Frauen und Kinder fordern Frieden im Jemen Frauen und Kinder fordern Frieden im Jemen 

D/Jemen: Alle zehn Minuten stirbt ein Kind

Menschenrechtler dringen anlässlich neuer Friedensgespräche in Genf auf einen Waffenstillstand im Jemen. Ulrich Delius, Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker, fordert vom Weltsicherheitsrat und der internationalen Staatengemeinschaft mehr Druck auf alle am Bürgerkrieg beteiligten Parteien.

Vatican News befragte Delius nach seinen Erwartungen zu den Verhandlungen, die unter Vermittlung des UN-Sonderbeauftragten für den Jemen, Martin Griffiths, zwischen Regierungsvertretern und Huthi-Rebellen stattfinden: „Es muss einen Durchbruch geben in Genf. Wir brauchen endlich zwingend einen Waffenstillstand, damit die notleidende Bevölkerung von humanitären Helfern erreicht werden kann,“ so der Menschenrechtler. 

Dramatische Lage für die Kinder des Jemen

 

„Rund 50 Prozent der Menschen müssen mit humanitärer Hilfe aus dem Ausland versorgt werden. Das ist enorm viel. Das sind 22 Millionen Menschen und vor allem Kinder leiden besonders stark.“ Elf Millionen Kinder im Jemen müssten mit humanitärer Hilfe versorgt werden und „alle zehn Minuten stirbt momentan ein Kind an den Folgen des Krieges. Das ist einfach dramatisch“, klagt Delius an.

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Aktuell meldete UNICEF allein für Juli und August mehr als 70 bei kriegerischen Auseinandersetzungen getötete Kinder. Das internationale Hilfswerk betonte zudem, dass die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln extrem knapp sei. Kinder würden als erste unter den Folgen leiden, soziale Dienste funktionierten nicht und das ganze Land stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, würden die Auswirkungen des Krieges die nächsten Generationen noch stärker beeinträchtigen, als das sowieso schon der Fall sei. Die Forderung von UNICEF: Gerechtigkeit und ein dauerhafter Frieden für die jemenitischen Kinder.

Beteiligung aller Konfliktparteien notwendig


Ob es tatsächlich zum Frieden kommt, sieht Delius eher kritisch: „Die Lösung muss auf jeden Fall Saudi-Arabien und den Iran mit einschließen, weil diese beiden Staaten eigentlich einen Stellvertreterkrieg in dem Land führen. Es ist nicht so sehr ein Problem der jemenitischen Konfliktparteien, sondern viel mehr der ausländischen Unterstützer, die systematisch immer wieder den Krieg schüren“. 

Allerdings nehmen Saudi-Arabien und Iran nicht an den Gesprächen teil. Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat daher ein Waffenembargo gegen alle Konfliktparteien gefordert. Besonders die USA müssten ihre Rüstungslieferungen an Saudi-Arabien einstellen und aufhören, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu fördern, betont Delius.

Im Jemen, dem ärmsten Land der Arabischen Halbinsel, liefern sich seit Jahren schiitische Huthi-Rebellen und die sunnitisch geprägte Zentralregierung einen Machtkampf. Eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition fliegt seit 2015 Luftangriffe gegen die Rebellen und unterstützt die Zentralregierung. Weitere arabische Staaten, die USA, Großbritannien und Frankreich sind ebenfalls beteiligt. Der mehrheitlich schiitische Iran unterstützt die Huthi. Seit Beginn des Bürgerkrieges seien rund 10.000 Menschen gestorben. Menschenrechtler und Hilfsorganisationen schätzen die Zahl der Opfer auf etwa 60.000.

(vatican news/pm - ck)

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06. September 2018, 10:55