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Gemeinsam unterwegs: Patriarchen aus dem Nahen Osten in Bari Gemeinsam unterwegs: Patriarchen aus dem Nahen Osten in Bari 

Ostkirchen-Fachmann: „Neue ökumenische Symbolik in Bari“

Für das zweistündigen Gespräch des Papstes und der Patriarchen wurden in Bari die Kirchenbänke aus dem Mittelschiff der Nikolausbasilika entfernt und durch einen „runden Tisch" mit 20 „gleichwertigen" Positionen ersetzt. Das ergab das „Bild einer der Welt zugewandten Synodalität".

Erich Leitenberger für Kathpress

Das Friedensgebet für den Nahen Osten, zu dem Papst Franziskus am Samstag die Patriarchen der östlichen Kirchen eingeladen hatte, war nicht nur durch beeindruckende Texte und Bilder gekennzeichnet, sondern trug auch zu einer neuen ökumenischen Symbolik bei. Für den zweistündigen Dialog des Papstes und der Patriarchen (bzw. deren bevollmächtigter Vertreter) “hinter verschlossenen Türen" wurden die Kirchenbänke aus dem Mittelschiff der Nikolausbasilika ausgeräumt. An ihrer Stelle wurde ein großer „runder Tisch" aufgestellt, um den 20 Sitze positioniert wurden - alle gleich, keiner der Sitze war als Platz des „Vorsitzenden" hervorgehoben, auch der des Papstes nicht. 

Hinter den Sitzen der Patriarchen war eine zweite Reihe für die Assistenten aufgestellt. Die gleichen Sessel sollten eindringlich zum Ausdruck bringen, dass alle das gleiche Rederecht haben. In der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR wurde diese Regie als „Bild einer der Welt zugewandten Synodalität" interpretiert, wie sie eigentlich zum ersten Mal in der modernen Kirchengeschichte verwirklicht wurde, um die Solidarität mit den verfolgten Christen und mit allen leidenden Menschen des Nahen Ostens zum Ausdruck zu bringen.

 

Die einzigartige Symbolik der Sitzordnung

 

Wie bei einem Konklave waren die „verschlossenen Türen" am Samstag in der Nikolausbasilika wörtlich zu nehmen, alle mussten das Kirchenschiff verlassen, außer den Patriarchen und ihren Assistenten waren nur die Übersetzer (verhandelt wurde auf Italienisch, Arabisch, Griechisch, Englisch und Französisch) zugelassen. Für die vier Kardinäle Pietro Parolin, Angelo Becciu, Leonardo Sandri und Kurt Koch gab es vier Sessel in einer Ecke. Das einleitende Kurzreferat zum Dialog des Papstes und der Patriarchen hielt der Apostolische Administrator des lateinischen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa.

Am „runden Tisch" nahmen mit Papst Franziskus teil: Erzbischof Pizzaballa, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., der griechisch-orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., Metropolit Nektarios (Selalmadzidis; in Vetretung des orthodoxen Patriarchen von Jerusalem), Metropolit Hilarion (Alfejew; in Vertretung des Patriarchen von Moskau), Metropolit Basilios (Karayiannis; in Vertretung des rekonvaleszenten Erzbischofs von Zypern), der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II., der syrisch-orthodoxe Patriarch Mor Ignatius Aphrem II., Erzbischof Hovakim (Manukian; in Vertretung des armenisch-apostolischen Katholikos-Patriarchen Karekin II.), der armenisch-apostolische Katholikos von Kilikien, Aram I., der assyrische Katholikos-Patriarch Mar Gewargis III., der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Boutros Rai, der melkitische Metropolit von Aleppo, Jean-Clement Jeanbart (in Vertretung von Patriarch Yousef Absi), der syrisch-katholische Patriarch, Mor Ignatius Yousef III., der chaldäisch-katholische Patriarch Kardinal Mar Louis Raphael Sako, der armenisch-katholische Patriarch Krikor Bedros XX., der koptisch-katholische Patriarch Ibrahim Isaac Sidrak, der evangelisch-lutherische Bischof von Jerusalem, Sani Ibrahim Azar, und die Generalsekretärin des Nahost-Kirchenrates MECC, Prof. Souraya Bechealany.



