Ukraine: Bartholomaios appelliert an moskautreue Bischöfe
Dort soll es zur auch politisch brisanten Verabschiedung des Statuts einer neuen, geeinten ukrainischen Kirche kommen. Eine Entspannung des innerorthodoxen Konflikts in der Ukraine ist jedoch nicht in Sicht: Metropolit Onufrij und die meisten anderen ukrainisch-orthodoxen Bischöfe sandten die mit 1. Dezember datierten Briefe aus Konstantinopel ohne Antwort in den Phanar zurück, meldet die Stiftung „Pro Oriente“.
In den Briefen an die ukrainisch-orthodoxen Bischöfe wurde hervorgehoben, dass jeder Bischof einen Priester sowie einen Mönch oder Laien zum Konzil mitnehmen könne. Alle würden beim Statut sowie bei der Erstellung des Dreiervorschlags für die Wahl des Primas der neuen Kirche Stimmrecht haben. In einem beigelegten Schreiben von Bartholomaios I. an Metropolit Onufrij vom 12. Oktober wurde darauf hingewiesen, dass die Metropolie von Kiew „zu allen Zeiten“ zur Jurisdiktion der Mutterkirche von Konstantinopel gehört habe.
Nach der Wahl des Primas der neuen orthodoxen Kirche in der Ukraine werde Onufrij „in ekklesiologischer und kirchenrechtlicher Sicht“ nicht mehr den Titel eines Metropoliten von Kiew beanspruchen können, hieß es weiter. Onufrij könne aber am „Vereinigungskonzil“ teilnehmen und seine Kandidatur als Primas präsentieren.
Kritik an Einmischung der Politik
Am 7. Dezember tagte der Heilige Synod der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats in Kiew. In einer Resolution wurde beklagt, dass die Staatsmacht in der Ukraine unter Präsident Petro Poroschenko trotz aller Appelle weiterhin in das kirchliche Leben eingreife. Auch wurde festgehalten, dass der Patriarch von Konstantinopel keinerlei Recht habe, in der Ukraine kirchliche Versammlungen zu organisieren und die ukrainisch-orthodoxen Bischöfe dazu einzuladen.
Das „Vereinigungskonzil“ am 15. Dezember sei als eine „illegale Versammlung“. Niemand sei beauftragt, die ukrainisch-orthodoxe Kirche bei der Versammlung am 15. Dezember zu repräsentieren; alle dort getroffenen Entscheidungen würden als ungültig betrachtet.
Am 6. Dezember war auch der Heilige Synod des bisher als schismatisch betrachteten „Patriarchats von Kiew“ zusammengekommen. Bei dieser Versammlung wurde deutliche Kritik an den Vorstellungen Konstantinopels geübt. Unter anderem wurde festgestellt, dass nur die Bischöfe beim „Vereinigungskonzil“ das Stimmrecht haben könnten, nicht aber Priester, Mönche und Nonnen sowie Laien.
Poroschenko kündigte Vereinigungskonzil an
Im Präsidium des Konzils müsse „Patriarch“ Filaret Sitz und Stimme haben. Neuerlich wurde die Forderung erhoben, dass die neue orthodoxe Kirche in der Ukraine den Rang eines Patriarchats haben müsse, weil es sich um eine der größten orthodoxen Kirchen handle.
Dass die Gründung der neuen autokephalen (eigenständigen) ukrainischen orthodoxen Landeskirche am 15. Dezember in der Kiewer Sophienkathedrale stattfinden soll, hatte Staatspräsident Poroschenko vergangene Woche in Kiew bekanntgegeben. Die Ankündigung löste Überraschung aus, weil Poroschenko, der sich aus politischen Gründen seit längerem um eine Autokephalie bemüht, keine kirchlichen Versammlungen ankündigen kann.
(kap – sk)
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