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Dom Helder Camara Dom Helder Camara 

Brasilien: Verfahren für den „Bruder der Armen“ geht nach Rom

Nach gut drei Jahren ist die erste Phase des Seligsprechungsverfahrens für Dom Helder Camara in seiner Erzdiözese Olinda und Recife abgeschlossen. Jetzt soll die Akte an die zuständige Kongregation im Vatikan übergeben werden, wie sein Nachfolger in Recife, Fernando Saburido, mitteilt.

Weltweit war er als „Bruder der Armen“ bekannt und geschätzt: Wie kaum ein anderer verkörperte der brasilianische Erzbischof Dom Helder Camara (1909-1999) nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) die Theologie der Befreiung und die Hinwendung der katholischen Kirche zu den Armen, die auch Papst Franziskus immer wieder betont.

Wie Mutter Teresa oder Frère Roger von der Taizé-Gemeinschaft zählt Helder Pessoa Camara zu den großen Christen des ausgehenden 20. Jahrhunderts. In den Jahrzehnten nach dem Konzil war er der bekannteste Bischof Lateinamerikas. Sein Name steht für eine Kirche, die sich aus der jahrhundertelangen Verstrickung mit den Reichen und Mächtigen gelöst und an die Seite der Armen gestellt hat. Beim Konzil war er ein unermüdlicher Mahner zum prophetischen Aufbruch: „Gott lebt in besonderer Weise in den Armen“, so seine Botschaft. Camara erkannte in den Armen das Antlitz Jesu und wurde zum prominentesten Kämpfer gegen die soziale Ungerechtigkeit, die er eine „kollektive Sünde“ nannte. 

Antlitz Jesu in den Armen

Camara verkörperte auch die Theologie der Befreiung. Der furchtlose und tief fromme Mann, der oft die halbe Nacht im Gebet zubrachte und das Bischofspalais den Obdachlosen öffnete, war in Kirche und Welt gleichermaßen umstritten. Durfte man die Weltwirtschaftsordnung so pauschal infragestellen, wie dieser Dritte-Welt-Bischof es ungeniert und unermüdlich tat? An dieser Frage schieden sich die Geister. Mit seiner Botschaft „Entwicklung ist Frieden, Unterentwicklung ist Krieg“ musste Camara polarisieren. Unter Papst Franziskus, eineinhalb Jahrzehnte nach seinem Tod und nach einer langen globalen Finanzkrise, bekommen manche seiner Äußerungen einen neuen, aktuellen Klang.

Papst Johannes Paul II. (1978-2005) würdigte ihn in einem Kondolenzschreiben 1999 als „engagierten Seelsorger“ und erinnerte an seine „unzähligen pastoralen Aktivitäten“. Camara ist in der Kathedrale von Recife bestattet.

(kna - mg)

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21. November 2018, 10:03