Italien: Caritas kritisiert „kollektive Hysterie“ bei Migration
Caritas-Präsident Francesco Antonio Soddu spricht von „Stereotypen bei einer wachsenden Zahl von Menschen“, die „gefangen sind in einer kollektiven Hysterie“. Diese gelte es jedoch zu verstehen und nicht einfach zu verurteilen. Zugleich prangert Soddu Drohungen und Provokationen an, denen Migranten, Flüchtlinge und Hilfsorganisationen in jüngster Zeit ausgesetzt seien.
In einer Medienanalyse kritisiert die italienische Caritas, Häufigkeit sowie Art und Weise der Berichterstattung in den Medien entsprächen nicht mehr dem Sachstand und dem tatsächlichen Ausmaß der Probleme. So habe sich die Zahl der Meldungen in den Abendnachrichten der wichtigsten Fernsehsender seit 2005 von 380 auf 4.268 im vergangenen Jahr mehr als verzehnfacht.
Erstaunlich: Gefühlte Bedrohung wächst, Zahl der Migranten sinkt
2017 hätten sich 40 Prozent aller abendlichen Fernsehmeldungen mit dem Thema Migration befasst. In einem Drittel der Beiträge sei es um den Zusammenhang von Einwanderung, Kriminalität und Sicherheit gegangen, während nur jeder zehnte Beitrag die Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten behandelt habe.
Die Autoren der Studie sehen einen Zusammenhang zwischen gesteigertem Medieninteresse an Migration in Richtung Italien und Ereignissen politischer Natur im Land. „Es erstaunt festzustellen, dass die gefühlte Bedrohung von Sicherheit und öffentlicher Ordnung, die auf Einwanderung zurückgeführt wird, seit 2013 konstant gewachsen ist“, heißt es in dem Bericht. Dabei sei allein in diesem Jahr die Zahl der an Italiens Küsten gelandeten Migranten gegenüber 2017 um 80 Prozent gesunken, heißt es in der Studie unter Berufung auf das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR).
8 Prozent der Bevölkerung Italiens sind Einwanderer
In ihrem Migrationsreport legen die Caritas und die Migrantes-Stiftung zudem weitere Zahlen vor. Demnach gibt es in Italien 5,14 Millionen Einwanderer, die sich ständig in Italien aufhalten. Das sind 8,5 Prozent der Bevölkerung; Italien liegt damit in Europa an fünfter Stelle. Die größte Gruppe dieser Einwanderer kommt aus Rumänien (23 Prozent); es folgen Albaner (8,6 Prozent) und Marokkaner (8,1 Prozent).
(kap – sk)
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