Sri Lanka: Kardinal präzisiert seine Haltung zur Todesstrafe
Laut einem Bericht des asiatischen katholischen Pressedienstes Ucanews vom vergangenen Freitag hatte Ranjith seine Unterstützung für die Entscheidung von Präsident Maithripala Sirisena bekundet, Drogenhändler hinzurichten, die vom Gefängnis aus weiter ihre Straftaten organisierten. „Papst Franziskus hat die Todesstrafe nicht akzeptiert, was auch meine unverrückbare Position ist“, erklärte Ranjith jetzt. Zugleich fragte er: „Sollten wir unsere Hände in Unschuld waschen wie Pilatus und warten, bis unsere Kinder vernichtet sind?“ Weiter präzisierte der Kardinal, er habe sich weder für eine Wiedereinführung der Todesstrafe ausgesprochen, wie es die Menschen offenbar verstanden hätten, noch verschließe er die Augen „vor diesem schrecklichen Phänomen, mit dem unser Land derzeit konfrontiert ist“.
Tod und Gewalt auf den Straßen
Auf den Straßen herrschten Tod und Gewalt, und die Jugend werde zerstört, indem sie schon in der Schule drogenabhängig werde, prangerte der Erzbischof an. Schuldige seien Drogenkartelle, die sogar aus den Gefängnissen operierten. Hunderte verzweifelte Eltern hätten sich an die Kirche gewandt und berichtet, was ihren Kinder widerfahren sei, so Ranjith weiter; drogenabhängige Jugendliche hätten sich das Leben genommen. Die Erzdiözese Colombo habe zwei Protestmärsche gegen Drogenhändler mit Tausenden Teilnehmern organisiert. Laut dem Katechismus schließe die Lehre der katholischen Kirche die Todesstrafe nicht aus, „wenn dies der einzige Weg zur Verteidigung des Lebens gegen einen ungerechten Aggressor“ sei. Auch Jesus habe gesagt: „Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt“, erklärte der Erzbischof.
Drogenkrieg auf den Philippinen als Vorbild
Präsident Sirisena hatte in der vergangenen Woche das Moratorium über die Todesstrafe für zum Tode verurteilte Drogenhändler aufgehoben. Präsidentensprecher Rajitha Senaratne sagte, die Regierung habe sich vom „Drogenkrieg“ auf den Philippinen „inspirieren“ lassen. Sri Lanka hatte 2004 wieder die Todesstrafe für Mörder, Vergewaltiger und Drogenhändler eingeführt, aber bislang aufgrund der breiten gesellschaftlichen Ablehnung keine Exekutionen vorgenommen.
(kna - mg)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.