Längere Planung

 

Im Vorfeld von Bari hatte die Version kursiert, dass das Friedensgebet eine Konsequenz des Telefongesprächs zwischen dem Papst und Patriarch Kyrill im April gewesen sei; der Moskauer Patriarch hatte damals am Tag der britisch-franzöisch-US-amerikanischen Angriffe auf Einrichtungen der syrischen Armee spontan mit Papst Franziskus, dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios und anderen Patriarchen des östlichen Mittelmeerraums Kontakt aufgenommen.

Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, stellte aber jetzt klar, dass der „Tag des Gebets und der Reflexion für den Nahen Osten" bereits seit längerem von Papst Franziskus geplant war. Der Papst sei überzeugt gewesen, dass es notwendig sei, gemeinsam mit den östlichen Patriarchen für den Frieden im Nahen Osten zu beten - und zwar öffentlich, um die Solidarität mit den Christen und darüber hinaus mit allen Leidenden der Region zum Ausdruck zu bringen.

Es blieb offen, ob es in Bari auch zu “bilateralen" Gesprächen zwischen Patriarch Bartholomaios I. und Metropolit Hilarion über die orthodoxe Kirche in der Ukraine gekommen ist. Am Montag, 9. Juli, wird jedenfalls in Moskau eine Delegation aus Konstantinopel erwartet. Davor war die letzte Station bei der konstantinopolitanischen Konsultationsmission zu allen autokephalen orthodoxen Kirchen in Sachen Ukraine am 3. Juli Sofia gewesen, wo Patriarch Neofit zusammen mit den Vorstandsmitgliedern des Heiligen Synods mit den Abgesandten des Ökumenischen Patriarchats - Metropolit Emmanuel (Adamakis) von Paris und Metropolit Bartholomaios (Samaras) von Smyrna/Izmir - konferierte


Bedeutender Ort für Ökumene



Der Rektor der Nikolausbasilika, P. Giovanni Distante, hob im Gespräch mit Journalisten hervor, dass das „Ereignis von Bari" auf zwei Pfeilern beruhte: Gebet und Reflexion. Die Wahl der Nikolausbasilika als Begegnungsort war kein Zufall: Die Basilika ist im Hinblick auf die vielen Pilger aus den Ostkirchen - es kommen Russen und Griechen, Rumänen und Georgier, Christen aus dem Vorderen Orient, Äthiopier und Eritreer - ein Ort der praktischen Ökumene. Zugleich ist das „Ökumenische Zentrum" (mit der Zeitschrift "O Odigos") der Dominikaner, die die Basilika betreuen, in Italien einer der wichtigsten Orte der theologischen Arbeit im Hinblick auf die Ökumene.

In der Krypta der Basilika, wo die Reliquien des Bischofs von Myra verehrt werden, ist die „einflammige Lampe" ein besonderes ökumenisches Symbol und spielte auch am Samstag eine zentrale Rolle, als Papst Franziskus mit den Patriarchen in die Krypta hinabstieg. Die „einflammige Lampe" hat die Form eines Schiffs (das die Kirche symbolisiert); auf den Schultern der Nikolausbüste befinden sich zwei Pokale, die die Kirchen des Ostens und des Westens repräsentieren und auf Lateinisch und Griechisch das Abschiedsgebet Jesu tragen, „dass alle eins seien". Die Pokale sind mit unterschiedlichen Ölen gefüllt, mit denen die Verschiedenheit der Traditionen und Riten in der einen Kirche zum Ausdruck kommt, wie P. Distante betonte.

 

Es ging im Dienst am Menschen, nicht um Theologie

 

Der Erzbischof von Bari, Francesco Cacucci, bezeichnete das Friedensgebet als eine „Erfahrung von Synodalität", wie es sie in diesem Ausmaß bisher selten gegegeben habe. Diese Erfahrung werde zweifellos auch Auswirkungen auf den „ökumenischen Weg" haben. Cacucci verwies auch darauf, dass sich die Begegnung von Bari bewusst nicht mit innerkirchlichen Fragen oder theologischen Themen befasst habe. Vielmehr sei es um den ökumenischen Dienst an den Menschen von heute und ihren Problemen gegangen. Das sei bedeutsam in einer Zeit, die von partikularistischen Spannungen gekennzeichnet sei.

Erich Leitenberger leitet den Informationsdienst des Instituts Pro Oriente in Wien.

(Erich Leitenberger, kathpress)

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08. Juli 2018, 15:53