden. Lorefice fordert deswegen, die über das Mittelmeer kommenden Flüchtlinge nicht abzuweisen, ihnen stattdessen eine Chance zu geben. Denn: Der Westen trage überhaupt erst dazu bei, dass die Menschen die Flucht ergriffen
„Wir sind Afrika gegenüber verpflichtet. Jetzt, da der Westen diesen Kontinent plündert, können wir nicht so inkonsequent und heuchlerisch sein, dass wir die Afrikaner als diejenigen Betrachten, die unser Land besetzen. Stattdessen nehmen wir ihnen ihr Land weg. Ich sehe es im Kongo, ein Land, in das ich seit vielen Jahren reise. Es ist reich an Ressourcen wie Coltan, Gold, Diamanten. Trotzdem herrscht dort Armut, die der Westen verursacht hat. Das sollten wir nie vergessen.“
Am Donnerstag hatte sich bereits die italienische Bischofskonferenz in die Debatte eingeschaltet und sich für die Seenotrettung afrikanischer Flüchtlinge ausgesprochen. Italiens neue Regierung hatte in Aussicht gestellt, Schiffe mit Migranten an Bord nicht mehr in italienischen Häfen anlegen zu lassen. Die Leidensgeschichte der Menschen verbiete es jedoch, Grenzen zu schließen und Barrieren zu errichten, so die Bischofskonferenz als Antwort auf die zunehmenden Repressalien für Seenotretter. Lorefice betont, dass auch die christliche Lehre dagegen spricht.
„Natürlich haben wir als Christen die Pflicht zur Nächstenliebe und es muss klar sein, dass das der wahre Inhalt des Evangeliums ist. Meine Sorge ist, dass wir die Stärke des Evangeliums verunreinigen, gar abschwächen.“
Die katholische Kirche sicherte bereits zu, sich an der Aufnahme von Migranten zu beteiligen.
(vatican news)
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