Kardinal O´Malley zu Missbrauch: „Gläubige haben Geduld verloren“
Christine Seuss - Vatikanstadt
„Die Katholiken haben ihre Geduld mit uns verloren, und die Gesellschaft hat ihr Vertrauen in uns verloren“, betont der Erzbischof der ersten US-Diözese, in der ein Missbrauchsskandal – in diesem Fall durch eine Recherche des Boston Globe - öffentlich wurde. In einem Statement, das an diesem Wochenende in allen Pfarreien seiner Diözese verlesen werden sollte, unterstreicht O´Malley, dass „die Krise, der wir uns gegenüber sehen, das Ergebnis von klerikalen Sünden und klerikalem Versagen ist.“ Er sei jedoch zuversichtlich, dass die Fehler korrigiert werden könnten. „Es braucht eine Überarbeitung der Ausbildung der Priester, der Ausübung pastoralen Führung und der Zusammenarbeit mit den zivilen Autoritäten. Wir müssen dafür arbeiten, dass diese Debakel sich nicht mehr wiederholen,“ so O´Malley in seiner öffentlichen Erklärung.
Der einzige Weg, wie die „Umkehr, Transparenz und Glaubwürdigkeit“ der Kirche gewährleistet sein könne, sei die verstärkte Einbeziehung von Laien, Frauen wie Männern, „die ihre Kompetenzen, Erfahrungen und Fähigkeiten für die Aufgaben mitbringen, denen wir uns jetzt gegenüber sehen.“
Bereits in den vergangenen Jahre wurde der Einsatz der Laien spürbar verstärkt. Über 1000 von ihnen seien geschult worden, um Prozeduren zu schaffen, mit denen Anzeigen von Missbrauch durch Kleriker nachzugehen seien, berichtet der Pressedienst SIR. Der Bischof von Albany hatte in einem Vorstoß gefordert, dass eine Laienkommission auch über die Arbeit des Bischofs zu befinden habe.
Ein Tag öffentlicher Reue und Buße
Die Jesuitenzeitschrift „America“ hat unterdessen vorgeschlagen, dass Bischöfe und Priester einen Tag von Fasten und öffentlicher Reue abhalten sollten. Dies könne einen „bedeutsamen Akt” von Reue und öffentlicher Versöhnung darstellen, so der aktuelle Leitartikel, „in der der Klerus sich mit Demut und Schweigen anschickt, die Zeugnisse der Gläubigen anzuhören.“ Man müsse sich in dieser Situation „vor allem auf die Überlebenden von Missbrauch konzentrieren, nicht auf die Auswirkungen der Krise auf das Ansehen der Kirche als Institution oder ihre finanzielle Position,“ fordern die Herausgeber von „America“.
(irish indipendent/sir)
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