Nicaragua: Bischöfe setzen auf Dialog
Seit Beginn der Krise in Nicaragua Mitte April versuchen die Bischöfe, aktiv zwischen den Regierungsbehörden und der Opposition zu vermitteln. Proteste gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie gegen staatliche Gewalt wurden von der Regierung Ortega brutal niedergeschlagen. Für die Gewalt macht der Präsident jedoch die Opposition und die Kirche verantwortlich. Erst im Oktober hatte der Leiter der Kommission für Religionsfreiheit des US-amerikanischen Außenministeriums, Samuel D. Brownback, die Situation der katholischen Priester in Nicaragua als „inakzeptabel“ bezeichnet.
In ihrer Adventsbotschaft fordern die Bischöfe das nicaraguanische Volk nun auf, sich nicht von schnellen Lösungen verführen zu lassen. Die Unterdrückung, Verfolgung und Manipulation der Nicaraguaner käme der Leugnung Gottes gleich. „Die Tränen des Volkes sind die Tränen Gottes. Im Tod, im Verschwinden von Menschen, in ungerechter Gefangenschaft, im erzwungenen Exil von Familien, in der Manipulation der Gewissens, vor allem durch die Medien und sozialen Netzwerke und in der Spaltung des Volkes wird Gott selbst geleugnet“, heißt es in dem Scheiben, das die zehn Bischöfe der Bischofskonferenz unter Leitung von Kardinal Leopoldo Brenes, Erzbischof von Managua, unterzeichnet haben.
Die Bischöfe sind besorgt über die wachsende Gewalt auf den Straßen. „Wir fragen uns, ob ein neuer Horizont für ein besseres Nicaragua möglich ist, wenn man bedenkt, wie alarmierend die Spirale der Gewalt im Land inzwischen geworden ist und wie stark selbst unter Brüdern der Wunsch nach Rache ist.“ Obwohl der nationale Dialog bisher keine Früchte getragen hat, plädieren die Bischöfe weiterhin für eine „friedliche Lösung“ der Krise, die das Land ins Chaos gestürzt hat.
Den Schleier der Gleichgültigkeit zerreissen
Der Dialog müsse darauf abzielen, neue Perspektiven zu eröffnen, wo es keine mehr zu geben scheint. Dies erfordere Mut, gegenseitigen Respekt und vor allem eine wahre Liebe zu Nicaragua. Die Botschaft, die die Bischöfe an die Regierung Ortega-Murillo richten, ist klar: „Ein guter Politiker trägt den Interessen aller Rechnung und nutzt die Gelegenheit zum Dialog in einem Geist der Offenheit.“ Angesichts der immer weiter ausufernden Krise müsse der Schleier der Gleichgültigkeit zerrissen werden und jeder die Verantwortung übernehmen, die ihm als Kind Nicaraguas zukomme, fordern die Bischöfe. Niemand dürfe angesichts des Schmerzes derer untätig bleiben, die – obwohl zu Gegnern geworden – nicht aufhörten, Geschwister zu sein. Das neue Nicaragua brauche gewaltfreie Führer, die „mit Gottes Hilfe die Ziele der Freiheit und Gerechtigkeit zurückerobern“.
Die Rückkehr zu den christlichen Wurzeln
Gebot der Stunde sei es nun, „nicht nur zu den nicaraguanischen, sondern vor allem auch zu den christlichen Wurzeln zurückkehren.“ Und das bedeute, „dass wir auf die Diskreditierungskampagnen, die die Vertreter der Kirche ins Visier nehmen, mit noch mehr Gebet, Buße und dem Zeugnis unseres Lebens antworten müssen,“ schließt die Botschaft der nicaraguanischen Bischöfe.
(vatican news - skr)
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