Bischof von Istanbul: „Mit Geduld geht es voran“
„Wir sind da etwas fragil“, so der aus Mexiko stammende Franziskanerbischof, der seit zweieinhalb Jahren am Bosporus wirkt und gerade zu einer Tagung über Menschenrechte in Rom war. Allgemein gehe es den wenigen katholisch Getauften in der Türkei aber gut, „wir können gut leben“, so Tierrablanca.
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
„Wir Katholiken sind in der Türkei mit vier Riten präsent: Chaldäer, Syrer Armenier und Lateiner. Die Lateiner sind auf institutioneller Ebene benachteiligt, denn wir haben keinen legalen Status, im Unterschied zu den orientalischen Riten“, so der Bischof. „Andererseits berücksichtigt die Regierung unsere Anliegen. In den Grenzen des Möglichen können wir arbeiten, und wir wollen das weiterhin tun.“
Die Eigentumsfrage ist freilich zäh. „Die türkische Republik hat der katholischen Kirche (1923), als das ottomanische Reich gefallen ist, gesagt, sie verändert jetzt die Eigentumsverhältnisse. Doch bis jetzt ist sehr wenig geschehen. Das bereitet uns Schwierigkeiten beim Erhalten, beim Restaurieren, beim Nutzen. Andererseits wissen wir, der Orient ist 'alla turca', und mit etwas Geduld geht es voran. Man versteht, dass wir da Bedarf haben. Und langsam lässt man uns handeln.“
Türkei heute: Weniger als 20.000 Katholiken
In der Türkei leben heute weniger als 20.000 Katholiken. Das Zusammenleben mit einer stark islamisch geprägten Gesellschaft ist nicht spannungsfrei, aber überwiegend positiv, so Bischof Tierrablanca.
„Glücklicherweise ist in der Türkei der Islam nicht so radikal wie in anderen Ländern, vor allem arabischen Ländern, die das muslimische Gesetz haben. In der Türkei haben wir einen mehr säkularen Staat - mit Vorteilen für die Muslime, das ja, und das ist auch verständlich, weil sie die Mehrheit sind. Aber das gibt uns die Möglichkeit, mehr Verbindungen zu haben, auch offene Personen zu treffen, und wir haben diese guten Beziehungen.“
Die Franziskaner leben seit der historischen Begegnung des Franz von Assisi mit dem Sultan in Ägypten vor etwa 800 Jahren ihre Berufung, unter Muslimen zu sein und den Dialog zu suchen.
Am offensten für interreligiöse Begegnung in der Türkei seien auf muslimischer Seite die Sufi-Gemeinschaften, sagte der Franziskanerbischof. „Und wir können da einen Weg der Freundschaft und des Vertrauens gehen, nicht so sehr der Zusammenarbeit, aber der Begegnung schon. Wir können sehr gut leben in der Türkei. Wir können uns als das zu erkennen geben, was wir sind.“
Die Freundschaft trage über manche institutionelle Schwierigkeit hinweg, räumt der Bischof ein. Auf die Frage der Achtung der Menschenrechte in der Türkei möchte der Apostolische Vikar von Istanbul nur allgemein antworten.
„Auf institutioneller Ebene müssen wir sehen, was die Möglichkeiten sind, da muss man fragen und dazulernen. Aber mit den Menschen ist das Verhältnis sehr freundschaftlich. Das gibt uns viel Hoffnung. Die Sorge ist...Ich glaube, wir müssen mehr Bewusstsein schaffen für das interkulturelle Verhältnis. Denn oft haben die Leute kein Bewusstsein für ihre eigene Würde und wie sie zu entwickeln ist. In der interkulturellen Relation kann man dieses Bewusstsein besser teilen, man kann sich mehr dem öffnen, was das menschliche Leben verbessert.“
(vatican news)
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